Neue Harrierbrücke wird bald eröffnet Betonbauwerk soll Stadtlohn vor Hochwasser schützen

Harrierbrücke bald befahrbar: Betonbauwerk schützt Stadt vor Hochwasser
Lesezeit

Ein Jahr nach dem Abriss der alten und maroden Ziegelsteinbrücke in Estern ist das neue, massive Betonbauwerk fast fertiggestellt. Doch noch ist die Baustelle weiträumig abgesperrt.

„Es gibt noch einiges zu tun“, sagt Marie Theres Dersken, Mitarbeiterin des Fachbereichs Umwelt, Planen und Bauen der Stadt Stadtlohn. Die Fahrbahn über die Brücke muss noch gebaut werden. Die Stahlspundwände, die die Baustelle vor der Strömung schützen, ragen noch rostbraun aus dem Berkelwasser. Sie werden mit dem Schneidbrenner abgetrennt.

Frontalansicht der neuen Harrierbrücke
Der Durchlass unter der Harrierbrücke ist so eng bemessen, dass sich hier im Hochwasserfall das Berkelwasser aufstaut. © Stefan Grothues

Eine gute Nachricht hält Marie Theres Derksen für die Osterausflügler bereit. „Zu den Osterferien wird die Brücke freigegeben.“ Das wird viele Spaziergänger und Fahrradfahrer freuen. Denn während der Autoverkehr über die Harrierbrücke vergleichsweise spärlich ist, ist das Berkeltal in Estern bei Spaziergängern und Fahrradausflüglern sehr beliebt.

Und mancher von ihnen wird sich möglicherweise über die Massivität der neuen Brücke wundern. Ist das denn notwendig gewesen? Marie Theres Derksen sagt „Ja“. Denn die neue Brücke verbindet nicht nur die beiden Berkelufer. Sie ist ein Baustein zum Schutz der Innenstadt vor möglichen Hochwasserkatastrophen.

Seitenansicht der neuen Harrierbrücke
Die Sohl- und Uferbereiche an der Brücke müssen noch befestigt werden. © Stefan Grothues

Und das funktioniert so: Sollte die Berkel bei Hochwasser anschwellen, wirkt die Brücke wie ein Drosselbauwerk. „Das funktioniert ohne Schieber oder mechanische Vorrichtungen“, erklärt Marie Theres Derksen. Vielmehr sei der Durchlass unter der Brücke einfach eng gestaltet.

Dadurch staut sich das Wasser im Hochwasserfall vor der Brücke und überflutet tieferliegende Uferbereiche. Diese sogenannten Retentionsräume wirken wie ein Puffer. Hier richtet das Hochwasser weniger Schaden an als in der dichtbebauten Innenstadt. 30.000 bis 40.000 Kubikmeter Berkelwasser können in den Retentionsräumen zurückgehalten werden.

Straßendamm wird erhöht

Zu diesem Zweck wird der Straßendamm jetzt noch auf einer Länge von rund 400 Metern um einen halben Meter erhöht werden. Steigt das Hochwasser noch weiter an, wird das Berkelwasser kontrolliert in vorgesehenen Bereichen über den Straßendamm und das Drosselbauwerk hinwegströmen.

So oder so, im Hochwasserfall wirken auf das Drosselbauwerk enorme Kräfte ein, denen der Stahlbeton trotzen muss. Um Unterspülungen zu verhindern, müssen im Sohlbereich des Flusses weitere Befestigungen aus Beton und Wasserbaustein angebracht werden, sagt Marie Theres Derksen.

Bürgermeister Berthold Dittmann und Fachbereichsleiter Mathias Pennekamp im Februar 2022 auf der alten Harrierbrücke kurz vor dem Abriss.
Bürgermeister Berthold Dittmann und Fachbereichsleiter Mathias Pennekamp haben im Februar 2022 die Harrierbrücke kurz vor ihrem Abriss noch einmal in Augenschein genommen. © Stefan Grothues

Im Wald an der Harrierbrücke werden in Kürze noch die Motorsägen aufheulen. Spaziergänger und Naturfreunde müssen aber keinen Kahlschlag befürchten. Es werden nur 30 Fichten und 3 Lärchen in Berkelnähe gefällt. Anderfalls könnten könnten die Fichten nach Angaben der Stadtverwaltung bei Sturm umfallen und das Drosselbauwerk verstopfen.

Der Umwelt- und Bauausschuss hat der Maßnahme zugestimmt. Eine Nachpflanzung ist nicht vorgesehen. Nach den Festsetzungen des Landschaftsplans soll sich der Wald in diesem Bereich natürlich entwickeln.