Volle Regale mit Aktenordnern, Papierstapel auf dem Schreibtisch, unübersichtliche Excel Tabellen auf dem Computer, lange To-Do-Listen in den Köpfen und Außendienstmitarbeiter mit Klemmbrett in der Hand – Szenarien, die so in vielen Betrieben im Bereich Maschinenbau noch vorherrschend sind. Effizientes Arbeiten ist so nicht möglich.
„Die Digitalisierung ist hier leider noch nicht angekommen. Unsere Mission besteht also darin, diesen Unternehmen den Einstieg in die digitale Welt durch unsere Lösung so einfach wie möglich zu machen“, erklärt Can Azkan, der gemeinsam mit Alexander Kreyenborg und Dustin Chabrowski 2023 das Dortmunder Startup SIMPL gegründet hat.
Service-zentrierte Lösung zur Gewinnsteigerung
Wie der Firmenname schon sagt, soll für die Betriebe das Ganze möglichst simpel vonstattengehen. Denn komplizierte Software, die eine lange Einarbeitung erfordert, ist fehl am Platz. Zum Vorbild nahmen sich die drei Gründer dabei Smartphone-Apps, die in der Regel selbsterklärend und benutzerfreundlich sind.
„Wir wollten die Unternehmen da abholen, wo sie gerade stehen, und brauchten eine service-zentrierte Lösung. Zum einen damit sie digitaler werden, zum anderen dadurch aber auch eine effiziente Planung und Steuerung von Service-, Wartungs- und Instandhaltungsprozessen möglich wird, um so letztendlich den Gewinn zu steigern. Sozusagen ein Plus auf mehreren Ebenen“, sagt Alexander Kreyenborg. Dustin Chabrowski ergänzt: „Wir entwickelten daher ein intuitives, digitales Tool, das alle relevanten Informationen zentral speichert.“
Interdisziplinäre Kompetenzen
Doch wie lernte sich das Trio überhaupt kennen? Can Azkan erklärt: „Ich bin vom Hintergrund Maschinenbauingenieur und lernte Alex beim Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik (ISST) in Dortmund kennen. Dort forschten wir gemeinsam und das ISST ist heute ein großer Unterstützer unseres Startups.“
Alexander Kreyenborg ergänzt das Team mit seinen Kenntnissen als Experte im Bereich Instandhaltungsmanagement, während Dustin Chabrowski Kompetenz als Informatiker mitbringt, wie Can Azkan weiter berichtet: „Dustin lernte ich ebenfalls beim Fraunhofer-Institut kennen, bevor er zu einem großen Automobilhersteller wechselte. Als dann die Idee für unser Startup entstand, holten wir ihn mit ins Boot.“
Maschinen-Instandhaltung nimmt an Relevanz zu
Während der Forschungsarbeiten beim Fraunhofer-Institut fiel dem Team auf, warum ausgerechnet im Bereich Maschinenbau Handlungsbedarf bestand. „Forschungen wie im Bereich ‚Predictive Maintenance‘ (zu Deutsch: vorausschauende Instandhaltung) gingen häufig an der Realität der Betriebe vorbei. Wir stellten fest, dass oftmals noch analog gearbeitet wird, insbesondere im Service und Außendienst“, so Alexander Kreyenborg.
Hinzu kommt, dass der Maschinenbau bisher hauptsächlich davon lebte, seine Maschinen zu verkaufen, wie er sagt: „Wartung und Service im Anschluss waren oftmals noch sekundär. Doch die Instandhaltung wird immer wichtiger. Hier gibt es einen Umbruch. Dafür müssen aber die Prozesse in den Unternehmen optimiert werden, um am Ende auch mit diesem Sektor höhere Umsätze zu generieren. Da dachten wir: Das können wir hinkriegen.“
Unterstützung von Mentoren
Von der Idee bis zur Unternehmungsgründung vergingen dann gerade mal zwölf Monate. „In dieser Zeit führten wir zahlreiche Kundengespräche und hatten Unterstützung von Mentoren“, sagt Dustin Chabrowski. In diesem Zusammenhang gewann das Trio im März 2023 sogar den Gründungspreis, da die Gutachter des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz so überzeugt von ihrem Konzept waren.

Mittlerweile steht die Software bereit: Pilotpartner haben das Ganze erfolgreich getestet. Und auch eine bemerkenswerte Zahl ist dabei herausgekommen. Dustin Chabrowski: „Durch eine strategische Ausrichtung auf den Service, gepaart mit unserer Lösung, lässt sich der Umsatz um bis zu 60 Prozent steigern. Besonders in wirtschaftlich angespannten Zeiten stärkt der Service Maschinenherstellern den Rücken und ist somit hochrelevant.“
Und wie soll es zukünftig weitergehen? „Wir haben unsere Software mit Blick auf den Maschinenbau zunächst für eine spezielle Branche entwickelt. Allerdings lässt sich das Prinzip auch auf andere Bereiche der Industrie ausweiten. Das werden wir, gepaart mit der Integration neuer Technologien wie der künstlichen Intelligenz, fokussieren. Denn der Bedarf ist vorhanden“, ist sich Can Azkan sicher.
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