Zukunft des Wochenmarkts am Dienstag in Selm ist fraglich Nur noch zwei Stände bleiben

Zukunft des Wochenmarkts am Dienstag ist fraglich: Nur zwei Stände bleiben
Lesezeit

Viel Platz bleibt an diesem Dienstagmorgen auf dem Willy-Brandt-Platz in Selm vor dem Bürgerhaus frei. Mit einigem Abstand stehen der Fleischstand der Landfleischerei Brüning und der Blumenstand der Gärtnerei Möller und warten auf Kunden. Mehr Stände gibt es dienstags derzeit auf dem Selmer Wochenmarkt nicht, das ist der traurige Istzustand seit mehreren Wochen. Zu den Hintergründen der aktuellen Entwicklung erklärt Stadtsprecher Malte Woesmann auf Anfrage: „Das Problem liegt darin, dass der Dienstagsmarkt der schwächere Markttag innerhalb der Woche in Selm ist. Damit haben auch andere Kommunen zu kämpfen. Am Dienstag fehlen zudem einige Ankerhändler. Als Beispiel sei hierfür ein Obst- und Gemüsehändler genannt. Mit so einem Ankerhändler würden auch die anderen Händler wieder am Dienstagsmarkt teilnehmen.“

Das aktuell sehr schmale Angebot führt natürlich nicht dazu, dass weitere Marktbesucher angezogen werden. Die Stadt hatte den Betrieb des Wochenmarkts, um den sich zuvor der private Marktmeister Franz-Josef Raubuch gekümmert hatte, zum 1. Januar 2025 übernommen und kämpft nun darum, den Dienstag als zweiten Markttag neben dem Freitag zu erhalten. Einige Angebote sind dabei von besonderer Bedeutung. „Für den Dienstag ist die Verwaltung aktuell auf der Suche nach einem Obst- und Gemüsehändler. Weiterhin wäre ein Käsehändler für den Donnerstag in Bork und Freitag in Selm wünschenswert“, berichtet der Stadtsprecher. Eine Mitarbeiterin, die am Dienstagmorgen am Fleischstand auf Kunden wartet, meint zu der aktuellen Lage: „Wir bleiben hart und dienstags auf dem Markt, aber teilweise kommt eine halbe Stunde lang kein Kunde. Es wäre natürlich auch für uns schöner, wenn wieder mehr Händler kämen.“

Keine klare Erklärung

Ein bestimmter Grund für den vermehrten Rückzug ist ihr nicht bekannt. Auch die Stadt hat keine eindeutige Erklärung: „Dafür gibt es unterschiedliche Begründungen. Einige Händler haben altersbedingt aufgehört, beziehungsweise finden keine Nachfolger für ihre Stände. Grundsätzlich ist es auch in diesem Bereich laut der Beschicker schwierig, Personal zu finden.“

Simone Drewes-Golz, die mit ihrer Familie seit Jahrzehnten Obst und Gemüse auf dem Wochenmarkt verkauft, erklärt den Rückzug vom Dienstagsmarkt mit veränderten Strukturen auf dem Großmarkt in Dortmund. „Die Strukturen haben sich so verändert, dass wir dort am Montag keine frische Ware mehr bekommen. Deshalb mussten wir irgendwann die Reißleine ziehen, denn alte Lebensmittel aus der Vorwoche wollen wir am Dienstag nicht verkaufen. Deshalb sterben auch viele Dienstagsmärkte“, ist sie überzeugt. Für sie sei das Geschäft bis dahin aber trotz der geringeren Besucherzahl am Dienstag durchaus lohnenswert gewesen. Am Freitag sei der Markt aber weiterhin sehr gut besucht, daher könnte es aus ihrer Sicht sinnvoll sein, sich wie in Bork auf einen Markttag in der Woche zu konzentrieren.

Simone Drewes-Golz (links) und Jutta Drewes sind mit ihrem Obst- und Gemüsestand wegen veränderter Strukturen auf dem Dortmunder Großmarkt nur noch freitags auf dem Selmer Markt vertreten.
Simone Drewes-Golz (links) und Jutta Drewes sind mit ihrem Obst- und Gemüsestand wegen veränderter Strukturen auf dem Dortmunder Großmarkt nur noch freitags auf dem Selmer Markt vertreten. © Tim Pree

Neue Marktmeister gefunden

Die Suche nach neuen Marktmeistern für die Wochenmärkte in Selm und Bork (donnerstags) hat die Stadt in der Zwischenzeit erfolgreich abgeschlossen. „Die Verträge mit neuen Marktmeistern sind unterzeichnet worden, mit Wirksamkeit zum 25. März. Mit ihrer Hilfe hofft man nun, weitere Impulse für den Wochenmarkt setzen zu können“, betont Malte Woesmann. Denn langfristig soll der Wochenmarkt nicht nur am Dienstag wieder ein breites Angebot bieten. Auch für den derzeit um einiges besser besetzten Freitag, wenn viele Besucher für das Wochenende einkaufen, suchen die Verantwortlichen nach weiteren Händlern.

Angesichts der aktuellen Entwicklung scheint die Zukunft des Dienstags als zweiter Markttag alles andere als gesichert. Überlegungen, sich für Selm voll auf den Freitag zu konzentrieren, gibt es aber offensichtlich nicht. Zu der entsprechenden Frage antwortet Malte Woesmann jedenfalls: „Die Wochenmärkte dienen in erster Linie der Nahversorgung. Darüber hinaus gilt der Wochenmarkt als gesetzter sozialer Treffpunkt für viele Bürgerinnen und Bürger. Darum ist es der Stadt wichtig, diese Funktion aufrechtzuerhalten.“ Deshalb will die Verwaltung jetzt umso intensiver um neue Markthändler werben.

Der Selmer Wochenmarkt ist relativ klein, hat aber freitags noch ein ziemlich großes Angebot. Dienstags sieht es aktuell anders aus.
Der Selmer Wochenmarkt ist relativ klein, hat aber freitags noch ein ziemlich großes Angebot. Dienstags sieht es aktuell anders aus. © Arndt Brede (A)