Gartenbonsais aus Stadtlohn Außergewöhnliche Bäume werden europaweit verkauft

Gartenbonsais: Außergewöhnliche Bäume werden europaweit verkauft
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Wer kennt sie nicht? Kleine Bonsaibäumchen, die ästhetisch zurechtgeschnitten Tische oder Fensterbänke zieren. Bei der miniaturisierten Kultivierung von Pflanzen handelt es sich um eine traditionelle japanische Kunst, die auch hierzulande Anklang gefunden hat. Aber nicht nur in kleinen Gefäßen ist diese Gartenkunst ein Hingucker: Auch im Freiland können Bäume im wahrsten Sinne des Wortes im großen Stil nach Vorbild der kleinen Bonsais in Form gebracht werden.

Doch viele Unternehmen gibt es nicht, die sich damit beschäftigen. Daher ist es auch kein Wunder, dass das Gartengestaltungsunternehmen von André Robert aus Stadtlohn seine Gartenbonsais europaweit verkauft und darüber hinaus auch mit Gartencentern, Baumschulen und Landschaftsarchitekten zusammenarbeitet.

Der 39-jährige Vredener übernahm vor fünf Jahren in Stadtlohn das Pflanzencenter Hintemann von Georg Hintemann. Aber schon einige Jahre zuvor kreuzten sich die Wege der beiden, wie André Robert erklärt: „Ich absolvierte ab dem Jahr 2000 meine Lehre im Bereich Zierpflanzenbau bei Georg Hintemann. Später habe ich mich dann mit meiner Gartengestaltung selbstständig gemacht. Und vor fünf Jahren kam es dann, dass ich das Unternehmen von Georg weiterführen durfte.“ Für André Robert genau das Richtige: „Ich bin ja quasi mit den Formgehölzen hier groß geworden.“

Die Idee, große Bäume nach dem Vorbild der japanischen Bonsais streng zurückzuschneiden, hatte Georg Hintemann bereits mit zwölf Jahren: Er schnitt damals einen Lebensbaum so zurück, dass nur noch der Stamm und eine Kugel übrig blieben. Zunächst gab das jedoch mächtig Ärger. „Seine Eltern besaßen eine normale Gärtnerei. Und seinem Vater gefiel es wohl am Anfang gar nicht“, so André Robert. Doch Georg Hintemann blieb hartnäckig und erkannte das Potenzial bei dieser Sache. Und auch heute noch, viele Jahre später, ist das Stadtlohner Unternehmen mit den seltenen Formgehölzen einzigartig in der Region.

André Robert übernahm vor fünf Jahren das Pflanzencenter Hintemann.
André Robert übernahm vor fünf Jahren das Pflanzencenter Hintemann. © Markus Gehring

„Mittlerweile haben wir auf ungefähr acht Hektar Fläche circa 2500 bis 3000 Pflanzen. Ganz genau kann man es nämlich nicht sagen, da immer etwas abverkauft wird und stetig neue Setzlinge dazu kommen“, sagt André Robert. Geeignet für derartige Formschnitte sind beispielsweise die Sorten Wacholder, Ulme, Bergkiefer, Buche oder Eibe. „Ich finde den Wacholder am schönsten. Das ist ein sehr dankbarer Baum. Robust gegen Schädlinge und er kann Kälte gut haben“, so der 39-Jährige.

Weiterhin unterscheiden sich die einzelnen Bäume auch in ihrer Wuchsgeschwindigkeit, wie er weiter erklärt: „Buchen oder Ulmen wachsen zügig und haben schon nach fünf oder sechs Jahren eine gute Größe für den Verkauf.“ Aber es gibt auch Bäume, die bereits 50 Jahre alt sind. Kostenfaktor: „Da kann ein Baum auch schon mal bei 15.000 bis 20.000 Euro liegen“, sagt Robert.

Sehr viel Arbeit

Und wie wird aus einem normalen Baum letztendlich ein Formgehölz? „Das ist ein langer Prozess, da die Pflanzen ja in eine andere Wuchsform gebracht werden“, weiß der Spezialist. Man bindet die Zweige zunächst an ein Bambusgestell, um eine platte Form zu erreichen. Dann wird der Baum über Jahre hinweg unzählige Male beschnitten, sodass er die außergewöhnliche Form erreicht. „Je nach Baum und gewünschter Größe dauert das unterschiedlich lange. Aber das macht auch für mich den besonderen Reiz aus. Es ist einfach etwas Besonderes“, sagt André Robert.

Und bei so vielen Pflanzen auf dem Gelände entsteht natürlich alleine durch die Formschnitte schon viel Arbeit. Ein achtköpfiges Team, bestehend aus Landschaftsgärtnern und Baumschulgärtnern, kümmert sich um die anfallenden Arbeiten. Aber das ist noch nicht alles, wie André Robert weiter berichtet: „Wenn Bäume bei uns erworben werden, transportieren wir sie natürlich auch zu unseren Kunden und pflanzen sie dort ein. Auf Wunsch übernehmen wir auch die Pflege und nehmen zum Beispiel in regelmäßigen Abständen die Formschnitte vor – sofern die Entfernung zum Kunden das zulässt. Darüber hinaus kümmern wir uns aber auch noch um die ganz normale Gartenpflege und Gartengestaltung. Wir bieten also ein Komplettpaket.“

Die Bäume werden über Jahre hinweg unzählige Male beschnitten, um die besondere Form zu erreichen.
Die Bäume werden über Jahre hinweg unzählige Male beschnitten, um die besondere Form zu erreichen. © Markus Gehring

Auch wenn das Verkaufen der Bäume zum Geschäft dazugehört, ist der 39-Jährige dennoch ein bisschen traurig, wenn eine Pflanze das Gelände verlässt: „Man hat ja über viele Jahre hinweg Liebe hineingesteckt. Da ist es natürlich schon etwas schade. Aber wenn man dann sieht, dass die Bäume schöne, neue Standorte bekommen, ist es in Ordnung.“

Und auch das positive Feedback der Kunden spornt an: „Wir hören nur sehr selten etwas Negatives. Manchmal sagen die Leute, es sei unnatürlich, Pflanzen in diese Form zu zwängen. Aber ich finde: Jede Pflanze wird hin und wieder geschnitten und gestutzt. Und das, was wir machen, ist ja schon etwas Künstlerisches. Und wenn die Leute das auch so sehen, freut uns das natürlich.“

Info

  • Das Gelände in Stadtlohn, Estern 53, darf während der Öffnungszeiten besichtigt werden. Beratungen finden aber möglichst nach Voranmeldung statt.
  • Weitere Informationen gibt es hier (https://www.gartenbonsai-niwaki.de/)

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