Holocaust Neue Stolpersteine erinnern an verfolgte und ermordete Stadtlohner Juden

Neue Stolpersteine erinnern an NS-Verfolgte aus Stadtlohn
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Sechs neue Stolpersteine werden am Montag (18. Dezember) in Stadtlohn verlegt. Vier erinnern an die verfolgte und nach Polen ausgewiesene jüdische Familie Sturmlaufer. Der fünfte Stolperstein ehrt Vikar Johannes Klumpe. Der Geistliche aus Stadtlohn war vier Jahre als Häftling im KZ Dachau, weil er sich im Religionsunterricht für die Juden ausgesprochen hatte. Der sechste Stolperstein ist der in Ravensbrück ermordeten Elisabeth Kaiser gewidmet.

Der Kölner Künstler Gunter Demnig beginnt am Montag um 12.30 Uhr an der Rezepterstraße 7 mit der Verlegung. Dort wird mit vier Steinen an die Familie Sturmlaufer erinnert. Anschließend wird jeweils ein Stein vor der alten Vikarie (Dufkampstraße 12) für Vikar Johannes Klumpe und ein weiterer an der Hagenstraße 3 für Elisabeth Kaiser verlegt.

Vikar Johannes Klumpe
Vikar Johannes Klumpe © VHS-Arbeitskreis Geschichte

Rund 30 Stolpersteine hat der aus Köln stammende Künstler bereits auf Einladung des VHS-Arbeitskreises Geschichte 1933 bis 1945 in Stadtlohner Gehwegen verlegt. Auf kleinen Messingplatten erinnern sie an die Lebens- und Leidensgeschichten der vor über 70 Jahren verfolgten und ermordeten jüdischen Mitbürger.

Auf einem Faltblatt hat der Arbeitskreis die Verlegeorte aufgeführt. Dort findet sich auch ein kurzer Abriss der Geschichte jüdischen Lebens in Stadtlohn: Bereits um 1669 ließen sich die ersten Juden dauerhaft in Stadtlohn nieder. Im 18. Jahrhundert wuchs die Zahl der Familien auf sechs. Damit gehörte Stadtlohn vorübergehend zu den größten jüdischen Gemeinden des Münsterlandes.

Elisabeth Kaiser (hier ein Foto aus ihrer Kindheit)
Elisabeth Kaiser (hier ein Foto aus ihrer Kindheit) wurde am 5. Januar im Alter von 31 Jahren im KZ Ravensbrück ermordet. © Archiv

Die Familien lebten in der Regel vom Viehhandel, vom Metzger- und Gerberhandwerk sowie vom Textil- und Altmaterialhandel und waren in die Stadtgesellschaft voll integriert. 1933 wohnten etwa 50 Menschen jüdischen Glaubens in der Stadt, die damals rund 6500 Einwohner zählte.

Mit dem Beginn des nationalsozialistischen Regimes am 30. Januar 1933 begann auch auf Ortsebene die Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung. Die Gefährdung der Existenzgrundlage und die zunehmenden Demütigungen veranlassten viele Mitglieder der Gemeinde bis zum Jahr 1939 zur Auswanderung. 1941 wurden die letzten zehn jüdischen Bewohner Stadtlohns nach Riga deportiert. Die meisten von ihnen wurden ermordet.

Schülerinnen und Schülern der Herta-Lebenstein-Realschule gestalten die Gedenkveranstaltung am Montag musikalisch. Alle Stadtlohnerinnen und Stadtlohner sind zu der Stolpersteinverlegung eingeladen.

Am 10. Dezember 1941 wurde dieses Foto in der Poststraße aufgenommen. Es zeigt die letzten zehn jüdischen Stadtlohnerinnen und Stadtlohner vor ihrer Deportation.
Am 10. Dezember 1941 wurde dieses Foto in der Poststraße aufgenommen. Es zeigt die letzten zehn jüdischen Stadtlohnerinnen und Stadtlohner vor ihrer Deportation. © Archiv