Helga Nitschke war eine „außergewöhnliche Persönlichkeit“, die für ihre Mitmenschen „viel bewegt“ habe. Stets zurückhaltend, bescheiden. Ihre ausgeglichene und freundliche Art werde allen Freunden und Bekannten in guter Erinnerung bleiben. Gleichsam vielen ehemaligen Schülerinnen und Schülern.
In wenigen Worten beschreibt Hans Stelzig, selbst pensionierter Lehrer, den Charakter von Helga Nitschke. Im Alter von 82 Jahren ist die Stadtlohnerin gestorben.

Ein Bauernkotten war es seinerzeit, der sie aus Kirchhellen nach Stadtlohn gezogen hatte. Dort schaffte sich Helga Nitschke gemeinsam mit ihrem Mann Bernhard, einem waschechten Berliner, eine neue Heimat. Vielen wurde sie bekannt als beliebte Grundschullehrerin. Außergewöhnlich war ihr ehrenamtliches Engagement.
Insbesondere unterstützten Helga und Bernhard Nitschke die Partnerschaft zwischen der Gemeinde St. Ignatius Lassia Tuolu in Ghana und der St.-Otger-Kirchengemeinde. In ihrem gastlichen Haus empfingen die Eheleute Nitschke häufig Gäste aus Ghana, selbst waren sie oft in Afrika, um sich vor Ort von der Entwicklung der Hilfsprojekte zu überzeugen.
Viele Projekte der Losbergschule
Eine besondere Beziehung pflegte die Stadtlohnerin nicht nur zur Hilgenberg-, sondern auch zur Losbergschule, an der Mann Bernhard tätig war. Dort war sie Mitglied im Schullandheim, sie kochte für die Helfer und pflegte das Haus über 25 Jahre lang. Bei allen Weihnachtsbasaren half sie kräftig mit. Die Grundschulpädagogin war zudem im Büchereirat St. Otger.

Ebenso betreute Helga Nitschke die Jugendfahrten der Pfarrjugend, indem sie für die langen Fahrten im sogenannten Abenteuerbus vorkochte. „So war es möglich, preiswerte Reisen zu organisieren“, berichtet Hans Stelzig. Den umgebauten Bus fuhr Lehrer Werner Klein. Reiseziele waren zum Beispiel England, Schweden, Norwegen, Italien und Island.

Allen Mitgliedern des Kegelclubs in sehr guter Erinnerung werden die Weltreisen bleiben, die Helga Nitschke akribisch vorbereitete, berichtet Hans Stelzig. Es ging von Griechenland und der Türkei über Tunesien bis hin nach China. Zu Zeiten des Umbruchs in Polen schickten die Nitschkes Medikamente und Lebensmittel in die Residenz von Johannes Paul, dem späteren Papst. Drei päpstliche Segenswünsche sind Zeugnis davon.
Viel erreicht in Ghana
Das besondere ehrenamtliche Engagement von Helga und Bernhard Nitschke würdigte die Stadt Stadtlohn im September 2016 mit der Verleihung der Stadtplakette – insbesondere eben für ihr Engagement für 30 Jahre Unterstützung der Partnerschaft mit der Gemeinde St. Ignatius Lassia Tuolu in Ghana sowie die Organisation vieler Hilfstransporte zwischen 1985 und 2015.
Die Nitschkes betonten seinerzeit, dass dieses Projekt nur dank vieler Wegbegleiter gestemmt werden konnte. „Dieses unermüdliche Wirken hatte aber immer einen Motor und Organisator: die Eheleute Helga und Bernhard Nitschke“, erklärte Bürgermeister Helmut Könning.

Die hohe Wertschätzung, verbunden mit großer Dankbarkeit, drücken auch die vielen Beileidsbekundungen aus. Ehemalige Schüler bringen diese auf den Punkt: „Eine ganz tolle Lehrerin und ein prägender Mensch. Unvergesslich.“ Und: „Der Himmel ist nun um einen sehr herzlichen und warmen Menschen reicher.“

Serie Unvergessen
- Das Leben endet, die Erinnerung nicht: Mit der Serie Unvergessen möchten wir Geschichten erzählen, die das Leben geschrieben hat – und zwar über ganz gewöhnliche Menschen. Ganz gleich, ob sie vor kurzem oder bereits vor einigen Jahren verstorben sind.
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