
© Stefan Grothues
Flaschenpost aus Stadtlohn kehrt nach 1317 Tagen an Absender zurück
Flaschenpost
Wenn diese Flasche reden könnte, würde sie von Eisvögeln, Bachforellen und Hochwasser berichten. Nach 1317 Tagen in der Berkel hat Jan-Hendriks Flaschenpost ihren Weg zurück zum Absender gefunden.
Diesen Vater-Sohn-Ausflug mit seinem Vater wird Jan-Hendrik Tenk nicht mehr vergessen. Dabei liegt die Tour an die Berkel schon fast vier Jahre zurück. Und fast hätte sich Jan-Hendrik auch nicht mehr erinnert. Doch jetzt bekam er Post aus der Vergangenheit.
Briefpapier eigenhändig geschöpft
An jenem 22. Juli 2017 kletterte Jan-Hendrik mit seinem Vater Werner Tenk nahe der Mühlenbrücke in Stadtlohn die Berkelböschung hinab. In der Hand hielt er eine klare Bügelflasche. Darin steckte ein Blatt Papier, das Jan-Hendrik selbst geschöpft hatte. „Wir waren kurz vorher mit der Grundschulklasse bei der Entsorgungsgesellschaft. Da konnten wir aus Altpapier neues Papier machen“, erzählt er.
Das war der ideale Briefbogen für eine Flaschenpost. Fein säuberlich hatte Jan-Hendrik eine Nachricht verfasst: „Lieber Flaschenpostfinder, schön dass Du meine Flasche gefunden hast. Wenn Du mir verraten würdest, bis wo es meine Flasche geschafft hat, wäre ich Dir sehr dankbar. Viele Grüße aus Stadtlohn sendet Jan-Hendrik Tenk (9 Jahre alt).“

So sahen die Flasche und der Brief aus, bevor sie der Berkel übergeben wurden. © Jan-Hendrik Tenk
Dann warf Jan-Hendrik die Flasche in die Flussmitte. Von seinem Vater wusste Jan-Hendrik, dass die Berkel über Vreden bis in die Niederlande fließt, dann in die Ijssel, ins Ijsselmeer und dann in die Nordsee. Und von da aus darf man von allen sieben Weltmeeren träumen.
Wie genau er auf die Idee mit der Flaschenpost gekommen ist, das weiß er heute nicht mehr. „Ich hatte das mal in einem Film gesehen“, sagt Jan-Hendrik. Und sein Vater hatte als Kind auch mal eine Flaschenpost auf die Reise geschickt – aber nie eine Antwort erhalten.
Vredener Familie entdeckt beim Sonntagsspaziergang die Flaschenpost
So schien es nun auch Jan-Hendrik zu gehen. Jahre zogen ins Land. „Ich habe die Flaschenpost eigentlich schon vergessen gehabt“, sagt Jan-Hendrik. Wenn da nicht Familie Lansing gewesen wäre, die 1317 Tage nach dem Abschicken der Flaschenpost einen Sonntagsspaziergang an der Teufelsschlucht in Vreden unternommen hätte.

Der Zahn der Zeit und das Berkelwasser haben an der Bügelflasche ihre Spuren hinterlassen. © Stefan Grothues
„Wir haben die Flasche gesehen, die oberhalb der Berkel an einem Ast hing. Dort hatte sie sich wohl beim Hochwasser nach der Schneeschmelze verfangen“, erzählt Sabrina Lansing. Sie und ihr Mann Stephan wollten zunächst gar nicht genauer nachforschen. Aber Sohn Jenke (5) bestand darauf: „Das könnte doch eine Flaschenpost sein.“ Und auch Tochter Leni (8) war neugierig.
Papierfetzen zusammengepuzzelt
Die Freude war riesengroß, als die Familie tatsächlich Papierfetzen in der Flasche entdeckte. „Wir mussten das zerfallene Blatt zuhause erst zusammenpuzzeln, bevor wir die Nachricht lesen konnten“, sagt Sabrina Lansing.
Dann packte sie die Flasche und den Brief in ein Paket und schickte es an Jan-Hendrik Tenk nach Stadtlohn. „Ich war total überrascht“, sagt der mittlerweile 13-Jährige. Und er strahlt vor Freude, obwohl er ja insgeheim gehofft hatte, seine Flaschenpost würde erst nach 100 Jahren und nach einer weiten Reise entdeckt.
Jetzt hat er per Computer die Windungen der Berkel nachgemessen. „6,8 Kilometer hat die Flasche zurückgelegt“, sagt er. Und das in 1317 Tagen – macht gut fünf Meter am Tag. Das war nicht gerade eine Express-Sendung.
Nun ist der Ehrgeiz von Jan-Hendrik Tenk geweckt. „Im Sommer sind wir mit dem Motorboot auf dem Rhein unterwegs. Da werde ich eine neue Flaschenpost ins Wasser werfen. Auf dem Rhein kommt sie bestimmt weiter als auf der Berkel“, sagt Jan-Hendrik. Das Flaschenpostfieber ist auch nach Vreden geschwappt. Die Flaschenpostentdecker Jenke und Leni wollen demnächst auch einen Brief per Berkelwelle auf die Reise schicken.