3D-Scanner-Projekt an der „Herta“ Klara und Lina „klonen“ sich selbst

3D-Scanner an der Herta: Klara und Lina „klonen“ sich selbst
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Klara und Lina nehmen zwei Kunststofffiguren in die Hand – und schauen sprichwörtlich in den Spiegel. Sie blicken nämlich auf ihre eigenen Abbilder, umgesetzt durch ein neues Projekt an der Herta-Lebenstein-Realschule. Mit einem 3D-Scanner wird dem Unterricht an der Schule ein neuer Schub verliehen – gerade in Kombination mit dem 3D-Drucker und VR-Brillen.

Scanner mit Drehteller
Während Klara den Drehteller mit dem Objekt bewegt, nimmt der 3D-Scanner seine Arbeit auf. Die Daten werden dann in einer speziellen Software verarbeitet. © Michael Schley

Das „Erweiterte Bildungsangebot“ (EBA) ist ein charakteristisches Kennzeichen der Schule. Alle Jugendlichen der 9. und 10. Jahrgangsstufen sind dazu verpflichtet, über den obligatorischen Vormittagsunterricht hinaus einen zweistündigen Kurs für den Nachmittagsunterricht zu wählen.

Lena, Klara, Lina, Leni und Lena, allesamt Neuntklässler, haben sich zusammengefunden, um sich eben diesem neuen Projekt zu widmen. Für Techniklehrer Daniel Sonnabend besetzt der 3D-Scanner exakt die Nische zwischen 3D-Druck und Virtual Reality (VR). Beides hat an der Herta bekanntlich bereits längst Einzug gehalten.

Vielfältig im Unterricht einsetzbar

Die neuste Errungenschaft habe man „ganz cool“ gefunden, meint Lena. Und die ersten Ergebnisse dieser „Forschung“ hätten sie weiter motiviert. Unter anderem habe man sich eben selbst abgescannt, erklärt Lina. Und die Ergebnisse, die der Scanner liefert, sind bemerkenswert. Und sind auf dem Lehrerpult ausgestellt. Daniel Sonnabend denkt schon weiter. Die Integration eines 3D-Scanners in den Schulalltag biete vielfältige pädagogische Vorteile, die das Lernen für die Schülerinnen und Schüler nicht nur effektiver, sondern auch faszinierender und spannender gestalten.

eine Gruppe steht am Pult
Die VR-Westmünsterland Bildungsinitiative unterstützt das Projekt. Norbert Wansing (5.v.l.) überzeugte sich als Vertreter vor Ort. © Michael Schley

Wie das in der Praxis funktioniert, das präsentiert die Gruppe am Mittwoch (6.11.) Norbert Wansing von der VR-Westmünsterland Bildungsinitiative. Ein Lungenflügel des Menschen soll nachgebildet werden. Dazu stellt Klara das Modell auf den Drehteller, der Scan-Vorgang startet. Leni setzt das „Puzzle“ am Laptop zusammen. Wohlgemerkt: ein „hochkomplexes Modell“, betont Daniel Sonnabend.

Ergebnisse des Scans auf einem Tisch
Die Ergebnisse des Scan- und Druckvorgangs sind verblüffend. Sie lassen sich zudem in anderen Unterrichtsformen nutzen. © Michael Schley

Mit 1150 Euro unterstützt die Initiative dieses Projekt, 50.000 Euro sind es im Jahr für den Kreis Borken. Weil es eben exakt den Kriterien entspreche. „Die Projekte sollen erkennbar auf Nachhaltigkeit ausgelegt sein“, meint Norbert Wansing. Und durch die Einbindung in verschiedene Unterrichtsfächer und -angebote erfülle der 3D-Scanner eben genau diesen Punkt. Stichwort: interdisziplinäres Lernen. „So besteht die Möglichkeit, Ideen schnell in greifbare Ergebnisse umzusetzen“, so Daniel Sonnabend.

Noch ein Beispiel aus den Naturwissenschaften: „Mit echten Tierknochen dürfen wir natürlich aus gesundheitstechnischen Gründen nicht arbeiten. Wir können sie aber nun nachbilden“, so der Lehrer. Mehr noch: Die Schüler müssten sich dann nicht mehr in der Gruppe um ein Objekt drängen. „Wir drucken es mit dem 3D-Drucker eben 20 Mal aus“, erklärt Daniel Sonnabend. Dies rasend schnell und verblüffend präzise.

Lehrer hält ein Modell in der Hand
Für Techniklehrer Daniel Sonnabend ist der 3D-Scanner die perfekte Ergänzung zu 3D-Druck und Virtual Reality. © Michael Schley

Auch Schulleiter Stefan Wichmann sieht diese neue Errungenschaft als weiteren Meilenstein für die Zukunft: „Die Ergebnisse können wir zum Beispiel in der virtuellen Realität parken und dort weiterbearbeiten.“ Oder aber könnten defekte Unterrichtsmaterialien einfach nachgebildet werden. Die Arbeit mit dem 3D-Scanner sei dabei ein permanenter Testlauf, ergänzt Daniel Sonnabend. Das spürt man in der Gruppe, in der die Ideen sprießen, um am Ende ein möglichst optimales Ergebnis zu erhalten. Ohne großes Zutun des Lehrers.

Vorbereitung aufs Berufsleben

Norbert Wansing erinnert zudem an das Ziel der Initiative, jedem jungen Menschen eine gute Bildungs- und Ausbildungslage zu schaffen. Der Umgang mit 3D-Scannern bereitet die Schüler auf eine Vielzahl von Berufen vor, in denen digitale Modellierung und Design wichtig sind. Design, Architektur, Medizin, Ingenieurwesen und Unterhaltung – hier sei diese Fähigkeit nahezu schon elementar, erklärt Daniel Sonnabend.

zwei Schülerinnen arbeiten an einem Tisch
Das Projekt im EBA-Kurs ist echte Teamarbeit und ein permanenter Lernprozess. © Michael Schley

Klara und Lina finden sich übrigens sehr gut getroffen. Stefan Wichmann muss schmunzeln: „Der Scanner arbeitet so exakt, dass bei manchen Modellen gar zu sehen ist, dass die Person ein Smartphone in der hinteren Hosentasche trägt.“ Moderner gehe Unterricht im Grunde nicht.

eine Schülerin am Laptop
Mittels einer speziellen Software setzt Leni die Daten des Scanners am Laptop zusammen. © Michael Schley