
© Tobias Trapp/Stefan Grothues
20-Millionen-Auftrag: Hotelprojekt hilft Tenbrink durch die Coronakrise
Generalunternehmer
Die Pandemie hat die Hotelbranche hart getroffen. Viele Investitionen wurden storniert. Doch der Stadtlohner Hoteleinrichter Tenbrink ist gut durch die Krise gekommen. Auch dank dem Alten Fritz.
Der Gendarmenmarkt in Berlin gilt vielen als der schönste Platz der Hauptstadt. Genau dort gibt es nun eine neue Fünf-Sterne-Adresse für Besucher: Das Hotel Luc hat im Februar eröffnet. Selbstbewusst und augenzwinkernd setzt die feine Adresse ganz auf das preußische Erbe.
Am glanzvollen Auftritt in Preußisch Blau haben Architekten, Ingenieure und Tischler aus Stadtlohn entscheidenden Anteil. Das Stadtlohner Unternehmen Tenbrink führte zwei Jahre lang auf der Großbaustelle als Generalunternehmer die Regie über bis zu 200 Handwerker aus ganz Deutschland und aus ganz Europa.

70 Zimmer und 22 Suiten hat das Stadtlohner Unternehmen Tenbrink im Hotel Luc am Berliner Gendarmenmarkt grundsaniert. © www.tobiastrapp.eu
„Luc“ meint übrigens niemand anderen als Friedrich den Großen, der auch respektvoll der Alte Fritz genannt wird. Oder eben Luc. Diesen Spitznamen gab der Philosoph Voltaire seinem Freund, dem preußischen König. „Das Luc hat uns definitiv gut durch die Coronakrise geholfen“, sagt Dieter Peters, einer der Tenbrink-Geschäftsführer. Die Kernsanierung des Hotels war ein 20-Millionen-Euro-Auftrag für das Stadtlohner Unternehmen – der wichtigste der letzten zwei Jahre.
Schockreaktionen in der Hotelbranche nach dem Lockdown
Das Projekt war schon 2019, also vor Corona, angeschoben worden. Glücklicherweise, sagt Dieter Peters. Mit Unbehagen denkt er an den März 2020 zurück, als der erste Lockdown beschlossen wurde. „In der Hotelbranche gab es Schockreaktionen. In der Woche nach dem ersten Lockdown-Beschluss gingen eine ganze Reihe von Auftragsstornierungen ein, weil kleinere und mittlere Hotels einfach um ihren Cashflow für Sanierungen fürchteten.“
Doch das Luc bot den Stadtlohner Hotelplanern genügend Arbeit: „70 Zimmer und 22 Suiten inklusive Badsanierungen, Lobby und Rezeption, Restaurant, Gym, Sauna und Dampfbad – als Generalunternehmer sind wir für die gesamte Innensanierung des Hotel Luc in Berlin verantwortlich gewesen“, sagt Dieter Peters. Und die war eine echte planerische und technische Herausforderung.

Simone Abendroth (Marketing) und Dieter Peters (Geschäftsführer) freuen sich über die neue Zuversicht in der Hotelbranche, die dem Stadtlohner Unternehmen Tenbrink neue Aufträge beschert. © Stefan Grothues
„Das Gebäude ist ein typischer DDR-Bau, der nach der Wende Anfang der 90er-Jahrer zügig saniert wurde“, sagt Dieter Peters. So zügig, dass die Tenbrink-Experten nun eine Menge Probleme zu lösen hatten in den Bereichen Elektroinstallation, Brandschutz und Entrauchung.
Infektionsschutz war besondere Herausforderung auf der Baustelle
„Aber das ist ja unsere Stärke als Generalunternehmer: Der Auftraggeber hat nur einen Ansprechpartner, der sich um alles kümmert“, sagt Dieter Peters. Und das waren in den letzten zwei Jahren nicht nur bautechnische Fragen, sondern auch der Infektionsschutz auf einer Großbaustelle unter Pandemiebedingungen.
Passierscheinregelungen, Separierung in Arbeitsgruppen, die nicht miteinander in Kontakt kommen durften, Regel-Vermittlung für Subunternehmer aus den verschiedensten Ländern, virtuelle Bausitzungen – Dieter Peters bilanziert nicht ohne Stolz: „Es gab in der ganzen Zeit nur einzelne Infizierte, die sofort beim Zugang identifiziert werden konnten. Hot-Spots konnten wir so verhindern.“

"Die Gäste im Hotel Luc bekommen viele Stilelemente präsentiert mit viel Deko und witzigen Details", sagt Simone Abendroth. © www.tobiastrapp.eu
Und noch ein anderes Problem galt es zu lösen: „Während des Lockdowns war Berlin gefühlt leer. Es gab keine Versorgungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter. Wir haben Lieferservices organisiert und Lunchtüten ausgegeben“, sagt Dieter Peters.
Am Standort Stadtlohn investierte Tenbrink derweil eine fünfstellige Summe in Laptops und andere technische Ausstattung, um möglichst viele Mitarbeiter ins Homeoffice schicken zu können. „In der Tischlerei geht das natürlich nicht“, sagt Dieter Peters. Die Lage jetzt sei aber entspannter. „Wir haben eine Impfquote von 100 Prozent.“
„Design und Machbarkeit verbinden“
Jetzt ist das Reisen auch wieder einfacher. Simone Abendroth, Marketing-Expertin bei Tenbrink freut sich auf einen Städtetrip nach Berlin: „Ich will meiner Tochter zeigen, woran ich bei Tenbrink arbeite.“ Eine Übernachtung im Luc ist da Ehrensache.
Simone Abendroth: „Das Ergebnis ist einfach toll geworden. Das Konzept der Innenarchitektin Oana Rosen verbindet französisch Weltoffenheit mit preußischer Klarheit und vielen witzigen Details.“ Dieter Peters sagt: „Und Tenbrink verbindet Design und Machbarkeit. Das ist unser großes Thema.“
Als die Geschichte des Unternehmens Tenbrink begann, da war auch noch Stadtlohn preußisch: Tischlermeister Josef Tenbrink legte 1928 mit dem Zimmern von Kirchenbänken den Grundstein für das Familienunternehmen, das heute in vierter Generation von Urenkelin Annabell Tenbrink gemeinsam mit ihrem Mann Frank Wessels sowie Hubert Merschformann und Dieter Peters geführt wird.
60 Millionen Euro Jahresumsatz
168 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt Tenbrink heute. „Die meisten von ihnen arbeiten in den Planungsbüros. An den Werkbänken in der Tischlerei sind es 40 Mitarbeiter“, sagt Dieter Peters. Er betont aber: „Die Tischlerei liegt uns am Herzen. Mit ihr gehen wir in die Zukunft.“ Auf den Tenbrink-Baustellen arbeiten gleichzeitig bis zu 600 Mitarbeiter von Subunternehmen.
Bis zu 700 Projekte stemmt das Unternehmen im Jahr – vom kleinen Ladenbauprojekt bis hin zum Mammut-Hotelprojekt wie jetzt in Berlin. Bis zu zwei Drittel des 60-Millionen-Jahresumsatzes werden mit rund 50 Hotelprojekten in Deutschland und Europa gemacht, ein Drittel mit 650 Ladenbauprojekten. Zu den Kunden gehören bekannte Marken wie WMF, Brax und Fitness First.
Und wie geht es nach dem Berliner Großprojekt für Tenbrink weiter? Dieter Peters ist optimistisch. „Die Schockstarre in der Hotelbranche ist überwunden. Es herrscht wieder Zuversicht. Die Leute wollen ja wieder raus, wollen wieder verreisen. Die Übernachtungszahlen steigen.“ Das ist gut für Tenbrink. Neue Hotelprojekte im Schwarzwald, in Kopenhagen und Wien füllen schon die Auftragsbücher.