Günter Wewers wird mit besonderer Feuerwehr-Ehrung überrascht „Das hat mich umgehauen“

Fast 25 Jahre an der Spitze der Feuerwehr: Günter Wewers ausgezeichnet
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Die Generalversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Stadtlohn neigte sich schon dem Ende entgegen, als es Günter Wewers dann doch noch einmal mulmig wurde. „Bis dahin war alles nach Plan und völlig unverdächtig gelaufen“, erinnert sich der Wehrführer einige Tage später im Gespräch mit der Redaktion.

Doch Bezirksbrandmeister Oliver Wegner hatte noch eine Überraschung in einer „besonderen Angelegenheit“ vorbereitet. „Nach einiger Zeit dämmerte mir: ‚Ach du je, jetzt meint er mich!‘“, erzählt Günter Wewers weiter. So war es tatsächlich, denn der Bezirkschef hatte das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold dabei – eine der höchsten Auszeichnungen für Feuerwehrleute überhaupt.

Mit 17 zur Feuerwehr

„In Würdigung hervorragender Leistungen auf dem Gebiet des Feuerwehrwesens“, steht auf der Urkunde, die der 61-Jährige zusammen mit dem Ehrenkreuz erhalten hat. „Ich vermute, dass mich meine beiden Stellvertreter dafür vorgeschlagen haben“, sagt der Stadtbrandinspektor, den viele auch als Ersten Beigeordneten der Stadt Stadtlohn kennen dürften.

Und obwohl es ihn sonst nicht unbedingt immer in die erste Reihe ziehe, habe ihn die überraschende Auszeichnung „dann schon berührt und sogar umgehauen. Denn das Ehrenkreuz wird wohl nicht allzu oft verliehen.“ Auf jeden Fall nicht automatisch nach einer bestimmten Zeit im Dienst.

Eine Urkunde für Günter Wewers.
Bereits 2021 unterzeichnete der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes die Urkunde für Günter Wewers. Auch ein Grund für die Verzögerung: die Corona-Pandemie. © Marek Neppl

Wenngleich Günter Wewers‘ Vita sich vor allem in diesem Bereich beeindruckend liest. „1979 bin ich mit 17 Jahren in die Feuerwehr eingetreten, damals ganz unbefangen“, erzählt der Stadtlohner.

Als der damalige Leiter der Feuerwehr wenige Jahre später starb, rückte Günter Wewers bereits mit Anfang 20 in die Wehrführung auf, zunächst als Geschäftsführer. „Ich fand das auch als junges Bürschchen schon sehr interessant, diese Verantwortung zu übernehmen. Auch der Papierkram hat mir Spaß gemacht“, erinnert sich der 61-Jährige mit einem Lachen.

Auch der Tod gehört dazu

1998 wurde er stellvertretender Wehrführer und 2000 dann, mit 38 Jahren, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Stadtlohn. Dreimal ist er bis heute wiedergewählt worden, das macht knapp 24 Jahre oder fast ein Vierteljahrhundert an der Spitze.

„Ein bisschen bekloppt muss man schon sein, denn so lange bleibt normalerweise kein Wehrführer im Amt“, sagt Günter Wewers mit einem Augenzwinkern. Und doch weiß er genau, weshalb die Feuerwehr für ihn so eine Lebensaufgabe geworden ist.

Es sind die Argumente, mit denen er heute auch junge Menschen von einem Engagement bei der Feuerwehr überzeugen will: „Du erlebst eine unvergleichliche Kameradschaft, weit über Einsätze und Pflichtübungen hinaus. Und in den Einsätzen kannst du dann Menschen in Not helfen, die deine Hilfe auch wirklich brauchen. Da brauchst du gar kein Schulterklopfen mehr.“

Und doch ist es auch Teil der Realität, dass nicht jedem Menschen auch tatsächlich geholfen werden kann. Schwere Verletzungen und auch der Tod gehören zur Feuerwehrarbeit dazu. „Ich kann mich noch gut an meinen ersten Toten im Einsatz erinnern. Der saß noch hinter dem Steuer seines Autos. Das sind Bilder, die bleiben“, bekennt Günter Wewers.

Auch der schwere Arbeitsunfall in einer Stadtlohner Töpferei im vergangenen September, infolgedessen ein Mann mit seinem Arm in einer Presse feststeckte, sei vielen im Gedächtnis geblieben. „Da hat ein Team des Ahauser Krankenhauses ja noch vor Ort eine ambulante Not-OP durchgeführt“, erinnert sich der Stadtlohner.

Mit „langer Leine“ zum Erfolg

Potenziell traumatisierende Erlebnisse, mit denen in der Stadtlohner Feuerwehr niemand alleine klarkommen muss. Ein Punkt, der dem Wehrführer besonders am Herzen liegt: „Das Netz ist immer gespannt. Hier wirst du niemals alleingelassen.“ Genau für solche Fälle gebe es ja schließlich auch das Team der Psychosozialen Unterstützung (PSU). „Das hilft ungemein“, weiß Günter Wewers.

Aus den Händen von Bezirksbrandmeister Oliver Wegner erhielt Günter Wewers (l.) die besondere Auszeichnung. Auch Bürgermeister Berthold Dittmann (im Hintergrund) applaudierte.
Aus den Händen von Bezirksbrandmeister Oliver Wegner erhielt Günter Wewers (l.) die besondere Auszeichnung. Auch Bürgermeister Berthold Dittmann (im Hintergrund) applaudierte. © privat

Sich auf die Kollegen verlassen zu können – das ist auch, was der Wehrführer selbst am meisten an der Stadtlohner Feuerwehr schätzt: „Alle Aktiven, inzwischen sind es 134, sind eine echte Stütze. Du musst dich nicht durch alles selbst durchkämpfen. Ich glaube, ich bin auch immer gut damit gefahren, den anderen eher eine lange Leine zu lassen.“ Nur ein gutes Team lasse letztlich auch den Chef in einem guten Licht dastehen.

Und so sind es dann auch die Weiterentwicklungen im personellen Bereich, die Günter Wewers als die wichtigsten Errungenschaften seiner 24 Jahre als Wehrführer ansieht. „Zum einen schaue ich auf die Frauen bei uns in der Feuerwehr. Das war am Anfang noch ein ziemliches Kuddelmuddel. Jetzt haben wir zehn Frauen bei uns und es läuft wirklich richtig gut“, freut er sich.

Neue Wache als Meilenstein

Ein anderer Punkt: die Jugendfeuerwehr. „Die haben wir vor zehn Jahren gegründet und sie ist die Nachwuchsschmiede schlechthin. Allein in diesem Jahr sind wieder neun junge Feuerwehrleute aufgerückt, das ist wirklich Wahnsinn“, schwärmt Günter Wewers weiter.

Sollte er irgendwann einmal die Leitung der Feuerwehr in andere Hände geben, muss sich sein Nachfolger um den Fortbestand der Einheit wohl keine Sorgen machen. Der Neubau der Wache vor wenigen Jahren sorgt zumindest schon einmal für die richtige Infrastruktur.

„Ich habe ja tatsächlich wohl als einer der Wenigen in der Feuerwehr noch drei verschiedene Wachen kennengelernt“, lacht Günter Wewers. Noch so ein Beweis dafür, dass es sich bei dem 61-Jährigen um ein echtes – und mittlerweile auch hochdekoriertes – Urgestein handelt.