In Berlin hat am Dienstag der „Wind-Gipfel“ getagt. Dort hat Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck eine neue Strategie vorgestellt. Er will den Bau von Windrädern an Land forcieren. In Stadtlohn sind sie schon weiter.
Trotz der zurzeit unübersichtlichen Gesetzeslage hat der Stadtlohner Umwelt- und Bauausschuss ebenfalls am Dienstag die Weichen für den Bau von 18 neuen Windkrafträdern gestellt. Damit würde sich die Zahl der Anlagen in Stadtlohn fast verdoppeln. Derzeit produzieren 21 Anlagen auf Stadtlohner Gebiet klimafreundlich Strom.
Einstimmiges Votum
Einstimmig bei einer Enthaltung hat der Ausschuss die notwendige Änderung des Teilflächennutzungsplans in die Wege geleitet. Rund 15 Landwirte verfolgten als potenzielle Betreiber die Sitzung. Nach der Entscheidung gab es viele zufriedene Gesichter. „Das ist gut gelaufen“, sagte Heinrich Große Liesner, Landwirt aus Almsick.
Wenn das Genehmigungsverfahren weiter rund läuft, dann könnten in Hengeler-Ächterhook und im Almsicker Loh ab 2025 die ersten der neuen Anlagen Strom produzieren, sagt August Rietfort, Landwirt und Geschäftsführer der Bürgerwind Hengeler-Ächterhook GmbH. Für diese beiden Bereiche sind die Planungen in den letzten zwei Jahren schon am weitesten vorangeschritten. „Wir sind auch schon mit den Herstellern der Anlagen im Gespräch“, so Rietfort.

Was genau ist geplant?
- Die Bürgerwind Hengeler-Ächterhook GmbH will in Hengeler sieben neue Windräder errichten.
- Die Bürgerwind Almsicker Brook GbR plant den Bau von sechs neuen Windkraftanlagen.
- Die Windenergie Almsicker Feld GmbH beabsichtigt den Betrieb von vier neuen Windrädern im Almsicker Loh.
- Die Windenergie Hundsfeld GbR schließlich möchte eine Anlage im Almsicker Hundsfeld betreiben.
Ob tatsächlich alle neuen Windenergiegebiete planungsrechtlich möglich sind, muss sich noch im Laufe des Genehmigungsverfahrens zeigen. Die von den vier Betreibergesellschaften beauftragten Planer, der Dipl.-Geograph und Dipl.-Ökologe Reiner Winterkamp aus Warendorf und der Fachjurist Dr. Oliver Frank aus Lippstadt sahen in ihrer detailreichen Präsentation keine harten Ausschlussgründe.
Die Planungen stießen im Ausschuss grundsätzlich auf Zustimmung. Aber nicht nur Hermann Lensker (CDU) drängte auf breite Beteiligungsmöglichkeiten für Stadtlohner Bürgerinnen und Bürger. „Möglichst viele sollen ja davon profitieren“, so Hermann Lensker.
„Störgefühl mindern“
Dennis Bausch (FDP) sah das genauso. „Das Landschaftsbild ohne Windräder ist schöner. Eine breite Beteiligung würde das Störgefühl mindern“, so Dennis Bausch. Neben Investitionsmöglichkeiten regte er auch vergünstigten Strom für Stadtlohner an. Bausch: „Die Betreiber sollen sich Gedanken machen, wie sie den Bürgern entgegenkommen können.“
Aus Sicht von Hermann-Josef Steverding (UWG) geht am Ausbau der Windkraftnutzung angesichts des Ukraine-Kriegs und des Klimaschutzes kein Weg vorbei. „Der Strom soll aber nicht nach Bayern geleitet werden. Die haben selbst genug Platz für Windräder. Der günstige Strom muss den Stadtlohner zugute kommen.“
Strom fürs überörtliche Netz
In Vorgesprächen, so Hermann-Josef Steverding, hätten die potenziellen Betreiber der UWG gegenüber eine Bürgerbeteiligung zugesagt. Hermann Lensker drängte auf klare Zusagen: „Es wäre sinnvoll, wenn mal Fakten auf den Tisch kommen und die Betreiber es konkret machen.“
Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärte Windanlagenbetreiber August Rietfort nach der Ausschusssitzung, dass ein Belieferung Stadtlohns mit günstigem Strom technisch wohl kaum realisierbar sein. „Der Strom aus den Windkraftanlagen wird ja nicht in das örtliche Netz eingespeist, sondern in das überregionale Hochspannungsnetz.“
„Wertschöpfung bleibt in Stadtlohn“
August Rietfort: „Wir sind offen für eine breitere Bürgerbeteiligung. In den Gesellschaften sind ja ohnehin schon viele Stadtlohner als Grundstückseigentümer oder Anlieger beteiligt. Außerdem profitieren ja alle Stadtlohner von dem EEG-Anteil, der direkt an die Stadt fließt und von den Gewerbesteuereinnahmen. Die komplette Wertschöpfung bleibt ja in Stadtlohn.“