Eintopf und Liebe Threse und Heinz Arira müssen dem Wochenmarkt Adieu sagen

Eintopf und Liebe: Threse und Heinz Arira sagen dem Wochenmarkt Adieu
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Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Die Liebesgeschichte von Heinz (61) und Threse (59) Arira aber erfreute mehr Gaumen als andere Romanzen. Mit leckerer Hausmannskost. Mit Gulasch. Mit Erbsensuppe und Grünkohl.

Seit vielen Jahren sind die Ariras mit ihrem Verkaufswagen auf den Wochenmärkten in Stadtlohn und Ahaus vertreten. Und sie haben sich mit ihren hausgemachten Eintöpfen eine große Fangemeinde erkocht. Ende März aber ist Schluss. Aus Liebe.

Heinz und Threse Arira (r.) mit einer Mitarbeiterin in ihrem Verkaufswagen auf dem Markt
Bis vor fünf Jahren stand Threse Arira (r.) noch gemeinsam mit ihrem Mann Heinz (l.) im Verkaufswagen. Dann forderte die Krankheit ihren Tribut. © privat

„Ich möchte mehr gemeinsame Zeit mit meiner geliebten Frau verbringen“, sagt Heinz Arira und nennt sie lachend „die beste Frau der Welt“. Der Hintergrund aber ist ein trauriger. „Ich bin unheilbar krank“, sagt Threse Arira.

Ganz offen sprechen die Ariras über die Krebsdiagnose. „Was sollen wir da auch drumherum reden?“, sagt Threse Arira. Schon seit fünf Jahren fehlt ihr aus gesundheitlichen Gründen die Kraft, selbst noch im Betrieb mitzuwirken. „Sie ist aber die Seele des Betriebs“, sagt Heinz Arira. „Und bis vor fünf Jahren war sie auch die Seele des Wochenmarktes. Es gab sogar mal eine Beschwerde im Rathaus, weil sie immer so laut gelacht hat.“

Der Verkaufswagen der Ariras auf dem Stadtlohner Markt.
Mit dem Erfolg der Eintöpfe wurde auch der Verkaufswagen immer größer. © privat

Der gelernte Fleischermeister sagt: „Ich habe ihr so viel zu verdanken. Ohne sie wäre ich aus dem Tief gar nicht mehr herausgekommen.“ Damit meint er seine persönliche Katastrophe, über die er heute ganz offen sprechen kann: die Insolvenz seiner Metzgerei in der Johannesstraße in Stadtlohn Anfang der 1990er-Jahre.

„Ich habe Fehler gemacht. Und ich habe mich sehr für die Pleite geschämt. Threse hat zu mir gehalten. Sie hat mir Mut gemacht. Sie hat gesagt: ,Lass die Leute doch reden. Wir machen weiter, wir schaffen das.‘“ Im Keller starteten sie neu mit einem Partyservice durch. Und dann kam eine kulinarische Geheimwaffe zum Einsatz: die Gulaschkanone.

Die Arira-Gulaschkanone
Kulinarische Geheimwaffe: Mit dieser Gulaschkanone starteten Heinz und Threse Arira nach der Fleischerei-Insolvenz neu durch. © privat

„Alle haben gesagt: ‚Lass das sein. Die Leute wollen keinen Eintopf und keinen Gulasch!‘. Aber ich habe daran geglaubt“, sagt Heinz Arira. Er kann sich noch gut an den kalten Novembermorgen 2007 oder 2008 erinnern, als er erstmals mit seinen 70 Litern Gulasch auf dem Stadtlohner Markt stand. „Nach anderthalb Stunden war alles weg. Da konnte ich nach Hause gehen. Der Markt hatte noch nicht einmal richtig angefangen.“

Hausmannskost war fortan Garant für den Arira-Erfolg. Threse Arira kochte die Erbsensuppe nach dem Rezept ihrer Mutter, die Graupensuppe nach dem Rezept ihrer Patentante. Viele andere handgemachte Eintöpfe kamen hinzu. In besten Zeiten hatten die Kunden die kulinarische Qual der Wahl. „Wir haben 61 verschiedene Gerichte in Schläuchen angeboten.“

Das war in den Wintermonaten. Im Sommer waren die Ariras mit bis zu sechs Imbisswagen auf Schützenfesten unterwegs. „In Stadtlohn waren wir auf acht von zehn Schützenfesten vertreten. Da können wir ja nicht alles falsch gemacht haben“, sagt Heinz Arira nicht ohne Stolz.

Ende März ist Schluss

Am Marktstand gab es auf speziellen Wunsch vieler Kunden auch Herrencreme nach altem Familienrezept. „Vertreter haben mir immer gesagt, das könnte ich einfacher und preiswerter kalt anrühren. Aber das kam bei mir nicht infrage. Vanillepudding muss gekocht werden“, sagt Threse Arira.

Ihr gemeinsamer Sohn hat längst einen anderen beruflichen Weg eingeschlagen. „Ich wollte nicht, dass er den Betrieb übernimmt. Das ist einfach zu viel Arbeit an sieben Tagen die Woche“, sagt Threse Arira. Eine Arbeit, die sie und ihr Mann gerne gemacht haben. „Jetzt aber brauche ich die Zeit für die Pflege und Unterstützung meiner Frau, damit sie die schwere Zeit nicht alleine durchstehen muss“, sagt Heinz Arira. Ende März schließt der Laden ihres Verkaufswagens für immer.

Heinz und Threse Arira mit Basset Arthur
Brauchen jetzt mehr Zeit miteinander: Heinz und Threse Arira mit Basset Arthur. © Stefan Grothues

Kochen konnte auch Heinz Arira. Auch im übertragenen Sinn. „Der Name Arira kommt ja aus dem Spanischen. Daher habe ich auch wohl mein überschäumendes Temperament“, sagt er lachend. „Ich kann auch schnell mal in die Luft gehen. Dann kann mich nur Threse wieder zur Ruhe bringen.“

Beim ersten Treffen des gebürtigen Borkeners und der gebürtigen Stadtlohnerin 1989 in der Disco Corona in Südlohn, da war es noch umgekehrt. „Da war ich noch schüchtern“, sagt Heinz Arira. Seine heutige Frau, die damals noch Threse Boll hieß, sagt: „Ja, da musste ich dich ansprechen. Sonst wäre das nie was geworden.“ Beide lachen. Verliebter können sie sich vor 34 Jahren auch nicht angeschaut haben.