Abbruch der Hilgenbergschule gestartet Baggerkralle frisst sich durch Gebäudehülle

Aus Geschichte wird Erinnerung: Abbruch der Hilgenbergschule gestartet
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Behutsam, aber doch kraftvoll beißt sich die Baggerkralle am Dienstagmorgen (29.10.) in die Außenhaut des „jüngeren“ Flügels der Hilgenbergschule. Fensterscheiben klirren, die Rahmen knarren, bevor alles auf den Boden sinkt und auf verschiedene Container sortiert wird. Gefühlt ein Rückfall in die Rohbauphase. Hier und da von neugierigen Blicken begleitet, aber irgendwie auch unbemerkt.

Die Abbrucharbeiten an der Hindenburgallee haben begonnen – bis zum Ende des Jahres wird alles zurückgebaut sein. Zu Beginn des zweiten Schulhalbjahres soll mit dem Neubau begonnen werden.

ein Blick in ein abbruchreifes Schulgebäude
Letzte Blicke in ein Schulgebäude mit Geschichte können in diesen Tagen noch erhascht werden. Im Hintergrund „droht“ unweigerlich die Abrisskralle. © Michael Schley

Dienstag, kurz nach neun: Noch eben kurz auftanken, dann kann Rudie Ter Haar seine nächste Schicht starten. Bereits in der vergangenen Woche wurde der Toilettentrakt als Verbindung zwischen den beiden Gebäuden dem Erdboden gleich gemacht. In der laufenden Woche geht es für das Team des Abbruchspezialisten Langezaal mit Hauptsitz in Haaksbergen und einem Standort unter anderem in Epe am jüngeren der beiden Gebäude weiter.

Verblender, Fenster, Isolierung – es wird zunächst von außen nach innen gearbeitet, erzählt Rudie Ter Haar. Alles natürlich unter Umweltaspekten, es wird getrennt. An den großen Abriss gehe es frühestens am Donnerstag, meint der Niederländer. Später dann auch im anderen, älteren Flügel. Voraussichtlich zum Ende des Jahres wird die Sporthalle dann vorübergehend eine Alleinstellung fristen, sie bleibt bekanntlich bestehen und wird weiter genutzt. Vor dem Start der Abrissarbeiten musste unter anderem diese auch von den anderen Bestandsgebäuden „abgekoppelt“ werden.

ein Schulgebäude vor dem Abriss
Der Toilettentrakt zwischen den beiden Gebäuden wurde bereits komplett abgerissen. © Markus Gehring

„Mit den Rohbauarbeiten soll im Februar 2025 begonnen werden“, erklärt die Pressesprecherin der Stadt Stadtlohn, Angelika Gebel, auf Nachfrage. Die Bauzeit beträgt circa zwei Jahre. Bis dahin haben die Schülerinnen und Schüler, das Lehrerkollegium sowie die OGS- und VHTS-Teams ihre Heimat bekanntlich im ehemaligen Anna-Stift samt Kochschule an der Klosterstraße. Und sich mittlerweile dort eingelebt.

Binnen dieser 24 Monate soll dann eine sogenannte Cluster-Schule entstehen. Für die Stadt Stadtlohn modellhaft, sie betritt damit schularchitektonisches Neuland. Über zwölf Millionen Euro schwer. Entwurfspläne hatte der Architekt Jörn Warnebier noch im Umwelt- und Bauausschuss zu Beginn des Jahres vorgestellt. „Der Schwerpunkt unserer Planung lag auf dem architektonischen Gleichklang von Funktion und Design“, erläuterte er diese.

ein Umschlagbagger im Einsatz
Binnen rund zwei Monaten sollen beide Gebäudeteile zurückgebaut sein. © Markus Gehring

In aller Kürze: Im Untergeschoss der neuen Hilgenbergschule sind die Verwaltungsräume, das Lehrerzimmer, die Mensa und die Küche untergebracht. Außerdem sind dort eine Aula, Fachräume und die Haupt-WC-Anlage mit Behinderten-Toilette vorgesehen. Im Obergeschoss befinden sich die Klassenräume. Jeder Jahrgang bekommt in einem sogenannten Cluster drei Räume für je 28 Schülerinnen und Schüler. In deren Mitte ist Platz für einen zusätzlichen offenen Lernbereich und die Garderobe. Über Terrassen, die auch als erster Rettungsweg dienen sollen, besteht direkte Anbindung nach draußen.

Für Rudie Ter Haar ist dies am Dienstagmorgen alles noch Zukunftsmusik. Sein Fokus ist ein anderer. Er setzt die Hydraulik in seinem Bagger in Gang. Um bei allen Aufgaben die optimale Sicht auf das Arbeitsfeld zu haben, ist sein Umschlagbagger mit einer hochfahrbaren Kabine ausgerüstet. So hat er auch das Obergeschoss bestens im Blick. Und dieser gewährt letzte Aussichten auf vor allem grau-weiße Beton- sowie rote Klinkerwände, aufgebrochen durch die orangenen Innentüren. Ein vorübergehender Lost Place mit viel Geschichte, die sich nun nach und nach in Erinnerungen verwandelt.

ein Schulgebäude
Der Abriss des älteren der beiden Gebäudeteile folgt in Kürze. © Michael Schley