„174.“ Sabine Wensing hatte extra recherchiert. 174 unter den 14.700 Katholiken in Stadtlohn haben demnach am 19. März „Joseph-Namenstag“. Gerade diese erhalten an diesem Tag vom Projektteam 60 Jahre Kirchweihfest St. Joseph eine besondere Einladung.
Einer der Programmpunkte, die bis September an den Bau der Kirche und das Kirchweihfest erinnern sollen. 2006 verlor diese bekanntlich mit der Fusion mit St. Otger ihren Status als Pfarrkirche, sie wird aber heute noch rege genutzt.
Am Freitagmorgen werden beim Reporter Erinnerungen wach. Erste Beichte, Kommunion, Firmung, Hirte beim Krippenspiel, Begleitung des Jugendgottesdienstes auf dem Xylophon. Auch bei Maria Heming geht der Blick zurück: „Hier wurden die Kinder getauft, Hochzeit und Silberhochzeit gefeiert – wir fühlen uns schon mit der Kirche verbunden“, berichtet sie.
„Echte“ Zeitzeugen sind sie zwar keine mehr, die Beweggründe zum Bau der Kirche sind allen Mitgliedern der Gruppe aber präsent. „Die Einwohnerzahl in Stadtlohn stieg, die Kirche war sehr gut besucht. Es brauchte eine zweite Kirche“, erklärt Ingrid Benning.

Ein kurzer Rückblick: Die Kirchengemeinde St. Otger wurde in der 1960er-Jahren aufgeteilt in die selbständigen Kirchengemeinden St. Otger und St. Joseph. Ab dem Jahr 1963 wurden dazu die Kirche sowie das danebenliegende Pfarrhaus St. Joseph erbaut. Am 13. Januar 1963 wurde die Josephs-Kirche vom damaligen Bischof Dr. Joseph Höffner konsekriert. Die Stadtlohner hatten „durch ihre Opferbereitschaft weit mehr als die Hälfte der Baukosten – rund 400.000 DM – gespendet“, heißt in den Aufzeichnungen zum 25-Jährigen des Kirchweihfestes.
Das Architektenbüro Frericks aus Stadtlohn hatte die Kirche mit stumpfer Kreuzform im Grundriss entworfen. Sie besteche von außen durch eine „schlichte und klare Linienführung“, von innen sei sie „hell und modern“. Zur Pfarrei zählten zu dieser Zeit „3200 Seelen“.

Zunächst betreuten Franz Wiesner, Kaplan von St. Otger, und Paul Klümper nach seiner Primiz die Gemeinde. Ab dem 17. April 1968 übernahm Pastor Heinrich Schneider, Kaplan wurde Alois Hembrock. Mit der Fusion der beiden Kirchengemeinden im Jahr 2006 wurden die eigenständigen Kirchengemeinden wieder zusammengeführt. Durch Bau des Otgerus-Hauses 2017 endete auch die aktive Geschichte des Pfarrzentrums an der Paulusstraße.
Vieles blieb erhalten
Drei Messen am Sonntagmorgen, dazu die Vorabendmesse vor allem für die Jugend – auch Michael Wenning sind die Zeiten der vollen Josephs-Kirche vor rund vier Jahrzehnten noch sehr präsent. „Nach der Jugendmesse ging es weiter zur Party“, meint Ingrid Benning und lacht.
Viel war in der Josephs-Gemeinde entstanden, was heute noch Fortbestand hat: zum Beispiel Gaxellager und Tannenbaumaktion. „Ich kenne heute noch Cliquen, die seinerzeit aus der Messdienerleiterrunde entstanden sind“, ergänzt Michael Wenning. In der kleinen Gemeinde habe ein „starker Zusammenhalt“ mit vielen „aktiven Menschen“ geherrscht.

Einen Einschnitt gab es schon vor rund 20 Jahren mit dem Umbau der Kirche. „St. Joseph – wie bist du schön“. Dieser Ausspruch von Bischof Werner Thissen während der Eröffnungsfeier klingt vielen noch in den Ohren. Auch am Umbau hätten einige zu knacken gehabt – wie auch an der Fusion und der Schließung des Pfarrzentrums später. Wie eigentlich immer, wenn Veränderungen anstünden.

„Unsere Generation ist fusioniert, die junge wächst damit auf“, betont Andrea Hambrügge. Sie wisse auch, dass es heute keine Selbstverständlichkeit ist, dass eine fusionierte Kirchengemeinde eine zweite Kirche weiterführt. Das sei auch eine besondere Wertschätzung der immer noch jungen Kirche mit ihren besonderen Vorzügen gegenüber.
So sei die Kirche beliebt als Ort für Konzerte. „Wegen der Akustik“, erklärt Maria Heming. Und man könne von allen Seiten alles beobachten. Die Kleinen feiern auch ihre Minigottesdienste. Trauermessen werden dort wegen der Nähe zum Friedhof gefeiert.
Kirche hat viele Vorzüge
So modern, wie der Bau von 60 Jahren charakterisiert wurde, so modern ist heute auch das Innenleben. „Die Streaming-Gottesdienste erreichen im Schnitt 400 Klicks“, berichtet Michael Wenning. Und die Kirche ist nicht nur Heimat für die Mitglieder der Kirche. Sonntags werden dort um 17 Uhr nun besondere Gottesdienste gefeiert, deren Organisationen auch Vereine und Gruppe übernehmen können.
Regelmäßig werden auch syrisch-orthodoxe und portugiesische Feiern durchgeführt. Erstere seien schon von Pfarrer Alfons Plugge angestoßen worden, dem Nachfolger von Pastor Schneider. „Die Kirche hat für vieles einfach die passende Größe“, meint Michael Wenning. In einer Zeit sinkender Besucherzahlen und mit vielen Veränderungen.

Nun ist das Team gespannt, was in den kommenden Wochen passiert. Den Auftakt macht am 13. Januar, dem Tag des Kirchweihfestes, eine Eucharistiefeier um 8.30 Uhr. Dann startet auch eine besondere Pilgertour: Die Joseph-Statue geht auf Reisen, zum Beispiel zu Schulen und öffentlichen Gebäuden – dies unter dem Motto „Jupp on Tour“. Dabei wird ein Rucksack aufgestellt, in den die Stadtlohner auf Zetteln ihre Anliegen ablegen können. Diesen Rucksack werden die Pilger dann Anfang September mit nach Kevelaer nehmen.
Sabine Wensing ist aus einem weiteren Grund gespannt: „Wir würden uns über Zeitzeugen freuen, die etwas zum Bau der Kirche und deren Anfangsphase beitragen können.“ Diese könnten sich gerne bei der Projektgruppe, erreichbar über den Pfarrereirat St. Otger, melden. Einen Film aus dieser Zeit gibt es schon am 13. Januar zu sehen. Zu allen Veranstaltungen ist die gesamte Kirchengemeinde eingeladen.

13. Januar (Tag des Kirchweihfestes): 8.30 Uhr Eucharistiefeier, anschl. Kaffeetrinken; 18.30 Uhr Wortgottesdienst mit Bannerabordnungen, anschl. Filmvorführung „Kirchenbau St. Joseph bis zur Grundsteinlegung“; Start der Pilgertour der Joseph-Statue durch die Gemeinde
19. März (Joseph-Namenstag): 17 Uhr Wortgottesdienst, anschließend Baumpflanzaktion; alle Namenstagskinder erhalten ein kleines Geschenk
26. August (Reise der Joseph-Statue endet): 17 Uhr Eucharistiefeier; Übergabe des Rucksacks an die Kevelaer-Pilger