Zeitreise in Selm: 100 Jahre St. Josef in 10 Luftbildern Vom Aufbau bis zum Abriss

St. Josef: Aufbau und Fall eines Zeugnisses der Bergbaugeschichte
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Straßenkämpfe, Hyperinflation, Aufschwung und die vage Hoffnung auf ein besseres Leben: Die Zeiten waren turbulent, als Selm am 14. Dezember 1924 eine neue Kirche einweihte, von der 100 Jahre später nur noch der Turm zu sehen ist, St. Josef.

Auf der Nahtstelle zwischen Ruhrgebiet und Münsterland war im Turbotempo aus einem ländlich-verschlafenen Dorf eine auf Wachstum drängende, kleine Industriestadt entstanden. Hatte Selm 1910 noch 3600 Einwohner, waren es 1923, als die Idee zum Kirchbau entstand, bereits 10.622 Einwohner. Der Bergbau hatte diesen rasanten Wandel angestoßen und nach nur wenigen Jahren wieder abgewürgt. Als die Zeche Hermann, die alle wegen der großen Hitze und Feuchtigkeit „Zeche Elend“ nannten, am 15. Juli 1926 plötzlich schloss. fiel Selm in eine tiefe Depression. 3000 Bergleute wurden über Nacht arbeitslos: 90 Prozent der arbeitenden Bevölkerung.

Die neue Kirche begleitete die Menschen auf dieser Achterbahnfahrt der Gefühle. Weder der wirtschaftliche Niedergang noch der wenig später folgende zweite Weltkrieg konnten ihr etwas anhaben. Dass das 1924 mit viel ehrenamtlicher Hilfe der Bergleute gebaute Gotteshaus 90 Jahre später abgerissen wurde - bis auf den Turm -, war eine Reaktion auf den anhaltenden Mitgliederschwund in krisengeschüttelten Kirche.

Zum Thema

100 Jahre St. Josef Selm feiern

  • Im Findus, dem 2019 eingeweihten Jugendzentrum auf der Fläche der ehemaligen Kirche St. Josef, steigt am Mittwoch (2. 10) ab 19 Uhr eine Party für Jugendliche ab 16 Jahre.
  • Am Samstag (5. 10.), 14 Uhr, beginnt die Jubiläumsfeier zum 100-Jährigen mit Kaffee und Kuchen und weiteren Angeboten „rund um das Findus“, wie es in der Einladung der Kirchengemeinde heißt.
  • Um 17 Uhr wird am Samstag (5.10) dort ein Gottesdienst gefeiert.
  • Um 18 Uhr beginnt der Dämmerschoppen mit Weinabend.