"Ein gutes Gefühl": Azubi Leon Stovermann hat am Freitag erstmals den Schnellbus allein nach Münster gefahren.

© RVM

Ein Azubi und 500 PS: Leon Stovermann ist bereit für den Doppeldecker

rnBusfahrer

Der Stadtlohner Leon Stovermann ist gerade einmal 20 Jahre alt. Seit dieser Woche steuert er das Flaggschiff der RVM-Busflotte. 500 PS unter der Motorhaube geben ein ganz neues Berggefühl.

Stadtlohn

, 18.06.2021, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

500 PS stark. 14 Meter lang und vier Meter hoch. Und eine halbe Millionen Euro teuer. Das ist schon ein exklusives Dienstfahrzeug für einen 20-jährigen Azubi. Am Freitag durfte der Stadtlohner Leon Stovermann zum ersten Mal ohne die Begleitung eines Ausbilders den Schnellbus nach Münster steuern.

Wenige Stunden vor Fahrtantritt ist Leon Stovermann nur ein klein wenig aufgeregt. „Ich habe natürlich Respekt vor der Aufgabe. Aber vor allem freue ich mich drauf“, verrät er im Gespräch mit unserer Redaktion. Er fühlt sich bestens vorbereitet.

Premiere in Begleitung war schon am Dienstag

Schon am Dienstag (16. Juni) durfte er zum ersten Mal ans Steuer des Doppeldeckers auf der Schnellbuslinie S70, des Flaggschiffs in der Busflotte der Regionalverkehr Münsterland (RVM), da aber noch in Begleitung eines erfahrenden Kollegen, der Hinweise zur Route und den Haltestellen gab.

Busfahren braucht dem 20-Jährigen keiner mehr beizubringen. Seine Jungfernfahrt auf dem Schnellbus von Vreden nach Münster blieb von den Fahrgästen unbemerkt. Auch dass er in Ottenstein im Kreisverkehr beinahe die falsche Ausfahrt gewählt hätte. „Gut, dass ich noch einen streckenkundigen Begleiter hatte“, sagt Leon Stovermann. Inzwischen ist er die Strecke einige Male gefahren, die Route ist Routine.

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Vor anderthalb Jahren hat er als damals jüngster Busfahrer im Kreis Borken seine Ausbildung als FiF (Fachkraft im Fahrbetrieb) bei der RVM begonnen. Damals besaß er gerade einmal ein Jahr seinen Pkw-Führerschein. 90-Bus-Fahrstunden und weit über 10.000 Kilometer später ist Leon Stovermann schon ein Routinier. Aber der Umstieg vom „normalen“ Bus auf den doppelstöckigen Schnellbus ist schon etwas Besonderes.

Auch am Berg schnell wieder auf Tempo 80

„Die Höhe fühlt sich anders an. Der Schwerpunkt liegt höher, da muss man im Kreisverkehr mehr achtgeben. Und man spürt auch den Wind mehr“, sagt Leon Stovermann. Vor allem aber fühlen sich auch die 500 PS gut an. „Am Schöppinger Berg habe ich mich gewundert, wie schnell ich trotz Steigung wieder auf Tempo 80 war.“ Und das bei einem Leergewicht von 26 Tonnen.

Dabei ist Leon Stovermann alles andere als ein PS-Protzer. Eine besondere Leidenschaft für Autos hatte er eigentlich nie. Und eigentlich hatte er schon eine Ausbildungsstelle als Radiologieassistent. Ein Aushilfsjob als Fahrgastinterviewer bei der RVM und ein Gespräch mit dem Ausbildungsleiter brachten die spontane Wende. „Das habe ich bis heute nicht bereut. Ich liebe diesen Beruf“, sagt Leon Stovermann und lacht.

„Die Fahrgäste im Münsterland machen einem das Leben leicht“

Was macht den Beruf so schön? „Das Fahren natürlich. Und der Umgang mit den Menschen!“ Auf seinen Routen kennt Leon Stovermann schon viele Berufspendler, weiß, wer wo einsteigt. Und wenn mal einer zu spät ist, merkt er es auch. „Heute habe ich verschlafen!“, erklärt der Fahrgast dann lachend.

"Die Fahrgäste im Münsterland machen den Busfahrern das Leben leicht", sagt Busfahrer-Azubi Leon Stovermann.

„Die Fahrgäste im Münsterland machen den Busfahrern das Leben leicht", sagt Busfahrer-Azubi Leon Stovermann. © RVM

Ist die Welt in münsterländischen Bussen also noch in Ordnung? Anderswo hört man von Bedrohungen, Beleidigungen oder gar tätlichen Angriffen auf Busfahrerinnen und Busfahrer. „Ich habe bisher nur gute Erfahrungen gemacht“, sagt Leon Stovermann. „Die Fahrgäste hier machen einem die Arbeit leicht.“

Das sähen auch seine Kollegen so. Aber die hätten auch von Ausnahmen berichtet, gerade wenn es um die Maskenpflicht in Coronazeiten ging. „Ein Kollege ist sogar mal angespuckt worden.“ Aber wie gesagt, das seien seltene Ausnahmen.

„Ich mag die Planbarkeit“

Träumt der junge Linienbusfahrer auch von Fahrten in die weite Welt, von Fernreisen mit dem Bus weit jenseits des Schöppinger Bergs. Leon Stovermann winkt lachend ab. „Nein, das ist nichts für mich. Ich bin froh, wenn ich nach einem langen Arbeitstag abends wieder zu Hause sein kann. Ich mag die Planbarkeit.“

Azubi Leon Stovermann und sein 500-PS-Dienstfahrzeug

Azubi Leon Stovermann und sein 500-PS-Dienstfahrzeug © RVM

Kein schlechte Vorliebe für einen Linienbusfahrer. Der betont aber: „Der pünktliche Fahrplan ist nicht alles. Das Allerwichtigste ist, dass die Fahrgäste gesund ans Ziel kommen.“ Und da ist der Mann am Steuer wichtiger als die 500 PS unter der Motorhaube.