Stadtlohn braucht Gewerbeflächen – ein Dauerthema. Mit dem Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan zur Erweiterung des Gewerbegebiets Hegebrockstraße hat der Umwelt- und Bauausschuss (27.11.) nun den Weg frei gemacht. Gleichsam laufen die Arbeiten zur Verlegung der Garwerts Mähre auf Hochtouren.
Läuft alles weiter nach Plan, so sollen schon bald die Grundstücke vergeben werden. Zum Quadratmeterpreis gab es im Haupt- und Finanzausschuss (HFA) tags darauf eine durchaus lebhafte Diskussion.
Insgesamt stehen der Stadt Stadtlohn am Westfalenring rund 39.000 Quadratmeter Gewerbefläche zur Vermarktung an Unternehmen zur Verfügung. In der Sitzung des HFA im Mai 2022 waren einheitliche Vertragsbedingungen beim Verkauf von Gewerbeflächen beschlossen worden. Verankert werden solle in diesem Falle vor allem wieder eine Selbstnutzungsverpflichtung, so steht es in der Vorlage. So soll denkbaren Spekulationsvorhaben ein Riegel vorgeschoben werden.
Stadt subventioniert Flächen
Zum Preis: Grundsätzlich handelt es sich bei Gewerbeflächen um seitens der Stadt Stadtlohn subventionierte Flächen. Heißt: Aus Gründen der Wirtschaftsförderung wird es hingenommen, dass der Kaufpreis für Gewerbeflächen günstiger ist als die Anschaffungs- und Herstellungskosten der Gewerbefläche.
Diese Flächen sollen Unternehmen zur Ansiedlung oder Erweiterung des bestehenden Unternehmens und zur Schaffung von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen dienen.

Bei den letzten Grundstücksgeschäften bei Gewerbeflächen wurde ein Kaufpreis von 60 Euro/Quadratmeter inkl. Erschließungskosten erzielt. In Nachbarkommunen werde derzeit ein Kaufpreis zwischen 50 und 65 Euro/Quadratmeter aufgerufen, heißt es.
Aufgrund der erheblich gestiegenen Kosten für die Erschließung wurde in der HFA-Sitzung im September 2024 ein Ablösebetrag für Erschließungs- und Kanalanschlussbeiträge in Gewerbegebieten in Höhe von 25 Euro/Quadratmeter festgesetzt. Entsprechend schlage die Verwaltung einen einheitlichen Kaufpreis von 80 Euro/Quadratmeter einschließlich des Ablösebetrages vor.
Das nahm die FDP-Fraktion mit Namen von Andrea Wiggering-Cirkel zum Anlass, auf 90 Euro/Quadratmeter zu „erhöhen“: „Für uns sind 80 Euro nicht genug.“ Man spreche von einer „Toplage“, ergänzte Angelika Kessels.
Bürgermeister Berthold Dittmann erklärte, dass man verwaltungsintern tatsächlich in einer Spanne von 70 bis 90 Euro diskutiert und sich für den Mittelwert entschieden habe. Reinhold Dapper (SPD) sprang der FDP an die Seite: „Wirtschaftsförderung ist das eine, die Interessen der Steuerzahler sind das andere.“
Die Argumentation durchaus nachvollziehen konnte die UWG. „Eine Steigerung auf 80 Euro ist schon ein Schluck aus der Pulle. Wir wollen ja, dass sich Unternehmen ansiedeln“, meinte Thomas Oing. 90 Euro seien natürlich „immer besser“, „wir zahlen da immer noch drauf“. 90 Euro seien für diese Lage keineswegs überzogen, erklärte Karl Herbstmann (UWG). Natürlich herrsche aber auch bei den Unternehmen bei den aktuellen Rahmenbedingungen eine gewisse Zurückhaltung, man sei hin- und hergerissen.
Berthold Dittmann ergänzte, dass es durchaus Betriebe gebe, die sich auch auf Grundstücke mit höheren Preisen beworben hätten. Grundsätzlich sei es auch ein Hintergrund bei der Preisfestsetzung, interessierten kleineren Unternehmen keine Hürden in den Weg zu stellen.
So sah es auch Dr. Markus Könning (CDU). Er sprach sich dafür aus, bei 80 Euro zu bleiben. Er stellte den Faktor Wirtschaftsförderung in den Mittelpunkt: „Wir haben noch nie mit Grundstücken Geld gemacht.“
Der Bürgermeister betonte noch einmal, dass der Aufwand die Erlöse deutlich übersteige. Martin Könning (CDU) meinte, dass „wir mit 80 Euro schon gut dabei“ sind. Eine Bewertung müsse man eh ganzheitlich sehen, es spielten noch viele weitere Faktoren hinein.

Nachhaltigkeit im Fokus
Einer dieser könnte schon bald die Nachhaltigkeit werden. Diese Anregung warf Richard Henrichs (Bündnis 90/Die Grünen) früh in die Runde: „Eine Erschließung ist immer ein Einschnitt in die Natur.“ Diesem Aspekt standen die Fraktionen positiv gegenüber, es stellten sich aber auch Fragen nach der Definition.
„Bocholt macht es vor“, riet Henrichs dazu, den Blick einmal in die Nachbarschaft zu werfen.
Dieser Auftrag wurde der Verwaltung mitgegeben, um den Punkt „Nachhaltigkeit unter ökologischen Gesichtspunkten“ bei der Vergabe zu berücksichtigen. Eine Erhöhung des Quadratmeterpreises auf 90 Euro wurde letztlich mehrheitlich abgelehnt.
Die Stadt Stadtlohn wurde noch darauf hingewiesen, dass parallel zur Vergabe die Erschließung vorangetrieben werden solle. Oder anders: Den Interessenten sollten pünktlich die Grundstücke auch zur Verfügung stehen.
Beschlüsse im Rat am 11. Dezember
- Die offiziellen Beschlüsse zu Bebauungsplan und Vergabekriterien im Gewerbegebiet Hegebrock werden in der Ratssitzung am 11. Dezember gefasst.
- Ebenso geht es im öffentlichen Teil ab 17 Uhr im Mühlensaal der Berkelmühle um die Vergabe der Grundstücke im Baugebiet am Alten Dyk.
- Den abschließenden Schwerpunkt der Sitzung bildet die Beratung des Haushaltes 2025 mit den Änderungsvorschlägen der Verwaltung und der Fraktionen und Beschluss der Haushaltssatzung mit Anlagen.
- Die gesamte Tagesordnung ist dem Ratsinformationssystem der Stadt zu entnehmen (https://stadtlohn.ratsinfomanagement.net).