Der Stadtlohner Möbelhersteller Hülsta will seine „Stärken stärken“. Und das nicht nur bei der aktuellen Hausmesse, den Partnertagen. Dieser Leitsatz zieht sich wie ein Roter Faden durch das ganze Unternehmen.
Die Marke Hülsta hat einen riesigen Bekanntheitsgrad. „45 Prozent der Menschen assoziieren mit Hülsta aber Küchen, obwohl wir nie welche hatten“, sagt Geschäftsführer Andreas Bremmer. Das gehe sogar so weit, dass Menschen behaupteten, eine Hülsta-Küche zu besitzen. Für Bremmer, der seit 28 Jahren im Unternehmen und seit einem Jahr an der Spitze aktiv ist, eine Herausforderung, der er sich auf ganz unterschiedlichen Feldern widmen möchte. So werden auf der Möbelmesse in Köln im Januar 2019 nicht nur erstmals Badezimmer aus Stadtlohn zu sehen sein, sondern vermutlich auch Küchen.
Spielmöglichkeiten
Die eigenen Stärken zu stärken, heißt für ihn, auf dem bereits Vorhandenen aufzubauen, es zu pflegen – „auf höchstem Level“: „Es gab viel zu viele Neuheiten, wir brauchen nicht ständig neue Produkte, deren Entwicklung zudem noch sehr viel Geld kostet.“ Die „starken“ Hülsta-Möbel böten schon jetzt so viele „Spielmöglichkeiten“, die es bekannt zu machen, gelte.
Auch das ist ein Teil aus Bremmers Anspruch, die Restrukturierungsphase, in der man sich seit einigen Jahren befindet, positiv abzuschließen und in zwei Jahren wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Derzeit sieht er die Firma mit rund 750 Mitarbeitern bei der Restrukturierung auf gutem Kurs.

© Christiane Hildebrand-Stubbe
Die Konsequenzen aus Brenners Anspruch reichen in viele Richtungen, betreffen nicht nur den Ausbau der Produktlinien mit der Premiummarke Hülsta und Now by Hülsta, die Adresse an junge Käufer.
Was aber will Andreas Bremmer anders machen, als seine Vorgänger, die in den letzten fünf Jahren so häufig wechselten? Die Segmenterweiterung gehöre für ihn dazu, aber noch mehr. Und: „Wir schauen noch stärker auf den internationalen Markt, auf neue Märkte in Asien und Osteuropa zum Beispiel, wollen die Exportmärkte weiter entwickeln.“ Nach wie vor setzt er auf China als Markt mit dem größten Wachstumspotenzial.
Weiteres Stichwort auf seinem Weg ist „Zeitgeist“. Zum einen hätten sich die Lebennsgewohnheiten der Menschen stark verändert, sie zögen häufiger um, sagt der Geschäftsführer. Darauf reagiert man mit mehr Flexibilität der Möbel, bietet den Kunden maßgeschneiderte, individuelle und auch variable Lösungen an. Überhaupt will Bremmer die Wünsche der Kunden stärker berücksichtigen: „Wir hören auf die Kunden.“
Möbel und Zeitgeist
Und die gehen auch in ihrem Kaufverhalten neue Wege. Den wachsenden Online-Handel will Hülsta auch durch entsprechende versandfertige Möbelteile unterstützen. Das schließt auch eine Optimierung und den Ausbau der Produktionsabläufe sowie weitere Investitionen in den Maschinenpark mit ein.
Auch personell wurden im Rahmen der Restrukturierung Weichen gestellt, wurden Spezialisten, wie Bremmer sagt, ins Haus geholt, Schlüsselpositionen neu besetzt. Wie mit der neuen Marketingchefin Birte Farin, seit drei Monaten im Leitungsteam, die auch ihre Abteilung neu ausrichtet.
Basis der crossmedialen Marketingstrategie sei es, die Marke Hülsta weiter deutlich zu positionieren: „Wir sind aber schon so stabil, dass wir in Köln zum ersten Mal mit zwei Messeständen vertreten sind.“
An Schwächen arbeiten
Wenn aber so viel von den Stärken des Unternehmens die Rede ist, wie ist es um die Schwächen bestellt? „Natürlich gibt es auch bei uns welche, daran müssen wir weiter arbeiten“, sagt Andreas Bremmer. Die Bußgeldzahlungen, die das Bundeskartellamt gegen fünf Möbelhersteller, darunter auch Hülsta, wegen illegaler Preisdurchsetzung im Jahr 2016 erließ, habe die Firma in ungünstiger Zeit getroffen, das habe man aber inzwischen verarbeitet: „Wir haben aus Fehlern gelernt.“
Und das aktuelle Verkaufsangebot von Halco in Coesfeld, einem Tochterunternehmen der Hüls-Gruppe, das gerade im Netz kursiert? Zu einem Kaufpreis von 5,450.000 Euro werden dort Büro und Produktionshalle angeboten. „Das berührt Hülsta überhaupt nicht“, versichert Bremmer.
Kein Kommentar zum Verkauf
Zum Verkauf der Hüls-Unternehmensbereiche Loddenkemper und Femira will sich der Hülsta-Geschäftsführer nicht äußern: „Das ist allein die Angelegenheit der Hüls-Gruppe.“ Die hat allerdings in einer Presseerklärung am Freitag den Verkauf an die Unterenehmer-Familie Wiemann, die am Standort Georgsmarienhütte täglich 400 bis 500 Schlafzimmer weltweit liefert, auch mit der Konzentration auf die Dachmarke „Hülsta“ begründet.
Seit über 30 Jahren dem Medienhaus treu verbunden geblieben, zunächst in Steinfurt und jetzt in Ahaus. Hegt eine Leidenschaft für gute Geschichten, Menschen und ihre Schicksale.
