Bürener sind froh über Blitze Autofahrer rast mit fast 100 durch die Ortschaft

Bürener sind froh über Blitze: Mit 94 km/h durch die Ortschaft
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„Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich habe das nicht beantragt, dass hier in Büren geblitzt wird“, sagt Tobias Wermert und lacht. Der Bürener steht gerade mit dem Motorrad in der Einfahrt seines Elternhauses, als ein Techniker den Blitzer einrichtet. Tobias Wermert hat nichts dagegen. Im Gegenteil. Er hält die Geschwindigkeitskontrollen in der Ortsdurchfahrt für dringend erforderlich. „Hier wird zu viel gerast.“

Seine Nachbarin Rita Schmittmann sieht das genauso. Sie sagt: „Hier leben ja auch Kinder. Das ist schon manchmal lebensgefährlich.“ Genau vor ihrer Haustür steht die „Semistationäre Geschwindigkeitsüberwachungsanlage“ des Kreises Borken. So nennt sie aber niemand kaum jemand. Als „Superblitzer“, „Panzerblitzer“ oder „Gulaschkanone“ ist sie besser bekannt.

Der Superblitzer in Büren
Kurz vorm Bürener Ortsausgang in Fahrtrichtung Legden war der Superblitzer des Kreises Borken für zwölf Tage stationiert. © Stefan Grothues

Zwölf Tage lang hat der der Kreis Borken in der Ortsdurchfahrt Büren das Tempo aller Fahrzeuge in beiden Richtungen gemessen – und das sind überraschend viele. Knapp 30.000 Fahrzeuge fuhren vom 7. bis zum 18. September auf der Kreisstraße 33 durch Büren,14.270 in Fahrtrichtung Stadtlohn, 15.209 in Fahrtrichtung Legden.

Darunter waren fast 500 Autofahrer, die sich nicht an die erlaubte Höchstgeschwindigkeit gehalten haben. Anwohner Tobias Wermert überrascht das nicht. „Ich bin hier aufgewachsen. Ich kann schon beim Hören abschätzen, wie schnell die Autos sind.“

Und die sind nach Tobias Wermerts Beobachtungen immer dann am schnellsten, wenn wenig Verkehr ist. „Zu den Hauptverkehrszeiten müssen die Autofahrer ja an den Einengungen warten und sich gegenseitig vorbeilassen“.

Die Bürener Ortsdurchfahrt ist schnurgerade und rund 400 Meter lang, an den beiden Ortseingängen ist die Fahrbahn auf eine Spur eingeengt. Innerorts sind weitere Straßeneinengungen. Tobias Wermert: „Aber nachts oder wenn kein Gegenverkehr da ist, dann fahren Lkw schon mal mit Tempo 90 hier durch. Oder Taxis mit über 100.“

Blitzen für mehr Sicherheit

Rita Schmittmann sagt: „Das kann einem schon Angst machen. Als wir vor drei Jahren hierhergezogen sind, gab es genau vor unserer Haustür einen schweren Unfall, weil jemand zu schnell gefahren ist.“ Darum sieht sie jetzt das Blitzen der Radarfalle vor ihrem „Logenplatz“ ohne Groll. Weil es helfe, die Verkehrssicherheit zu erhöhen.

Das war für den Kreis Borken das Motiv, den eine Viertelmillion Euro teuren Superblitzer anzuschaffen. Er ermöglicht, rund um die Uhr und auch am Wochenende potenzielle „Raserstrecken“, Unfallhäufungspunkte und Gefahrenstellen zu überwachen. Der erste Einsatz war im Juni dieses Jahres.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kreises mit der neuen Geschwindigkeitsüberwachungsanlage
Dr. Elisabeth Schwenzow (Verkehrsdezernentin des Kreises Borken, r.), Dr. Gerswid Altenhoff-Weber (Leiterin des Fachbereichs Verkehr des Kreises Borken, l.) und Christian Tewiele (Leiter der Bußgeldstelle des Kreises Borken) Anfang Juni bei der Vorstellung des neuen Superblitzers. © Kreis Borken

Per Datenfernübertragung wird jedes Blitzerfoto unmittelbar in Echtzeit auf einen Server in die Kreisverwaltung übertragen. Die Auswertung der Fotos knapp 500 Fotos aus Büren dauert (Stand 19. September) noch an.

Christian Tewiele, Leiter der Bußgeldstelle der Kreisverwaltung und für die Geschwindigkeitsüberwachung zuständig, kann aber schon einige Zahlen nennen. Danach lag Anwohner Tobias Wermert mit seiner „Hörschätzung“ gar nicht so schlecht

Teure 14 Sekunden

In Fahrtrichtung Stadtlohn wurde der schnellste Temposünder mit 94 km/h geblitzt. Das wird teuer: Die Ahndung erfolgt abzüglich 3 km/h Toleranz. Es bleibt also eine Überschreitung um 41 km/h innerorts. Das bedeutet 400 Euro Bußgeld, zwei Punkte in Flensburg und einen Monat Fahrverbot.

Und das, um gerade einmal 14 Sekunden Zeit zu sparen, wie ein Rechenexempel zeigt. Mit 94 km/h braucht ein Autofahrer gut 15 Sekunden, um Büren zu durchqueren. Hält er sich an Tempo 50, so sind es knapp 29 Sekunden.

Viele Autos schneller als 70

Die höchste gemessene Überschreitung in Fahrtrichtung Legden: 78 km/h. Das macht minus 3 km/h Toleranz eine Überschreitung um 25 km/h innerorts. Dafür muss der Autofahrer mit 115 Euro Bußgeld und einen Punkt in der Verkehrssünderkartei rechnen.

In Fahrtrichtung Stadtlohn fuhren 377 Autofahrer schneller als erlaubt, in Fahrtrichtung Legden waren es 74. Standort des Blitzers war in Höhe Hausnummer Almsick 81, also der Bürener Ortsausgang in Fahrtrichtung Legden. Christian Tewiele: „In beiden Fahrtrichtungen liegt ein Großteil der Überschreitungen zwischen 60 und 70 km/h. Es gibt aber insbesondere in Fahrtrichtung Stadtlohn auch viele Fahrzeuge, die schneller unterwegs waren.“

Detailliertere Auswertungen stehen voraussichtlich erst Ende der Woche zur Verfügung. Anwohner Tobias Wermert sagt: „Da bin ich mega gespannt drauf.“ Seine Nachbarin Rita Schmittmann sagt: „Es wäre schön, wenn dann noch mehr Maßnahmen für die Verkehrssicherheit ergriffen würden. Eine Fußgängerampel wäre nicht schlecht.“