Fazit nach der Weihnachtswelle Hochwasserschutz in Stadtlohn besteht Bewährungsprobe

Fazit nach der Weihnachtswelle: Hochwasserschutz besteht Bewährungsprobe
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Die Berkelbaustelle ist an diesem Montag (8. Januar) weiß gepudert. Am Morgen sind ein paar Schneeflocken gefallen. Die Pfützen sind mit Eis bedeckt. Mathias Pennekamp, Leiter des Fachbereichs Planen und Bauen, steht auf dem Aussichtspunkt an der Burgstraße. Trotz des eiskalten Winds sieht er zufrieden aus.

Zum Jahreswechsel sah es hier noch ganz anders aus. Ergiebiger Dauerregen hatte die Berkel bedrohlich anschwellen lassen. Der Hochwasserschutz, in den Stadt und Land Millionen investiert haben, stand vor seiner ersten Bewährungsprobe. Die Probe wurde erfolgreich bestanden, findet Mathias Pennekamp.

Winterstimmung an der Berkelmühle
Winterstimmung an der Berkelmühle. Der hohe Wasserstand der Berkel in den vergangenen Monaten hat die Arbeiten am Wehr ins Stocken gebracht. © Stefan Grothues

Schon am 1. Weihnachtstag machte sich Mathias Pennekamp ein Bild von den neuralgischen Punkten: am Schanzring, an der Uferstraße, an der Kalterbrücke und an der Harrierbrücke.

Auch wenn die Baumaßnahmen noch nicht alle abgeschlossen sind, seien schon deutliche Verbesserungen zu erkennen. Vor allem die Drosselwirkung der neuen Harrierbrücke, die planmäßige Flutung von Retentionsräumen in Almsick und die Verbreiterung der Berkel um bis zu fünf Meter im Bereich der Uferstraße hätten die Flutwelle gedämpft.

Kritische Hochwassermarke

Haben die jüngsten Maßnahmen zum Hochwasserschutz also verhindert, dass Keller überflutet und Wohnhäuser beschädigt wurden? „Das wäre natürlich schön, wenn ich das sagen könnte. Aber das müsste hydrologisch berechnet werden“, sagt Mathias Pennekamp.

Nach seiner Einschätzung hat der Pegel zwar an der kritischen Marke gekratzt. Vermutlich wäre es in diesem Fall auch ohne die neuen Hochwasserschutzmaßnahmen gerade noch einmal gut ausgegangen, so Pennekamp.

Fangedamm erhöht Wasserspiegel

Andererseits steht für ihn fest: Der Scheitelpunkt der Hochwasserwelle ist durch die Maßnahmen um einige Zentimeter gesenkt worden. Und das, obwohl sich mit dem provisorischen Fangedamm an der Uferstraße noch ein Störelement im Flussbett befindet.

Der Fangedamm ist eigentlich dafür da, während der Bauzeit am Mühlenwehr das Wasser über die neue Fischtreppentrasse umzuleiten, um die Baustelle trocken zu halten. Doch seit Oktober folgte ein Hochwasser dem nächsten. Der Fangedamm wurde immer wieder überspült. Unter der Wasseroberfläche aber bremste der Damm den Wasserabfluss und erhöhte so den Wasserstand flussaufwärts bis etwa zur Kalterbrücke.

Verzögerung durch Hochwasser

Eigentlich sollte der Fangedamm schon zum Jahresende 2023 entfernt werden. Doch weil das Dauerhochwasser seit Oktober die Arbeiten am neuen Mühlenwehr ein ums andere Mal verzögerte, wird der Damm noch gebraucht.

„Das Wetter hat uns um sechs Monate zurückgeworfen“, sagt Mathias Pennekamp. Jetzt sei es schwierig, die Baufirmen neu zu koordinieren. Er ist aber optimistisch, dass die Arbeiten bis Mitte dieses Jahres im Großen und Ganzen abgeschlossen sind.

Highlight des Jahres 2024

Auch wenn die Entfernung des Fangedamms bei Hochwasser für weitere Entlastung sorgt, gibt es zukünftig keine die Garantie, dass bei noch stärkeren Regenfällen alle Keller der Berkelanlieger trocken bleiben. Mathias Pennekamp: „Es ist nicht allein Aufgabe der Stadt, Vorsorge zu treffen. Auch die Anwohner selbst stehen in der Verantwortung, ihr Eigentum zu schützen.“

Er ist sich aber sicher, dass die Losbergschule durch die neuen Hochwassermauern und die Verbreiterung des Flussbetts wirksam vor Berkelfluten geschützt werden kann. Die Schule war beim Hochwasser 2016 von der damaligen Hochwasserwelle schwer getroffen worden.

Im „Püttcast“ zum Jahresausklang sagt Bürgermeister Berthold Dittmann: „Wir haben an 32 Punkten im Stadtgebiet Hochwasserschutz betrieben.“ Die Mitte 2024 anstehende Eröffnung des Mühlenareals bezeichnet Berthold Dittmann „als besonderes Highlight des Jahres“ – nach weit über zehnjähriger Planungsphase und „nur“ zwei Jahren Bauzeit. Und es sei ja nicht nur Hochwasserschutz betrieben worden. „Dort entsteht ja ein „schöner Anziehungspunkt“ für Touristen und für alle Stadtlohner.