Bei den Landwirteprotesten waren auch Stadtlohner Bauern dabei (Symbolbild). Die Aktionen fanden Anklang.

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Bauern wünschen mehr Flexibilität, freuen sich an Demonstrationen und fürchten Trockenheit

rnWinterversammlung der Landwirte

Bei der Winterversammlung freuten sich die Landwirte über den Erfolg der Demonstrationen und zeigten Unmut gegenüber Bürokratie, wie bei der Vorbereitung des Wirtschaftswege-Konzeptes.

Stadtlohn

, 27.02.2020, 04:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Zur Winterversammlung im Breul kamen am Dienstagabend rund 60 Landwirte. Das waren viel mehr als im letzen Jahr. Ortsverbandsvorsitzender Dirk Große Damhues führte dies auf den Termin am Abend zurück.

Er freute sich darüber und ebenso über den Erfolg der „Land schafft Verbindung“- Demonstrationen in großen Städten und der Aktionen vor Ort. Allerdings mahnte er zur Dringlichkeit: „Wenn wir es jetzt nicht schaffen, dann schafft die Politik unsere Landwirtschaft ab.“ Landwirte stünden nicht im Gegensatz zur Nachhaltigkeit. „Wir denken in Generationen“, sagte Große Damhues.

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Er lobte eine Einigung der Landwirte mit der Stadt, die Ackerland betraf. Der Rat hatte hier zunächst beschlossen, die 20 Hektar Ackerland im Besitz der Stadt in Blühflächen zu verwandeln. Diese Entscheidung war später zurückgenommen worden auf Flächen, die kleiner als 1000 Quadratmeter sind. Größere Flächen dürfen die Pächter weiter landwirtschaftlich nutzen. Es handele sich dabei um Flächen, die in zwei, drei Jahren bebaut würden.

Lokale Diskussionen und die Effekte weltweiter Entwicklungen

Die Winterversammlungen der Ortsgruppen des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV) liefern Einblicke in das, was lokal diskutiert wird. Funktionäre des Verbands und der Landwirtschaftskammer wiesen auf rechtliche Vorgaben und internationale Entwicklungen hin.

So berichtete Ulrike Janßen-Tapken von der Landwirtschaftskammer Borken über den positiven Trend bei der Nitrat-Erfassung im Grundwasser, mahnte die Landwirte aber gleichzeitig zum Dranbleiben beim Grundwasserschutz.

Jörg Sümpelmann, Kreisgeschäftsführer des WLV, berichtete, dass sich die Afrikanische Schweinpest im Januar von polnischer Seite bis auf zwölf Kilometer der deutschen Grenze genähert hat. Es sei wichtig, sich weiter vorzubereiten. Im tiefen Boden herrsche noch immer Trockenheit. Bei der Bodenbearbeitung sei dies zu berücksichtigen.

Mit Schwerpunkten auf dem Hochwasserschutz und der Stadtentwicklung gab Bürgermeister Helmut Könning (CDU) einen Überblick zur Stadtpolitik. Der Ausbau des schnellen Internets im ländlichen Bereich gehe voran, die Ausschreibungen begännen gerade. Zum Wirtschaftswege-Konzept sollen die Förderanträge im März gestellt werden, so Könning.

Wirtschaftswegekonzept: Viele Fragen

Details zu deren Voraussetzungen brachte Christoph Hessel von der Landwirtschaftskammer Coesfeld. Er versucht hierzu private Wege aus alten Katastern in der Landschaft nachzuvollziehen. Zunächst waren rund 200 Kilometer öffentlicher Wege aufgenommen worden. Für die Förderung ist von der Bezirksregierung aber vorgesehen, dass alle im Kataster erfassten Wege geprüft werden müssen.

Christoph Hessel von der Landwirtschaftskammer Coesfeld erklärte den Landwirten, warum die Kartierung auch privater Wege für das Verkehrswege-Konzept wichtig ist.

Christoph Hessel von der Landwirtschaftskammer Coesfeld erklärte den Landwirten, warum die Kartierung auch privater Wege für das Verkehrswege-Konzept wichtig ist. © Andreas Bäumer

Waldwege, die es gar nicht mehr gibt

„Darunter sind Waldwege, die es gar nicht mehr gibt“, so Hessel. Er könne sich vorstellen, dass solche Wege dann aus dem Kataster verschwinden würden. Für das Wirtschaftswege-Konzept selbst sei kein privater Weg relevant. Große Damhues äußerte Misstrauen gegenüber dieser Datensammlung und fragte in den Raum, was die Bezirksregierung mit den Daten vorhabe.

Damit lieferte er aber auch ein Beispiel für die „Dünnhäutigkeit“, die dann die stellvertretende Kreislandwirtin Anke Knuf ansprach. „Dadurch sehen wir die konstruktive Kritik nicht mehr“, sagte sie.

Klaus Pries (44) stellte sich auf der Versammlung als Bürgermeisterkandidat vor und warb um Unterstützung und Ideen.

Klaus Pries (44) stellte sich auf der Versammlung als Bürgermeisterkandidat vor und warb um Unterstützung und Ideen. © Andreas Bäumer

In der Versammlung wurde auch dafür geworben, dass sich die Stadtlohner Landwirte direkt im politischen Prozess beteiligen. Einer, der dies schon jetzt versuchen möchte, ist Klaus Pries (CDU, 44). Er stellte sich bei der Versammlung als Bürgermeisterkandidat für Stadtlohn vor.