Alte Krone sucht neuen Wirt Isabell und Jürgen Heming kündigen den Rückzug an

Alte Krone sucht neuen Wirt: Isabell und Jürgenl Heming kündigen Rückzug an
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„Jürgen, das kannst du uns nicht antun!“ Diesen Satz seiner Gäste hat Jürgen Heming in den letzten Wochen oft gehört. Der Wirt der Alten Krone am Markt in Stadtlohn hat seinen Rückzug und den Verkauf der Traditionsgaststätte angekündigt.

Die Alte Krone ist eine echte Stadtlohner Institution. Die Geschichte der Traditionskneipe reicht so weit zurück, dass auch Jürgen Heming ihre Anfänge nicht genau kennt. Dabei hat der 62-Jährige selber Kneipengeschichte geschrieben: Seit drei Jahrzehnten ist er Eigentümer und Wirt der Alten Krone.

Jetzt aber wollen er und seine Frau Isabell Heming mehr Zeit für andere Dinge des Lebens haben. „Am 10. November 1993 habe ich die Alte Krone gekauft. 30 Jahre sind genug. „Meine Lebensarbeitszeit hab ich ja schon zwei Mal voll“, sagt er lachend und erinnert an die langen Arbeitstage bis tief in die Nacht.

Stammgast Gregor Südhoff knobelt an der Theke der Alten Krone.
Stammgast und Knobler Gregor Südhoff ist voll des Lobes für die Alte Krone. © Stefan Grothues

Dabei ist seine Leidenschaft für die Alte Krone und seinen Wirtsberuf ungebrochen. „Ich bin Koch und Restaurantfachmann geworden, weil ich gerne mit Menschen zu tun habe: Und das macht mir auch heute noch Freude“, sagt Jürgen Heming. „Aber ich will ja nicht irgendwann an der Theke tot umfallen.“

Bevor er die Alte Krone erwarb, führte er zehn Jahre lang das Restaurant Schäfers in der Dufkampstraße. Die Alte Krone ist aus einem Kolonialwarenladen der Familie Terfrüchte hervorgegangen. Seither erlebte sie einige Pächterwechsel. Tons Südhoff führte sie mehr als ein Jahrzehnt, ihm folgten für deutlich kürzere Zeitspannen Lammers-Nonhoff, Güter Wiciok und Berthold Pöpping.

Das Team der Alten Krone um Jürgen und Isabell Heming
Das Team der Alten Krone um Jürgen und Isabell Heming © privat

Mit Jürgen Heming erlebte die „Krone“ eine neue Blütezeit. Auch an diesem Dienstag um vier knallt schon der Kobelbecher auf die Theke. Die Würfel rollen. Eine Rentnerrunde genießt ein kühles Pils.

Gregor Südhoff ist einer von ihnen. Er selbst war zehn Jahre lang Wirt des „Oxford“. Für die Krone findet er nur lobende Worte: „Hier stimmt einfach alles, die gemütliche Atmosphäre, der Wirt ist ein ehrlicher, fleißiger und guter Typ. Und seine Frau Bella ist top, für jeden Spaß zu haben.“

Jürgen und Isabell Heming hinter der Theke
Der schönste Platz: Jürgen und Isabell Heming hinter der Theke © Stefan Grothues

Das hört Jürgen Heming gerne. Denn auch sein Credo lautet: „Der Mensch ist entscheidend. Wir wollen gute Gastgeber sein, und das spüren unsere Gäste.“ Jürgen Heming liebt es, von Tisch zu Tisch zu gehen, gute Gespräche zu führen.

Aber der Erfolg ist für ihn eine Teamleistung. „Ich habe eine tolle zehnköpfige Mannschaft. Die Säulen des Erfolgs sind meine Frau Bella und Jenny Schuer, die beide schon weit über 20 Jahre dabei sind.“

Die Alte Krone vor der Bombardierung
So sah die Alte Krone (Bildmitte) vor dem Zweiten Weltkrieg aus. © privat

95 Prozent der Gäste sind nach Hemings Angaben Stammgäste. „Da sind tolle Stammtische dabei, die mit mir zusammen alt geworden sind. Aber es kommen auch die jungen Menschen“.

Für viele Gäste ist die Krone wie ein zweites Wohnzimmer. Jürgen Heming bezeichnet seine Kneipe augenzwinkernd als „ein echtes soziales für den häuslichen Frieden“. Heming: „Die Leute kommen hierher, haben zwei Stunden Urlaub und gehen mit guter Laune nach Hause.“

„Überragende Lage“

Was ist neben der Gastfreundschaft das Geheimrezept für den anhaltenden Erfolg der Alten Krone? Andere Stadtlohner Bierkneipen wie der Blaue Täuber, Gietmann, das Deutsche Ecke, Pütt und Queens Pub sind längst Geschichte.

Jürgen Heming sagt: „Die Lage am Markt ist überragend. Hier brummt das Leben. Und abends herrscht hier in den Außengastronomien schon fast südländisches Flair.“ Ein zweiter wichtiger Faktor sei die urige Kneipenatmosphäre mit alten Fliesen, schweren Holzmöbeln und dem Charme einer langen Geschichte.

„Urige Kneipe“

„Wir haben immer viel investiert, um alles in Schuss zu halten. Aber wir sind immer ganz behutsam vorgegangen“, sagt Jürgen Heming. Wenn jetzt Stadtlohner Firmenvertreter Geschäftsfreunde aus Japan, Frankreich oder England ausführen, dann steht die Alte Krone immer als „traditional German Beer Pub“ auf dem Programm.

Auf Google heimst die Alte Krone über 300 Mal fünf Sterne ein. Ein auswärtiger Gast schreibt eine typische Bewertung: „Kurzen Zwischenstopp dort eingelegt. Urige Gaststätte mit total gemischten Publikum. Von jung bis alt komplett vertreten. Bedienung war auf Zack.“ Jürgen Heming weiß das nur vom Hörensagen. Er lebt lieber analog: „Ich hab ja nicht mal ein Handy.“

Mit 65 ist Schluss

Obwohl die Alte Krone „ein gemachtes Nest“ ist, gibt es für Jürgen und Isabell Heming noch keine Nachfolger. Die Gäste müssen sich aber vorerst noch keine Sorgen machen. „Bis ich 65 bin, bleibe ich noch“, sagt Jürgen Heming. Spätestens bis dahin will er die Alte Krone verkauft haben.

An eine Vermietung denkt er nicht? Heming: „Ich glaube, es ist das Beste, wenn die Alte Krone von einem Eigentümer geführt wird. Dann fließt auch Herzblut darein. Das ist für die Gaststätte besser als wechselnde Pächter.“

Und der Erhalt der Alten Krone liegt Jürgen Heming am Herzen. Nicht nur für seine langjährigen Stammgäste. „Ich selber will hier mit meinem Kartenklub ja auch noch weiter spielen. Als Gast.“

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 26. Oktober 2023.