Deutschlandweit ruft die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände zum Protest auf: Am Mittwoch, 14. Juni, bleiben viele Apotheken geschlossen. In Stadtlohn werden sich alle vier Apotheken diesem Protest anschließen: die Tilly-Apotheke an der Klosterstraße, die Sonnen-Apotheke an der Eschstraße, die Kiepenkerl-Apotheke an der Dufkampstraße und die Berkel-Apotheke an der Josefstraße.
Nach einem Treffen der Stadtlohner Apothekerinnen und Apotheker erklärte Dr. Markus Jansen stellvertretend für alle Stadtlohner Berufskollegen: „Wir haben die Nase voll und wollen ein deutliches Zeichen in Richtung Bundesregierung setzen.“ Ziel sei eine auskömmliche Honorierung der Apothekerinnen und Apotheker. Nur so könne dem Apothekensterben Einhalt geboten werden.
Notdienst sichergestellt
Wichtig: Während des Aktionstages am Mittwoch, 14. Juni, ist der Notdienst garantiert. Markus Jansen: „Wir handeln ja nicht mit Bonbons. Die Versorgung der Patienten mit wichtigen Medikamenten wird trotz Streik sichergestellt.“
Die Apotheken empfehlen, Medikamente vorausschauend an anderen Tagen zu besorgen und Fragen an das Apothekenteam möglichst vor oder nach dem Protesttag zu klären. Die Notversorgung ist am Streiktag durch Notdienstapotheken gewährleistet. Den Notdienst übernehmen am 14. Juni die Aesculap-Apotheke in Ahaus, die Cronen-Apotheke in Coesfeld und die Linden-Apotheke in Schöppingen.
Lieferengpässe
Wo drückt den Apotheken der Schuh? Aktuell ist in den Apotheken jedes zweite Rezept von einem Lieferengpass betroffen. Das ergab eine Umfrage des Apothekerverbandes Nordrhein.
Paracetamol und Ibuprofen sind immer wieder schwer zu beschaffen. Das gelte auch für Herz-Kreislauf-Medikamente, Schmerzmittel, Antidepressiva. Aktuell bestünden massive Engpässe bei Antibiotika, Diabetes- und Kinderarzneimittel, sagt Markus Jansen.

Hauptursache für Lieferengpässe ist aus Sicht der Apotheker der Kostendruck im Gesundheitswesen. Für die Apotheken hat das weitreichende Konsequenzen. Markus Jansen: „Wir setzen ja alles daran, die Patienten mit den Medikamenten zu versorgen. Das Management der Lieferengpässe wird aber immer aufwendiger. Das ist ein ständiger Kampf.“
Dieser Aufwand, da sind sich die Stadtlohner Apotheker einig, werde nicht auskömmlich honoriert. Jansen: „Die Arbeitszeit wird immer länger, gleichzeitig fehlen Fachkräfte. Zehn Jahre lang wurden die Sätze nicht erhöht. Jetzt sinken die Vergütungen sogar. Das geht den Apotheken an die Substanz.“
Kostenrisiken und Bürokratie
Die Apotheker beklagen insbesondere auch das Risiko der Retaxationen. Dahinter verbirgt sich folgendes Problem: Die Krankenkassen zahlen nicht für Medikamente, wenn bei der Ausstellung des Rezeptes in der Arztpraxis ein Formfehler begangen wurde. Dann können die Apotheken auf ihren Kosten sitzenbleiben, die nicht selten im vier- oder gar fünfstelligen Bereich angesiedelt sind.
Zudem gebe es eine bürokratische Überregulierung, wenn Apotheken Patienten mit Hilfsmitteln wie Inkontinenzeinlagen, Bandagen oder Blutdruckmessgeräten versorgen. Markus Jansen: „Für jedes Hilfsmittel gibt es sogenannte Präqualifizierungsverfahren, die regelmäßig erneuert werden müssen. Dabei sind Apotheker ja ohnehin umfassend ausgebildet. Das ist doppelter bürokratischer Aufwand, der viel Zeit und Geld kostet.“
„Vorbildliche Zusammenarbeit“
Apotheken in Westfalen-Lippe haben einen Forderungskatalog mit insgesamt 19 Punkten aufgestellt. Markus Jansen betont für die Stadtlohner Apotheker: „Es geht uns nicht primär darum, mehr Geld zu bekommen. Wir wollen Planungssicherheit. Es geht letztlich um die sichere Versorgung der Patienten mit Medikamenten und Hilfsmitteln vor Ort und mit kurzen Wegen.“
Dafür arbeiten die Apothekerinnen und Apotheker der vier Stadtlohner Apotheken auch zusammen. „Und zwar vorbildlich“, wie Markus Jansen betont. „Wir helfen uns immer gegenseitig aus, wenn in einer Apotheke ein Medikament mal nicht vorrätig ist.“ Und in Sachen Aktionstag waren sich alle schnell einig: Die Stadtlohner Apotheken bleiben am Mittwoch, 14. Juni, geschlossen. Stattdessen wollen Apotheker und Belegschaften an Protestaktionen in Düsseldorf und Münster teilnehmen.
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