Eine Autoimmunerkrankung, bei der der Körper die Haare ausfallen lässt: Alopecia Universalis. Diesen Begriff hörte Jill Klatt Anfang 2017 zum ersten Mal. Wenige Monate zuvor hatte sie bemerkt, dass ihr Haaransatz sich veränderte und ihre Haare ausfielen. Zuerst sprach sie ihre Beobachtung bei ihrer Friseurin an und probierte andere Shampoos aus. „Dann war ich in der Apotheke und als sich keine Verbesserungen einstellten schließlich beim Arzt“, erinnert sich die Stadtlohnerin zurück.
In der Essener Uniklinik erhielt sie schließlich die Diagnose. Verbunden wurde diese mit einer Aussage, die ihr seitdem nicht mehr aus dem Kopf geht. „Mein Körper kämpft gegen mich selbst“, verrät sie. Das habe viele unsichere Gedanken mit sich gebracht und viel bei ihr bewirkt. „Ich wollte natürlich herausfinden: Wie kommt er auf die Idee, dass das nötig wäre? Wo kommt es her?“ Daraufhin hat sie nach und nach ihr Leben komplett umgestellt.

„Mir war sehr schnell klar, dass ich keine Chemie in mich hineinpumpen möchte. Ich wollte auch kein Versuchskaninchen sein und stattdessen auf meinen Körper hören“, erklärt Jill Klatt. So hat sie mit einer Lebensumstellung begonnen. „Ich habe mich mit den Themen Selbstfürsorge und Meditation auseinander gesetzt. Gleichzeitig wollte ich nicht, dass die Leute denken, dass ich nun zur Esoterikerin werde“, schmunzelt sie. Ihre Bestätigung erhielt sie schließlich in ihrer Ausbildung zur Meditationstrainerin.
Gesund, eigenständig und fit
Die Ausbildung habe viel bei ihr geändert. So fällt es ihr nun nicht mehr so schwer, nein zu sagen und auch mal nur an sich zu denken. Denn das sei auch wichtig. „Ich hätte schon eher auf meinen Körper hören können“, erkennt die Tagesmutter heute. Ein Bandscheibenvorfall, eine Herzmuskelentzündung und weitere Erkrankungen haben ihr vorher bereits das Leben und die Arbeit mit Kindern erschwert.
„Die Alopecia hat mir aber endlich gezeigt: Ich möchte gesund, eigenständig, fit und mobil leben - so lange es geht“, beschreibt Jill Klatt. Während sie früher viele Dinge auf sich bezogen habe, könne sie heute mit mehr Leichtigkeit und Achtsamkeit durchs Leben gehen.
Die mutigste Entscheidung
Diese Leichtigkeit half ihr auch bei einem großen Schritt, den sie heute als „mutigste Entscheidung ihres Lebens“ bezeichnet: dem Abschneiden ihrer Haare. „Karfreitag 2023 ist nicht nur Jesus gestorben, sondern auch meine Haare“, sieht sie es mit einem Augenzwinkern. „Zuerst habe ich Rotz und Wasser geheult. Aber es war auch eine Erleichterung! Ich möchte mich nicht verstecken, sondern ein Vorbild sein. Jeder sieht jetzt, dass ich anders bin. Aber das sind wir doch alle!“
Diese Aussage trifft sie auch in Hinblick auf die Kinder, die sie seit 13 Jahren als Tagesmutter betreut. „Wir müssen vorleben, authentisch zu sein“, sagt sie. Aus diesem Grund ist es ihr wichtig, künftig Mütter und Frauen im Allgemeinen zu beraten.
Neuer Lebensabschnitt beginnt
Jill Klatt möchte künftig Frauen als Trainerin beraten und auf ihrem Weg unterstützen. „Ich liebe die Arbeit mit Kindern, aber ich merke: Es darf sich jetzt etwas verändern!“, verrät sie. Zu ihrem Angebot gehören Meditationen und verschiedenste Beratungen auch in Bezug auf den weiblichen Zyklus. „Wichtig ist zu schauen, was brauche ich gerade? Ich möchte Frauen auf ihrem Weg in ein schönes und friedliches Leben begleiten.“
Der Autopilotenmodus müsse ausgeschaltet werden. Ohne diesen könne man die schönen Dinge im Leben wieder wertschätzen und achtsamer werden. „Jeder Tag ist ein neuer Tag, an dem ich selbst entscheiden kann, wie ich ihn gestalte.“ Sie ergänzt: „Ich bin gut so wie ich bin! Und genauso ist es jeder andere Mensch auch. Ich möchte nicht mehr von Termin zu Termin arbeiten, sondern lasse mich mehr treiben.“