
© Stefan Grothues
Borken pumpt mehr Trinkwasser nach Stadtlohn, Vreden und Südlohn
Vertrag unterzeichnet
In heißen Sommern den Rasensprenger abstellen und den Wasserverbrauch reduzieren? Das war in den vergangenen Jahren mehrfach Aufruf der SVS-Versorgungsbetriebe. Damit soll jetzt Schluss sein. Wasser satt?
Die Trinkwasserversorgung in Stadtlohn, Vreden und Südlohn soll auch in Dürresommern sicherer werden. Borken will jährlich zusätzlich 250 Millionen Liter Trinkwasser ins SVS-Gebiet pumpen.
Stadtlohn, Vreden und Südlohn werden künftig mehr Trinkwasser aus Borken beziehen. Die SVS-Versorgungsbetriebe und die Stadtwerke Borken haben das jetzt vertraglich vereinbart. Die jährliche Liefermenge aus Borken wird um 250.000 Kubikmeter auf zwei Millionen Kubikmeter erhöht. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 25 Jahren.

Bei der Unterzeichnung des Wasserlieferungsvertrags (von links): Werner Stödtke (Vorsitzender des SVS-Aufsichtsrates), Thomas Spieß (Geschäftsführer SVS), Ron Keßeler (Geschäftsführer Stadtwerke Borken) und Mechtild Schulze Hessing (Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke Borken). © Stadtwerke Borken
Ziel sei eine Verbesserung der Versorgungssicherheit. Die stieß in den vergangenen Dürresommern mitunter an ihr Limit, weil zum eigentlichen Trinkwasserverbrauch große Wassermengen zum Rasensprengen oder für Poolbefüllungen genutzt wurden.
Normal ist für die SVS-Versorgungsbetriebe eine tägliche Trinkwasserabgabe von etwa 7500 Kubikmetern Trinkwasser – auch im Sommer. An Hitzetagen aber stieg der Verbrauch in den letzten Jahren oft auf Spitzenwerte von bis zu 13.000 Kubikmetern.
„2020 haben wir das bisherige Liefermaximum aus Borken mit 1,75 Millionen Kubikmeter ganz ausgeschöpft. Unsere Eigenförderung lag bei 1,2 Millionen Kubikmetern“, so Norman Sladeczek, der Technische Leiter der SVS für die Bereiche Wasser und Gas.
Seit einigen Jahren arbeiten die SVS-Versorgungsbetriebe an langfristigen Lösungen des Problems. Ein Patentrezept gibt es nicht, da die Fördermengen für Trinkwasser in Stadtlohn aufgrund der geologischen Verhältnisse und Vorgaben der Bezirksregierung nicht einfach ausgeweitet werden können.
Neue Brunnenbohrungen, ein neuer Wasserspeicher und der Bau einer neuen Wasserleitung von Borken nach Stadtlohn gehören zum Konzept. Der jetzt erfolgte Vertragsabschluss mit den Borkener Stadtwerken ist ein weiterer wichtiger Mosaikstein.
Borken liefert schon seit 40 Jahren Trinkwasser
Zwischen beiden Unternehmen gibt es seit den 1980er Jahren eine enge Zusammenarbeit: „Wir beliefern die SVS seit rund 40 Jahren mit Wasser. Jetzt möchten wir unsere Zusammenarbeit noch weiter verstärken, weil sich die Aufgabe der Wasserversorgung nicht sinnvoll ausschließlich in den Grenzen einer einzelnen Gemeinde lösen lässt“, erklärt Ron Keßeler, Geschäftsführer der Stadtwerke Borken in einer Pressemitteilung.
Bis zum 1. Januar 2023 soll nun die aus Borken gelieferte Wassermenge sukzessive auf die vertraglich festgelegten zwei Millionen Kubikmeter gesteigert werden. „Der neue Vertrag gibt unseren beiden Kommunen Versorgungs- und Planungssicherheit für die nächsten 25 Jahre“, sagt Thomas Spieß.
„Wir sichern unseren Wasserbedarf über eigene Förderung und Zulieferung von mehreren Partnern ab. Die Partnerschaft mit den Stadtwerken in Borken hat dabei einen hohen Stellenwert“, so der Südlohner Bürgermeister Werner Stödtke, der auch Vorsitzender des SVS-Aufsichtsrates ist.
Alle Probleme in Sachen Trinkwasserversorgung sind damit aber noch nicht beseitigt. Norman Sladeczek: „Dieser eher regenreiche Sommer hat für eine gewisse Entspannung gesorgt. Aber die Grundwasserstände haben sich noch nicht vollständig von den drei Dürresommern 2018, 2019 und 2020 erholt. Angesichts der Klimaerwärmung bleiben doch noch einige Sorgenfalten.“
Trinkwasser im SVS-Gebiet vergleichsweise günstig
Nach Angaben von Thomas Spieß haben die SVS-Versorgungsbetriebe sechs bis sieben Millionen Euro in die Trinkwasser-Versorgungssicherheit investiert. „Diese Kosten werden sich irgendwann auch im Wasserpreis niederschlagen müssen“, das erklärte der SVS-Geschäftsführer im Juli anlässlich der Fertigstellung des neuen Trinkwasserspeichers in Hundewick.
Mit dem seit dem 1. Januar geltenden Preis von brutto 1,39 Euro pro Kubikmeter (vorher 1,11 Euro) böten die SVS im Vergleich zu den Versorgern in der Nachbarschaft einen sehr günstigen Preis. Ob und wann es zu neuen Preiserhöhungen kommen werde, stehe aber noch nicht fest, so Thomas Spieß. Fest steht aber jetzt schon, dass das Preisniveau für Trinkwasser in Borken höher ist als in Stadtlohn, Vreden und Südlohn. Die Borkener Haushalte zahlen 1,80 Euro pro Kubikmeter Trinkwasser.
Große Preisunterschiede in NRW
Das Statistische Landesamt „Information und Technik Nordrhein-Westfalen“ hat im Juli eine vergleichende Übersicht über die Trinkwasserkosten im Jahr 2019 veröffentlicht. Die verbrauchsabhängigen Kosten für Trinkwasser beliefen sich danach im NRW-Durchschnitt brutto auf 1,64 Euro pro Kubikmeter. Nicht vom Verbrauch abhängige Kosten (z. B. Zählergebühren) sind in diesen Zahlen nicht enthalten.
Die Unterschiede bei den Trinkwasserkosten in den einzelnen Kommunen sind aufgrund unterschiedlicher geografischer, topografischer und infrastruktureller Verhältnisse beträchtlich: Die Preisspanne je Kubikmeter reichte von 0,79 Euro (Gemeinde Hövelhof) bis 3,02 Euro (Stadt Solingen).
Der durchschnittliche Wasserpreis im Kreis Borken lag 2019 nach Angaben des Statistischen Landesamts bei 1,52 Euro je Kubikmeter. Die Kubikmeterpreise in den Nachbarkommunen beziffert die amtliche Statistik für das Jahr 2019 so:
- Ahaus: 1,97 Euro
- Borken: 1,80 Euro
- Gescher: 1,18 Euro
- Heek: 1,51 Euro
- Legden: 1,52 Euro
- Stadtlohn: 1,13 Euro
- Südlohn: 1,13 Euro
- Vreden: 1,13 Euro
- Velen. 1,31
Nach Berechnung der SVS-Versorgungsbetriebe kostet ein Liter Trinkwasser die Einwohner in Stadtlohn, Vreden und Südlohn derzeit nur 0,00139 Euro. Für 4,99 Euro bekomme man somit 3589,93 Liter Trinkwasser.