Erdbeben in Afghanistan Wakil Mohammadi und Jalil Haydari wollen von Stadtlohn aus helfen

Erdbeben in Afghanistan: Zwei Stadtlohner wollen Überlebenden helfen
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Eine Serie von schweren Erdbeben hat viele Dörfer im Westen Afghanistans in Trümmer gelegt. Die beiden Stadtlohner Wakil Mohammadi (36) und Jalil Haydari (30) stammen aus der betroffenen Region rund um die Millionenmetropole Herat. Die beiden wollen den Menschen in ihrer Heimat helfen und hoffen dabei auf Stadtlohner Unterstützung.

Wakil Mohammadi kennen viele Stadtlohner. Der 36-Jährige kam 2017 als Geflüchteter nach Deutschland. In Stadtlohn hat er sich seither vorbildlich integriert. Als Feuerwehrmann und in der Flüchtlingshilfe setzt er sich ehrenamtlich fürs Gemeinwohl ein. Seine besonderen Integrationsleistungen sind schon mit einem deutschen Pass belohnt worden.

Wakil Mohammadi und Jalil Haydari
Jalil Haydari (r.) zeigt auf seinem Handy die Trümmer des Hauses seiner Schwester in einem Dorf nahe Herat; links Wakil Mohammadi. © Stefan Grothues

Unmittelbar nach den Erdstößen erhielt Jalil Haydari einen Anruf von seiner Schwester aus einem Dorf bei Herat. Das Telefonat löste Erschrecken aus. Aber er brachte auch Erleichterung. Und bleibende Sorge.

Die gute Nachricht: Seine hochschwangere Schwester, ihre vier Kinder und ihr Mann hatten Glück im Unglück. „Sie sind alle unverletzt“, erzählt Jalil Haydari. „Aber ihr Haus ist halb eingestürzt.“ Zum Glück kamen die Erdstöße tagsüber, als die Familie, die Ackerbau und Viehzucht betreibt, sich im Freien aufhielt.

Menschen laufen auf den Trümmern ihrer Häuser.
100.000 Menschen in der Region Herat sind vom Erdbeben betroffen, viele sind obdachlos. © picture alliance/dpa/Save the Children/AP

Die Erdbebenserie vom 7. bis zum 15. Oktober hat ganze Dörfer in Trümmer gelegt. Viele Menschen überlebten die Katastrophe nicht. Das Rote Kreuz schätzt die Zahl der Todesopfer auf weit über 1000 ein. Afghanistans Katastrophenschutz bezifferte die Zahl der Toten auf weit über 2000. Rund 100.000 Menschen sind betroffen. Viele haben alles, was sie besaßen, verloren und sind obdachlos.

„Meine Schwester und ihre Familie leben jetzt in einem Zelt“, erzählt Jalil Haydari. Ihre Lage ist prekär. Nachts wird es im Westen Afghanistans schon bitterkalt. „Die Temperaturen sinken fast auf den Gefrierpunkt“, sagt Wakil Mohammadi.

Zerstörungen in den Dörfern

Auch er wurde nach dem Erdbeben von seiner Schwester angerufen. Sie lebt aber nicht auf dem Land wie Jalili Haydaris Verwandtschaft. Sie wohnt in der Millionenstadt Herat. „Da gibt es aber kaum Zerstörungen. Die Häuser in der Großstadt sind sicherer gebaut als die einfachen Lehmhäuser auf dem Land“, sagt Wakil Mohammadi.

Obwohl seine Verwandtschaft glimpflich davon kam, war für Wakil Mohammadi schnell klar: „Ich muss irgendwie helfen.“ Es fehle an vielem: warme Decken, Zelte, Kleidung und Medikamente. Er selbst hat schon Geld gespendet. Aber er hat das Gefühl, dass das nicht ausreicht.

Hilfe ist notwendig

„Ich kann nachts nur dann ruhig schlafen, wenn ich tagsüber etwas Gutes getan habe. Erst dann bin ich ein ganzer Mensch“, sagt er. „Und wenn viele Menschen kleine Hilfe leisten, wird ja eine große Hilfe daraus.“ Er setzt dabei auf seine Verwandtschaft vor Ort. „Denen kann ich vertrauen. Die wissen, wo die Hilfe am dringendsten gebraucht wird.“

Wichtig sei, dass Spendengelder nicht den Taliban in die Hände fallen dürften. Denn dann wisse niemand, wohin das Geld letztlich fließen werde. Wakil Mohammadis Verwandte betreiben vom Iran aus ein Taxi-Unternehmen, das grenzüberschreitend nach Herat pendelt.

Flüchtlingshilfe hilft

„Mein Bruder und mein Cousin haben sich bereit erklärt, die Hilfe vor Ort zu organisieren. Und sie werden mir hinterher auch zeigen, wo die Hilfe hingeflossen ist“, sagt Wakil Mohammadi. Die Stadtlohner Flüchtlingshilfe unterstützt Wakil Mohammadi und Jalil Haydari bei ihrer Spendenaktion.

Stadtlohnerinnen und Stadtlohner können Spenden auf das Konto der Flüchtlingshilfe Stadtlohn überweisen. Das Stichwort lautet Erdbebenhilfe Herat. Weitere Informationen gibt es bei Gaby Schneider unter Tel. (02563) 2118681 oder (0176) 18703054.