
Geschäftsführer Dr. Thomas Knecht und Anika Lechtenberg, Head of Design, wollte mit Hülsta neue Wege gehen. © Luca Füllgraf
Aufbruchstimmung bei Hülsta in Stadtlohn: „Wir wollen die Marke entstauben“
Hausmesse
Während die steigenden Energie- und Holzkosten Hülsta hart treffen, steckt das Stadtlohner Traditionsunternehmen in einem Transformationsprozess. Das zeigt es nun bei seiner Hausmesse.
„Tradition trifft Transformation“ steht auf dem T-Shirt, das Anika Lechtenberg unter ihrem Blazer trägt. Sie ist „Head of Design“ (Design-Chefin) beim Stadtlohner Unternehmen Hülsta. Der Schriftzug ist im gesamten Showroom immer wieder zu finden. Er ist das Motto der Hausausstellung, die am Donnerstag (15. September) begann. Auf 6000 Quadratmetern stellt Hülsta die neuen Möbel aus. Rund 500 Händler werden bis nächsten Donnerstag erwartet.
Tradition hat Hülsta eine ganze Menge. Das Unternehmen wurde 1940 als Schreinerei von Alois Hüls gegründet. Der Name Hülsta setzt sich aus dem Familiennamen Hüls und dem Standort Stadtlohn zusammen. Ab 1960 übernahm sein Sohn Karl Hüls die Leitung. Unter dessen Führung wurde Hülsta zur bekanntesten Herstellermöbelmarke in Deutschland. Mit rund 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist Hülsta Stadtlohns größer Arbeitgeber. Seit 2021 ist Dr. Thomas Knecht geschäftsführender Alleingesellschafter von Hülsta.
Mit alten Regeln brechen
Auch Anika Lechtenberg kann mit dieser Tradition viel anfangen. Schon ihr Vater und ihr Onkel arbeiteten bei Hülsta. Trotzdem sagt sie: „Wir wollen die Marke Hülsta entstauben und ins Jahr 2022 bringen.“ Anders als früher habe Hülsta inzwischen den Anspruch, alle Altersgruppen anzusprechen. „Dazu mussten wir auch femininer werden“, sagt sie. Schließlich entscheide beim Möbelkauf meistens die Frau. Der Schritt zu mehr Weiblichkeit zeigt sich auch personell. Im Produktdesign Team arbeiten inzwischen vier Frauen und vier Männer. Während der acht Wochen, in denen die Ausstellung aufgebaut wurde, wurden aber ohnehin alle Teams bunt durchgemischt.

Auf 6000 Quadratmetern stellt Hülsta bei der Hausmesse neue Möbel aus. © Luca Füllgraf
Teil des Wegs ins Jahr 2022 sei auch, bewusst mit alten Regeln zu brechen. Die Möbel seien bewusst extrovertierter und noch nie habe es bei einer Hausmesse so viele Neuheiten geben.
Nachhaltigkeit hoch im Kurs
Seit Beginn der Coronapandemie hat sich eine Menge auf dem Möbelmarkt getan. Weil viele Menschen viel Zeit zu Hause verbracht haben, werde wieder bewusster und individueller gewohnt, so Anika Lechtenberg. Auch das Thema Nachhaltigkeit sei wichtiger als je zuvor. „Und nichts ist nachhaltiger als Langlebigkeit“, sagt sie. Anrufe von Kundinnen und Kunden, die in den Siebzigern einen Schrank von Hülsta gekauft haben und noch heute nach neuen Beschlägen oder Scharnieren fragen, seien keine Seltenheit. Hülsta sei somit schon nachhaltig gewesen, als es noch kein Trend war.
„Das beste Beispiel bin ich selbst“, sagt Thomas Knecht. Er habe sich von seinem ersten Gehalt einen Hülsta Schrank gekauft. „Der lebt noch heute, wenn auch in einem anderen Raum.“ Gekauft werden die Tische, Betten oder Schränke noch immer vor allem im Fachhandel. Dort könnten viele der Möbel auch gleich so zusammengestellt werden, dass sie sich wie ein Maßanzug an den Raum anpassen.
Energiepreise treffen Hülsta hart
„Die steigenden Energiepreise sind auch für uns ein grausiges Thema“, sagt Thomas Knecht. „Die hohen Strompreise treffen uns stärker als die für Gas.“ Der Anstieg sei so extrem, dass er in keiner vernünftigen Unternehmensplanung abgebildet werden könne. „Wir brauchen Strom und müssen ihn kaufen. Über die Kostensteigerung haben wir keine Kontrolle.“ Deshalb ließe es sich nicht vermeiden, dass auch die Möbel von Hülsta teurer werden.
Anders als bei den Mitbewerbern gebe es bei Hülsta allerdings keine Lieferengpässe. „Wir liefern im normalen Turnus“, so Thomas Knecht. Dass Hülsta die Logistik und Montage selbst übernimmt, sei da ein großer Vorteil: „Wir haben ein belastbares Netzwerk“.
Eine weitere Schwierigkeit, die Hülsta gerade trifft, ist der Fachkräftemangel. Besonders im Handwerk und in der IT sei die Suche nach Personal schwer. Auch deshalb möchte Hülsta bewusst auf junge Menschen setzen. Obwohl im August sieben neue Azubis ihre Ausbildung begannen, hat das Unternehmen weiter freie Ausbildungsplätze. „Es gibt eine große Aufbruchstimmung hier im Haus. Auch wenn die allgemeine Konjunktur uns nicht in die Karten spielt, wollen wir die Dürre meistern“, sagt Thomas Knecht.
Neu in Ahaus, neu im Münsterland und neu in NRW. Aber ein frischer Blick auf die Dinge soll ja bekanntlich helfen, zumindest hofft er das. Pendelte beruflich bisher zwischen Lokal- und Sportjournalismus und kann sich nur schwer entscheiden.
