Nur kurz durchgeatmet hat Christina Höing: Im Januar schloss die 21-Jährige ihre Ausbildung zur Bauzeichnerin im Architekturbüro von Hermann Josef Steverding ab. Bis zum Studienbeginn im September an der Fachhochschule Münster hat die Stadtlohnerin die Zeit umgehend genutzt, um erforderliche Praxisgrundlagen zu schaffen. Kurz: Sie hat einen Weg mit vielen Bausteinen vor Augen – oder besser einen Plan. So wie sie für andere später einmal als Architektin Pläne entwerfen und Visionen verwirklichen möchte.

Christina Höing zählt zu den 84 Auszubildenden im Kreis Borken, die ihre Abschlussprüfung bei der IHK Nord Westfalen mit der Traumnote „sehr gut“ abgeschlossen haben. Und dies bei auf zweieinhalb Jahre verkürzter Lehre. Ein Ergebnis, das irgendwie abzusehen gewesen sei, meint Hermann Josef Steverding.
Schon als Kind habe sie erste Grundrisse gezeichnet. Christina Höing lacht. So richtig ernsthaft mit der Materie habe sie sich dann im Praktikum im achten Schuljahr befasst. Im Team von Steverding. Direkt nach dem Abitur am Geschwister-Scholl-Gymnasium konnte die Stadtlohnerin ihre Ausbildung an der Dufkampstraße starten.
Als die Bewerbung vorgelegen habe, da sei das Feedback von seinen Mitarbeitern eindeutig gewesen, berichtet Hermann Josef Steverding. Rund 90 Prozent seiner Auszubildenden gewinne das Büro übrigens über Praktika.
Seit dem Einstieg im Sommer 2021 hat Christina Höing dieses spannende Berufsfeld entdeckt – in einem „tollen Team“. Bauzeichner – oder später Architekten – arbeiten heute multimedial. Wobei: „Im Studium werden wir sicher auch wieder per Hand zeichnen“, sagt die Stadtlohnerin. Die ersten Aufgaben auf dem Weg zur ersten Etappe, dem Bachelor, sind schon gestellt: Sie feilt an einer Projektarbeit. Prinzipalmarkt in verschiedenen Maßstäben, erklärt die 21-Jährige.
So wie Hermann Josef Steverding mit seinem Team viele verschiedene junge Charaktere kennenlernt, so erlebt Christina Höing an der Fachhochschule früh eine besondere Gruppendynamik. Mit Kommilitonen aus verschiedenen Berufsfeldern und mit unterschiedlichen Vorbildungen. „Die einen kommen direkt vom Abitur, andere wie ich aus der Ausbildung. Wieder andere haben schon als Gesellen gearbeitet“, berichtet die Studentin. Dazu, erst eine Ausbildung zu machen, sei ihr übrigens geraten worden. Eine gute Entscheidung.
Das Zusammenspiel von Technik und Kreativität sei es, das diesen Beruf für sie so spannend mache. „Als Architekt gestaltest du Lebensräume für Menschen“, erklärt die 21-Jährige. Alles natürlich im Rahmen von Gesetzen und Normen. Zu seiner eigenen Zeit in Münster sei die Ausbildung noch etwas technischer gewesen, erklärt Hermann Josef Steverding. Die Stadtlohnerin gibt dabei zu, dass sie vor dem kreativen Teil im Studium auf dem Leonardo-Campus schon mehr „Respekt“ habe.
Für Hermann Josef Steverding ist es nicht minder wichtig, dass sie die Erfahrungen als Studentin in allen Facetten für den weiteren Lebensweg mitnimmt. Dies in einem bekannt zeitintensiven Studiengang, wie Christina Höing anmerkt: „Man munkelt, dass unsere Fachschaft als einzige einen Schlüssel für die Hochschule besitzt“, sagt sie und lacht. Sprich: Man treffe die Studenten auch mal zu ungewöhnlicher Stunde an. „Überall wird gezeichnet und an Modellen gebaut. Spannend“, ist Christina Höing die Vorfreude anzumerken.
Immens sei die Nachfrage in diesem Semester in ihrem Studiengang, betont sie. Dies nicht nur an der FH Münster mit bekannt gutem Ruf und einem starken Mix aus Theorie und Praxis. Das freut auch Hermann Josef Steverding. Gerade deshalb rät er seiner Absolventin auch, dem Bachelor den Master folgen zu lassen. Dann öffneten sich für einen Architekten viele Türen.
Welche, da will Christina Höing erst einmal die Zeit abwarten. Und zum Beispiel in den Semesterferien möglichst viele Praxiserfahrungen sammeln. So wie in den vergangenen Monaten in Vorbereitung auf das Studium. Beim sogenannten Baustellenpraktikum lernte sie unter anderem eine Zimmerei und ein Rohbauunternehmen kennen, richtete Dachstühle, mauerte oder legte Bodenplatten mit. Alles Dinge, die an einer Regel-Uni nicht zwangsläufig gefordert werden.

Ebenso musste sie eine Mappe anfertigen und vorstellen, eine Studie zum Stadtlohner Bahnhof. Einschließlich eines Aufnahmegesprächs, in dem die künstlerisch-gestalterische Eignung für das Bachelorstudium der Architektur an der Münster School of Architecture geprüft wird. Oder anders: „Man will halt merken, ob die Studenten diesen Weg tatsächlich gehen wollen.“ Die Anforderungen werden schließlich nicht geringer: Architekten sind heute echte Allrounder.
Und dass sie diesen Weg gehen will, spürt man. Mit der Übernahme von Verantwortung. So wie sie es in der Ausbildung schon musste. „Bei uns nehmen die Azubis die Praktikanten an die Hand“, erklärt Hermann Josef Steverding. Das Prinzip, junge Menschen auf Augenhöhe abzuholen, zeichne auch die Nacht der Ausbildung aus: „Das kann auch keiner besser erklären.“
Apropos Praktikum: Stellen biete das Büro ganzjährig an, mit guter Resonanz. Und nachhaltigem Erfolg. Christina Höing ist schon der dritte Lehrling, der zu den besten Azubis des Jahrgangs in Nordwestfalen gehörte. Das mache durchaus stolz und zeige, „dass wir ganz so viel scheinbar nicht verkehrt machen“, meint Hermann Josef Steverding. Dass die Absolventen dann schnell den nächsten Schritt machten, sei mittlerweile auch fast die Regel. Da gelte es dann, den Kontakt zu halten. Rückkehrer gibt es immer wieder. Sehr gut ausgebildete.
So weit denkt Christina Höing noch nicht. Sechs Semester stehen bis zum Bachelor an, dann weitere vier bis zum Master. Dass dann die Perspektiven für Architekten sehr gut sein werden, daran hegt Hermann Josef Steverding keine Zweifel. Auch Christina Höing werde ihren Weg finden: „Fleiß, Disziplin, Interesse. Wir haben schnell festgestellt, dass sie weiß, was sie will.“ Eines sei besonders wichtig: die Freude am Beruf.
Diesen Artikel haben wir am 16. Oktober 2024 veröffentlicht.