Nächste Insolvenz bei Hülsta 280 Mitarbeiter betroffen – Insolvenzverwalter vor Ort

Hülsta meldet erneut Insolvenz an: Wirtschaftlicher Fortbestand „gefährdet“
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Das sich eintrübende Wetter war am Montagnachmittag (15.4.) Programm: Erst Anfang November war das Insolvenzverfahren von Hülsta beendet worden – gut fünf Monate später vermeldet der Möbelhersteller die nächste Hiobsbotschaft: Das Traditionsunternehmen geht in die nächste Insolvenz. Massive Umsatzrückgänge und externe Faktoren „gefährdeten den wirtschaftlichen Fortbestand“, teilte das Unternehmen am Nachmittag offiziell mit.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Dr. Christoph Morgen bestellt. Dieser war mit seinem Team am Montag selbst vor Ort, um sich ein Bild von der Gesamtsituation zu verschaffen. Erst jüngst war mit Dr. Stefan Hainke ein neuer Geschäftsführer eingesetzt worden.

Hülsta: Insolvenzantrag am Freitag eingereicht

Ein Blick in die Insolvenzbekanntmachungen am Freitag (12.4.) ließ bereits erahnen, was den Mitarbeitern am Montagmittag während einer Mitarbeiterversammlung verkündet werden sollte: Die MWS Westfalen Werke NDS GmbH & Co. KG und deren Komplementärin MWS Werke Westfalen GmbH aus Stadtlohn haben vor dem Amtsgericht Münster einen Insolvenzantrag eingereicht. Ein Statement aus dem Hause von Dr. Christoph Morgen bringt am Montagnachmittag Klarheit: Bei den beiden Gesellschaften handelt es sich um die zuvor unter Hülsta-Werke Hüls GmbH & Co. KG und Hülsta-Werke GmbH firmierenden Unternehmen.

Das Möbelmagazin Möbel Inside bringt es auf den Punkt: „Der Markenname ist zwar nicht mehr im Spiel, aber hemdsärmlig übersetzt würde man schon sagen: Hülsta ist erneut Pleite.“ Wie aus Mitarbeiterkreisen bekannt wurde, ist der Unternehmensname Hülsta bereits verkauft und darf nur noch bis zum 31. Juli 2024 von dem Stadtlohner Unternehmen verwendet werden. Ebenso sollen die gewerblichen Mitarbeiter schon im vergangenen Monat keinen Lohn mehr erhalten haben. Gerade bei langjährigen Mitarbeiterinnen sollen nach der Mitarbeiterversammlung Tränen geflossen sein.

Die Entscheidung erfolge vor dem Hintergrund „beträchtlicher Umsatzrückgänge sowie externer Faktoren, die den wirtschaftlichen Betrieb des Unternehmens gegenwärtig nicht ermöglichen“, heißt es in einem ersten Statement. Das Unternehmen sehe sich mit einer herausfordernden Marktsituation im Möbelsektor konfrontiert. Auch die Windhose, die kurz vor Weihnachten das Dach einer Hülsta-Produktionshalle beschädigte, habe ihren Teil zur Negativspirale beigetragen: Die dadurch bedingten Produktionsausfälle hätten die Lage „verschärft“, diese seien bisher nicht reguliert worden, so Geschäftsführer Dr. Stefan Hainke.

Die Geschäftsführung werde nun gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter Dr. Christoph Morgen daran arbeiten, wie es für den Möbelhersteller weitergehen kann. „Wir verschaffen uns einen Überblick über die aktuelle wirtschaftliche Situation und bemühen uns um Insolvenzgeld für die insgesamt rund 280 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, erklärte der Insolvenzverwalter.

Stadt sagt Unterstützung zu

Auch Bürgermeister Berthold Dittmann war eng eingebunden in die Entwicklungen. „Diese Nachricht trifft mich natürlich nicht nur als Bürgermeister, sondern auch als Wirtschaftsförderer“, erklärte er auf Nachfrage. Die Signale aus der Möbelbranche hätten sich aber abgezeichnet und träfen nun einen „kränkelnden und damit anfälligeren Patienten“. „Als Stadt haben wir natürlich wenig Möglichkeiten. Wir unterstützen, wo wir können. Wie beim letzten Mal“, sagte der Bürgermeister. Vor allem gelte es, Perspektiven für die Beschäftigten zu schaffen.

Benjamin Pankow, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Bocholt, verweist ebenso auf die schwierige Situation gerade in der Möbelbranche. Ziel sei es primär, gemeinsam mit Betriebsrat und Insolvenzverwalter eine „akzeptable Lösung für alle Beteiligten“ auszuarbeiten: „Wir werden in den kommenden Tagen gemeinsam entscheiden, wie wir die Sache angehen.“

Kurzer Rückblick: Der „Turnaround“ sei geschafft – mit dieser Nachricht ging Hülsta erst Anfang November mit dem neuen CEO Mike Hemmerich an die Öffentlichkeit. Mitte Oktober war bekannt geworden, dass der bisherige Geschäftsführer und Alleingesellschafter Dr. Thomas Knecht das Unternehmen verlassen hatte. Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ging aus diesem Grund in eine Regelinsolvenz über, die eben am 9. November beendet wurde.

Neuer Geschäftsführer wurde eingesetzt

Ende 2022 hatten 229 von damals 580 Mitarbeitern nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens über die Hülsta-Werke ihre Beschäftigung verloren. Ihnen wurde der Übertritt in eine Transfergesellschaft angeboten, um sie vor der unmittelbaren Arbeitslosigkeit zu schützen. Einige Beschäftigte konnten vorzeitig in den Altersruhestand wechseln.

Anfang 2023 war bekannt geworden, dass der angeschlagene Möbelhersteller das Werk in Ottenstein schließt und die Produktion am Heimatstandort in Stadtlohn zusammenlegt. Für Aufsehen sorgte das Unternehmen, als im Frühjahr 2024 ein namhafter Luxus-Küchenhersteller aus Warendorf gekauft und im Sommer ein millionenschwerer Sponsoringvertrag mit dem FC Schalke 04 eingegangen worden war. Warendorf Küchen ist mittlerweile insolvent und der Vertrag mit dem Fußballzweitligisten wurde durch den Verein aufgekündigt.

Ende März 2024 folgte mit Dr. Stefan Hainke ein neuer Geschäftsführer. Und dieser musste als einer der ersten Amtshandlungen nun den „Gang“ Richtung Amtsgericht Münster „antreten“.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 15. April 2024.