Ludger (10) ist ehrlich. „Die Bonbons!“, lautet seine spontane Antwort auf die Frage, was er denn am Sternsingen schätze. Seine Augen leuchten, die Vorfreude ist groß. Am Samstag (7. Januar) wird er sich mit seinen drei Geschwistern in Wendfeld auf den Weg machen, um Segenswünsche in die Häuser zu tragen. Ihre Mutter Maria Wolters wird die königlichen Geschwister durch die Bauerschaft chauffieren.
So wie die Wolters-Geschwister werden am Samstag über 50 weitere Kinder, Jugendliche und Erwachsene in der Pfarrgemeinde St. Otger von Haus zu Haus ziehen und ihr Lied singen. Der Segenswunsch ist dabei nur ein Aspekt. Konkrete Hilfe für notleidende Kinder in aller Welt steht genauso im Mittelpunkt der Aktion.

„In diesem Jahr steht die Aktion unter dem Motto ,Kinder stärken, Kinder schützen – in Indonesien und weltweit‘“, erklärt Marike Frechen. Die 18-jährige Messdiener-Gruppenleiterin sitzt an diesem Montag zusammen mit Paula Tenspolde (17) und Leonie Robert (19) am Küchentisch der Familie Robert und schneidet Segenswünsche auf gelbem Papier zurecht.
Maria Wolters und ihre Kinder Hermann (13), Ludger (10) und Christine (7) helfen beim Kuvertieren der Sternsingerbriefe, die in der Pandemiezeit eine besondere Bedeutung erlangten. Seit Ende November ist das „Sterni-Team“, dem noch weitere Messdienerinnen und Messdiener angehören, mit den Vorbereitungen der Aktion beschäftigt.
Zahl der Sternsinger geschrumpft
Ihre größte Aufgabe neben der Vorbereitung der Kostüme war es, Kinder und Jugendliche für die Aufgabe zu gewinnen. Dafür haben sie Plakate gemalt und Schulen besucht. „Die wirksamste Werbung aber sind begeisterte Kinder, die anderen von ihren schönen Erlebnissen berichten“, sagt Leonie Robert.
Doch hat die Tradition durch die Einschränkungen der Coronajahre einen Knick erhalten. Gut 50 Kinder und Jugendliche sowie ein Erwachsenen-Trio haben sich bislang für die Teilnahme gemeldet. „In der Vor-Coronazeit waren es mehr als doppelt so viele“, sagt Maria Wolters.
Hilfe für Stadtlohner Projekte
Der Sternsingermangel hat Folgen. „Wir werden nicht alle Stadtlohner Familien besuchen können“, bedauert Leonie Robert. „Unsere Kinder sind von morgens bis halb acht abends unterwegs. Mehr geht einfach nicht“, sagt Maria Wolters. Darum sind die Sternsingerbriefe wichtig. Wenigstens schriftlich sollen möglichst viele Stadtlohner einen Neujahrssegen erhalten – und auf die Spendenmöglichkeiten hingewiesen werden.
Marike Frechen erklärt: „25 Prozent der Stadtlohner Spenden fließen weltweite Hilfsprojekte, an denen auch Stadtlohner mitwirken: an die „Kleine Schule Sonnenstrahl“ in der Dominikanischen Republik, an das Urwaldhospital in Litembo in Tansania, an eine Armenküche in Peru und an die Aktion Pater Beda in Brasilien.“ 75 Prozent sind für den Sammelzweck der bundesweiten Aktion Dreikönigssingen bestimmt: für den Schutz von Kindern vor physischer, sexualisierter oder psychischer Gewalt.“
Fünfstellige Spendenerlöse
Über 20.000 Euro haben die Stadtlohner Sternsinger im vergangenen Jahr gesammelt. Für Leonie, Paula und Marike ist es ein gutes Gefühl, helfen zu können. Sie mögen aber auch das Gemeinschaftsgefühl. Die feierliche Aussendung der Sternsinger erfolgt am Samstag, 7. Januar, um 8.30 Uhr in der St.-Otger-Kirche. Den ganzen Tag über ist das Otgerus-Haus Anlaufstelle für die Sternsinger. Hier können sie sich auch mittags mit Würstchen und Brötchen stärken.
Und sie fiebern hier der neuen Spendensumme entgegen. „Das ist ja auch ein Wettbewerb: Welche Bauerschaft ist am spendenfreudigsten?“ sagt Marike Frechen lachend. Am Sonntag, 8. Januar, werden die Sternsinger um 11 Uhr im Rahmen eines Familiengottesdienstes ihre gesammelten Spenden zum Altar bringen.
Anmeldung ist noch möglich
Das „Sterni-Team“ hofft noch auf Unterstützung von weitere Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen. Eine Anmeldemöglichkeit für Kurzentschlossene besteht noch am Dienstag, 3. Januar, von 17 bis 19 Uhr im Otgerus-Haus an der Dufkampstraße 31. Infos gibt es auch per E-Mail unter messdiener.st.otger@gmail.com. „Jede und jeder kann mitmachen, ganz unabhängig von der Konfession“, betont Maria Wolters. Und die königlichen Roben werden gestellt.
Und ja, es gibt Berge von Bonbons für die Sternsinger, bestätigt Leonie Robert lachend. So viele, dass auch noch mit der Aktion „Tischlein deck dich“ geteilt werden kann.
Die Messdienerleiterrunde wird Donnerstag und Freitag schon Firmen im Gewerbegebiet und Kindergärten anfahren. Die Bürener Sternsinger werden am Sonntag, 8. Januar, nach der Messfeier um 9.30 Uhr in der St.-Carl-Borromäus-Kirche ausgesandt.
Fahrradroute, Buch und Bier: 2023 jährt sich die große Schlacht bei Stadtlohn zum 400. Mal
Rekordjahr bei Kemper: Maisgebiss aus Stadtlohner Maschinenfabrik jetzt im Deutschen Museum
Bikepark, Photovoltaik, Losbergpark: Wofür soll Stadtlohn 2023 Geld ausgeben?