Benoit Riboteaux und Lisa Marques haben auf künstliche Intelligenz vertraut. Nun sind sie von der Realität begeistert. Die beiden jungen Schweizer eröffnen gerade in Montreux ein Möbelstudio. Auf der Suche nach erstklassigen Herstellern befragten sie ChatGPT. Eine Antwort lautete: Hülsta in Stadtlohn.
„Die Auswahl hier ist großartig“, sagt Benoit Riboteaux. Besonders die Küchen haben es ihm angetan. Mit hochwertigen Küchen habe er bereits Erfahrungen sammeln können sagt der Schweizer – „aber in so einer optischen Qualität habe ich noch keine gesehen.“

Das hört Anika Lechtenberg gerne. Sie ist „Head of Design“ beim Stadtlohner Markenmöbel-Hersteller. Sie entscheidet in Abstimmung mit Verkauf, Produktion und Fachhändlern über das Aussehen der Wohnwelten von Morgen. Und die werden im Rahmen der Hülsta-Hausmesse vom 14. bis 21. September auf 6000 Quadratmetern Ausstellungsfläche gezeigt.
Die beiden Schweizer sind nur zwei von rund 60 bis 80 Fachhändlern und Vertretern von Einkaufsverbänden aus ganz Deutschland, aus Österreich und Belgien, aus der Schweiz und den Niederlanden, die täglich die Hausmesse besuchen. „Die Resonanz ist durchweg gut“, sagt Anika Lechtenberg.

Die Auftragslage bezeichnet Dr. Thomas Knecht, Alleingesellschafter und Geschäftsführer, als „moderat“. Damit könne Hülsta aber in einem allgemein schwierigem Marktumfeld durchaus zufrieden sein. „Wirtschaftskrise und zum Beispiel die Heizungsdiskussion dämpfen das Konsumklima“, so Thomas Knecht.
Hülsta könne zuversichtlich in die Zukunft schauen, nachdem der Sanierungsplan von der Gläubigerversammlung einstimmig gebilligt wurde. Knecht: „Wir sind auf dem richtigen Weg. Der Rückbau ist abgeschlossen.“
Herzenssache
Mit der Schließung des Standortes in Ottenstein wurde die Produktionsfläche von 320.000 auf 200.000 Quadratmeter reduziert. Im Zuge der jetzt fast abgeschlossenen Eigeninsolvenz waren 229 der 580 Mitarbeiter entlassen worden.
„Wir haben das nicht gemacht, weil es lustig ist. Es war der einzige Weg, das Unternehmen in die Zukunft zu führen“, sagt Thomas Knecht. Anika Lechtenberg sagt: „Die allermeisten Kolleginnen und Kollegen wollen jetzt nicht mehr in den Rückspiegel schauen, sondern nach vorne. Hülsta ist für viele eine echte Herzenssache.“

Den Umbruch sieht Anika Lechtenberg durchaus auch als Chance, das Design zu „entstauben“. Sie sagt: „Wir sind direkter und einfacher geworden.“ Über die Jahrzehnte hatte sich ein komplexes Geflecht aus Typen und Farben entwickelt, das jetzt entschlackt worden sei. „Wir haben jetzt zum Beispiel nicht mehr sieben Weißtöne, sondern nur noch einen: Reinweiß“, so die Design-Chefin.
Produktionstechnisch und in der Lagerhaltung sei die Entschlackung der Auswahlmöglichkeiten ein großer Vorteil, sagt Thomas Knecht. Anika Lechtenberg ergänzt, dass es auch für Verkäufer und Kunden einfacher werde, Farben und Möbellinien zu kombinieren, wenn man nicht Gefahr laufe, Weißtöne zu kombinieren, die nicht zueinander passen.
Hülsta-Küchen neu im Sortiment
Ganz neue Perspektiven ergeben sich für Hülsta aus dem Küchensegment, das in diesem Jahr auf der Hausmesse erstmals gezeigt wird. Möglich gemacht hat es die Übernahme des renommierten Küchenherstellers Warendorf Küchen im Frühjahr 2023.
„Jetzt sind wir der erst Vollsortimenter der Branche, der das ganze Spektrum der Lebenswelten abdeckt – Wohnen, Küche, Bad und Schlafen“, sagt Thomas Knecht. Das sei für viele Kundinnen und Kunden attraktiv, weil heute offener gewohnt werden. Anika Lechtenberg nennt es „durchwohnen“: Küche, Wohn- und Esszimmer seien oft längst miteinander verschmolzen.
Individueller Ojektbau
Und noch eine neue Weichenstellung. Hülsta legt sein klassisches Programm „Spectrum“ in neuem Gewand wieder auf. In der „Eckpreislage“ soll Spectrum Hülsta-Möbel für breitere Schichten erschwinglich machen.
Anika Lechtenberg sagt: „Wir wollen auch wieder die Mittelschicht erreichen.“ Sie vergleicht Spectrum mit einem wertigen Konfektionsanzug. Im höherpreisigen Segment seien beispielsweise Programme „Navis“ oder „Neo“ die „Maßanzüge“. Hülsta soll beides bieten.
Thomas Knecht sagt: „Wir haben die Kapazität zurückgefahren, nicht aber die Kompetenz. Die Sanierung ist auf dem richtigen Weg.“ Dazu zählten auch neue Aufträge im individuellen Objektbau: Einrichtungen für Apartmentanlagen, Studentenwohnheime und Kreuzfahrtschiffe.