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„Böllerverbot" ist für Hobbyfeuerwerker aus Stadtlohn ein echter „Schock"
Silvester
Felix Spoltmann faszinieren Feuerwerke, für den Stadtlohner sind diese mehr als ein Hobby zu Silvester. Durch das erneute Verbot des Feuerwerksverkaufs befürchtet er ernsthafte Konsequenzen.
Felix Spoltmann kann beim Thema Feuerwerksverbot an Silvester nur den Kopf schütteln: „Wenn es durch Feuerwerk zu Unglücken kommt, dann doch eher durch den Alkohol bedingt oder wenn dieses illegal abgebrannt wird.“ Und dass gerade jetzt – beim erneuten Verbot des Verkaufs – der „illegale Markt“ aufblühen könnte, das befürchtet der Stadtlohner.
Zum Hintergrund: Die Ministerpräsidentenkonferenz hatte Anfang Dezember das abermalige „Böllerverbot“ zu Silvester im Privatbereich unter anderem damit begründet, dass dadurch spürbar Notaufnahmen entlastet würden. Ebenso führe das Abbrennen von Feuerwerken zu erhöhten Infektionsgefahren. Umweltschützer, Polizeigewerkschaft und Ärzte hatten sich zuvor für das Verbot starkgemacht.
Dazu hat nun auch der Bundesverband Pyrotechnik (BVPK) mit einem offenen Brief an die Verantwortlichen bei Bund und Ländern Stellung bezogen. Mitglied ist seit fast zwei Jahren auch Felix Spoltmann. „Dieser Beschluss war für mich ein echter Schock“, teilt der Stadtlohner mit. So gehe es auch vielen anderen feuerwerksbegeisterten Menschen in Deutschland.
Stadtlohner absolviert Ausbildung zum Pyrotechniker
Diese Resonanz kann er widerspiegeln: Aktuell macht der 23-Jährige eine Ausbildung zum Pyrotechniker, den „Großfeuerwerksschein“, wie er erklärt. 20 Großfeuerwerke muss er dazu mitgestalten, das zähle zur offiziellen Lehrgangs- und Prüfungsvorbereitung.
„An die 15 habe ich schon begleitet, habe aber keinen Zeitdruck“, berichtet Felix Spoltmann. Wuppertal, Essen, Bochum – das Ruhrgebiet sei schon ein Schwerpunkt. Rund 200 Kilometer habe sich der Stadtlohner dafür als Radius gesetzt. Die Pyrotechnik solle ein Hobby bleiben, „vielleicht gibt es ja aber auch nebenberuflich Möglichkeiten“, blickt er voraus.

Mehr als ein Hobby zu Silvester: Der Stadtlohner ist Mitglied im Bundesverband Pyrotechnik. © privat
Schon immer habe ihn Feuerwerk fasziniert. „Das Interesse ist immer weiter gestiegen“, erzählt er. Von den besonderen Effekten und deren Wirkung könne sich so recht doch niemand freisprechen, meint er: „Silvester ohne Feuerwerk ist doch wie ein normaler Tag“, betont er. Dass er diese Faszination nun zum zweiten Mal nacheinander nicht ausleben kann, das beschäftigt den 23-Jährigen.
Noch mehr sorgt er sich um die Szene im Allgemeinen – und vor allem um die Unternehmen in der traditionsreichen Handwerksbranche, die „90 Prozent ihrer Umsätze an den letzten drei Tagen des Jahres“ machten. Natürlich seien mit dem Verbot nun wirtschaftliche Überbrückungshilfen durch den Staat zugesagt. Aber: „Nicht zuletzt über den Bundesverband und viele Mitstreiter weiß ich, dass manche Anbieter echte Probleme haben“, so der Stadtlohner.
Bundesverband: Thesen zum Verbot sind nicht haltbar
Er verweist noch einmal auf die Stellungnahme des BVPK: Diese stelle klar, dass das Silvesterfeuerwerk im Freien abgebrannt werde und daher nicht zu erhöhten Infektionsraten führe. Die These einer ernstzunehmenden Belastung des Gesundheitssystems durch Verletzungen mit Silvesterfeuerwerk sei nicht haltbar.
So habe eine Anfrage der Grünen in Bayern zum Beispiel ergeben, dass es in der Silvesternacht 19/20 ganze 25 Verletzte durch Feuerwerk bei 400 Krankenhäusern in Bayern gegeben habe.
Und vor allem: Ein Verkaufsverbot von zugelassenem, geprüftem Feuerwerk werde zu einem Anstieg der Verwendung von illegalem und tendenziell gefährlichem Feuerwerk führen. Dieser Meinung ist auch Felix Spoltmann: „Der kontrollierte Rahmen ist doch der sichere.“

Für die Ausbildung zum Pyrotechniker muss der 23-Jährige 20 Großfeuerwerke mitgestalten. Schwerpunktmäßig ist er dabei im Ruhrgebiet unterwegs. © privat
Individuelle Feuerwerke im Garten oder vor der eigenen Haustür im engeren Familienkreis seien ein pandemiekonformes Gemeinschaftserlebnis, bestätigt auch der Bundesverband. „Mit einem symbolpolitischen Verbot verspielen die Regierungen in Bund und Ländern Vertrauen von Bürgerinnen und Bürgern“, stellt Ingo Schubert vom BVPK fest.
Felix Spoltmann befürchtet, dass seinem Hobby eher Grenzen gesetzt werden, bevor er so richtig durchstarten kann: „Ein weiteres Feuerwerksverbot kann auch das unweigerliche Ende des größten Teils der traditionsreichen Feuerwerkskunst in Deutschland bedeuten.“ Ohne dass dies einen relevanten Beitrag zur Eindämmung oder Bewältigung der Corona-Krise leisten würde...