Hülsta wird im Zuge der Eigeninsolvenz 229 der knapp 580 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Stadtlohn und Ottenstein entlassen. Diese Zahl nannte das Unternehmen am Freitag auf Anfrage unserer Redaktion. Das Eigenverwaltungsverfahren werde voraussichtlich am 28. Dezember eröffnet.
„Um soziale Härten im Zuge der Restrukturierung so weit wie möglich abzufedern, soll den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Übertritt in eine Transfergesellschaft mit mehrmonatiger Laufzeit angeboten werden, sodass niemand von unmittelbarer Arbeitslosigkeit betroffen wäre“, erklärte die Geschäftsführung in einer Pressemitteilung. Darüber seien die Mitarbeiter am Freitag informiert worden.
Nachdem Hülsta Ende Oktober eine Insolvenz in Eigenverwaltung eingeleitet hatte, habe am Donnerstag (15. Dezember) der Betriebsrat gemeinsam mit der IG Metall „nach langen und schwierigen Verhandlungen“ die Einrichtung einer Transfergesellschaft für die Beschäftigten des Unternehmens durchsetzen können. Das haben der Betriebsratsvorsitzende Benedikt Dönnebrink und Manfred Robert als Vertreter der IG Metall Bocholt am Freitag mitgeteilt.
Transfergesellschaften werden nur zu dem Zweck gegründet, konkret von Arbeitslosigkeit bedrohte Mitarbeiter eines Betriebes einzustellen und so schnell wie möglich in neue Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln. Sie werden in enger Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit installiert.
„Gutes Ergebnis“
Manfred Robert wies darauf hin, dass es gelungen sei, das Transferkurzarbeitergeld auf 80 Prozent des bisherigen Nettoverdienstes aufzustocken. Robert: „Das ist unter den gegebenen Voraussetzungen ein gutes Ergebnis.“
Dabei war es dem Betriebsrat und der Gewerkschaft nach eigenen Angaben wichtig, dass die Transfergesellschaft in der Region beheimatet ist, weil sie den regionalen Arbeitsmarkt und die Möglichkeiten so am besten beurteilen kann.
Benedikt Dönnebrink: „Die Wahl fiel darum auf die „Perspeqtive“ aus Ahaus. Mit dieser Transfergesellschaft haben wir bereits in der Vergangenheit erfolgreich zusammengearbeitet.“ Die Perspeqtive GmbH ist eine Tochtergesellschaft der Berufsbildungsstätte Westmünsterland GmbH.
„Schmerzhafter Einschnitt“
Diese Eckpunkte der Verhandlungen stehen nach Angaben des Betriebsrats noch unter Vorbehalt, aufgrund des noch nicht abgeschlossenen Verfahrens.
Der Betriebsrat und die IG Metall bedauerten, dass durch die Insolvenz insgesamt 229 Arbeitsplätze verloren gehen. Mit den gefundenen Regelungen sowie den Möglichkeiten eines vorzeitigen Eintritts in den Altersruhestand sei es aber gelungen, den Abbau einigermaßen sozialverträglich zu gestalten.
Der geschäftsführende Gesellschafter Dr. Thomas Knecht erklärte: „Der zwingend erforderliche Personalabbau ist insbesondere für die betroffenen Mitarbeiter hart, aber auch ein schmerzhafter Einschnitt für uns alle im Team Hülsta.“
„Motiviert an die Arbeit“
Der Betriebsratsvorsitzende Benedikt Dönnebrink erklärte: „Wir werden den Sanierungsprozess konstruktiv begleiten. Dazu kommen wir regelmäßig mit der Geschäftsführung und dem Sachwalter zusammen und stimmen uns über das weitere Vorgehen ab.“
Der Betriebsratsvorsitzende sagt, er sei „klar optimistisch, dass wir die Wende schaffen werden“. Er sagt aber auch, dass „natürlich viele Köpfe tief hängen“. Dönnebrink: „Wir müssen jetzt aber motiviert an die Arbeit gehen.“
„Konsequente Sanierung“
Benjamin Pankow, der kommissarische Erste Bevollmächtigte der IG Metall Bocholt, erklärte im Gespräch mit unserer Redaktion: „Nun ist es an der Geschäftsleitung, den operativen Sanierungsplan im eröffneten Verfahren umzusetzen, um das Verfahren möglichst rasch abschließen zu können.“
Diese Marschroute gab auch Hülsta-Chef Thomas Knecht am Freitag aus: „Im Eigenverwaltungsverfahren werden wir die Sanierung konsequent und zeitnah abschließen. Dann ist Hülsta zukunftsfähig aufgestellt.“