Fischottern wird „eine Brücke gebaut“ Besondere Maßnahme an der Harrier-Brücke

„Brücke“ für Fischotter: Besondere Maßnahme an der Harrier-Brücke
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Lange galt der Fischotter in der Region als ausgestorben, seit rund 15 Jahren erobert er sich auch den Kreis Borken als Heimat wieder zurück. Nach und nach.

Als im vergangenen September in Legden ein toter Fischotter entdeckt worden war, war die Nachricht natürlich traurig (wir berichteten). Der Fund galt aber auch als „Sensation“. Die Fundstelle, eine Brücke auf der K33, die über die Autobahn führt, stellte gleichfalls eine gewisse Problematik dar. In Stadtlohn wurde nun Vorsorge getroffen. An der Harrier-Brücke.

toter Fischotter auf einer Straße
Ein toter Fischotter war im September auf einer Brücke in Legden gefunden worden. Dieser Marderart durchschwimme Brücken ungern, heißt es. © privat

„Hier in Legden ist das der erste Otter, den ich sehe“, meinte Clemens Freiherr von Oer, Revierinhaber der Fundstelle, vor Jahresfrist. Offensichtlich war dieser Otter dem Straßenverkehr zum Opfer gefallen. Ein Schicksal, das den Otter häufiger trifft.

Die Erklärung: Der Fischotter schwimme sehr ungern unter Brücken hindurch. In der Regel überquere er diese ‚zu Fuß‘ und bezahle das regelmäßig mit seinem Leben.

Ähnliche Fälle habe es im Kreis Coesfeld gegeben. Nach Angaben der Biologischen Station Zwillbrock wurde erstmals 2009 nach langer Abwesenheit ein im Straßenverkehr zu Tode gekommener Fischotter im Münsterland entdeckt.

Berkel gilt als Streifgebiet

Genau aus diesem Grunde hat man in Stadtlohn im Zuge des Hochwasserschutzprojekts Maßnahmen ergriffen. Der Neubau der Harrier-Brücke mit Drosselfunktion stellt ein Hindernis für die Wanderung des Fischotters dar. Da die Berkel ein Wanderkorridor und ein Streifgebiet für den Fischotter ist, müssten Wanderoptionen für diesen angeboten werden, teilt die Stadt mit.

Konkret: Es wurden Anfang Juli an der Brücke Holzbohlen als sogenannte Trockenbermen für Tierbewegungen entlang des Gewässerrandes angebracht. Aufgrund der hohen Wasserstände zuletzt war ein früheres Anbringen nicht möglich. Der Effekt: Über diese Trockenbermen kann der Fischotter nun die Harrier-Brücke unterqueren.

Noch kein eigenes Bild konnte sich bislang Udo Brillert machen. Der Vorsitzende des Angelsportvereins (ASV) erklärt aber im Gespräch, dass die Berkel dort wieder zum Einzugsbereich des Fischotters zähle. Diese Region ist eines der Pachtgewässer des ASV. Echte Spuren von Fischottern waren bisher allerdings noch nicht bekannt geworden.

die Harrier-Brücke in Stadtlohn
Aufgrund der hohen Wasserstände konnte die Maßnahme erst jetzt umgesetzt werden. © Claudia Moensters

Dass es noch keine feste Population im Kreis Borken gebe, merkte auch der Kreisvorsitzende des NABU, Martin Frenk, im vergangenen Herbst an. Hier und da würden aber immer mal wieder Exemplare gesichtet.

In den Niederlanden gebe es zum Beispiel ein Wiederansiedlungsprojekt. Genug Futter und Lebensraum sei für den Fischotter auch im Kreis Borken vorhanden.

Nachwuchs wurde gesichtet

Im Frühjahr hatte die Biologische Station Zwillbrock sogar nachweisen können, dass die Otter im Westmünsterland auch wieder Nachwuchs bekommen (wir berichteten). Unweit der Dinkel im nördlichen Kreisgebiet wurde ein Weibchen mit einem Jungtier im Schlepptau von einer Wildkamera fotografiert.

An Dinkel, Heubach und wohl auch an der Bocholter Aa gebe es die zwischen 7,5 Kilogramm (Weibchen) und 10,5 Kilogramm (Männchen) schweren Tiere, die inklusive des langen Schwanzes bis 130 Zentimeter lang werden können. Und eben auch an der Berkel. Fischotter legen auf der Suche nach neuen Revieren übrigens auch größere Strecken über Land zurück.

Ein Grund, warum der Fischotter die Region wiederentdeckt, ist, dass dieser davon profitiere, dass auch im Kreis Borken Bach- und Flussläufe ökologisch aufgewertet wurden, sich die Wasserqualität verbessert habe und Begradigungen rückgängig gemacht wurden. So wie eben auch im Zuge der Hochwasserschutzmaßnahmen in und rund um Stadtlohn.

Diesen Artikel haben wir am 6. August 2024 veröffentlicht.