
© Vanessa Trinkwald (Archiv)
Wohnen in Baltimora: Wiese am Wald soll weichen für Haus im Grünen
Cappenberger Wald
Es ist die schönste Sackgasse der Stadt: die Baltimora in Cappenberg. Villen, Waldrand, Wiese. Letztere, direkt neben dem Wendehammer gelegen, soll jetzt Bauplatz werden.
420 Quadratmeter, mehr nicht. Um dieses Grundstück bebauen zu können, muss der Ausschuss für Stadtplanung die Weichen stellen. Denn eigentlich ist das Grundstück im Bebauungsplan von 2008 als Freifläche vorgesehen: eine Wiese ganz am Ende der Straße Baltimora direkt zwischen Waldrand und Wendehammer.
Doch was für die einen wie Grünland aussieht, ist in den Augen anderer eine Baulücke. So sieht es auch der Anlieger, der im vergangenen Jahr den Antrag stellte, den Bebauungsplan zu ändern. Ein Gesinnungswandel der Forstbehörde kam ihm dabei zu Gute.
Forstbehörde macht den Weg frei
2008 bei der Aufstellung des Bebauungsplans, der die Baulücken rechts und links von Selms schönster Sackgasse schließen helfen sollte, lag der Mindestabstand zum Wald bei 35 Metern: zu viel, um über eine Bebauung des letzten Grundstücks vorm Wendehammer überhaupt nachdenken zu können. 2019 kam es aber zu einem Gesinnungswandel.
„Durch eine Änderung im Forstrecht wurde der Schutzabstand zu dem in der Nähe befindlichen Wald auf 30 Meter reduziert, so dass hier ein kleines Baufeld ausgewiesen werden kann“, heißt es in der Sitzungsvorlage der Stadtverwaltung. Was die Forstbehörde dazu bewogen hat, steht da nicht.
Ausschuss berät am Dienstag, 9. Juni, 17 Uhr
Im September 2019 hatten die politischen Gremien grünes Licht geben, das Änderungsverfahren für den Bebauungsplan durchzuführen. Über das Ergebnis berät der Ausschuss für Stadtentwicklung am Dienstag, 9. Juni, ab 17 Uhr im Bürgerhaus Selm. Alle Interessierten sind willkommen.
Vorgesehen ist der Bau eines zweigeschossigen Einfamilienhauses mit Stellplatzmöglichkeiten für Autos an beiden Gebäudeseiten auf einem Baufeld in 30 Metern Entfernung vom Wald, wie es in der 16-seitigen Begründung der Änderung des Bebauungsplans heißt. „Zur Ermöglichung einer größeren Flexibilität bei der vorgesehenen Bebauung dürfen Treppenhäuser, Erker oder andere aus der Gebäudefront heraustretende Gebäudeteile (...) die
Baugrenzen überschreiten.“
Ökologischer Wert wird als „mittel“ eingeschätzt
Den ökologischen Wert der für eine Neubebauung vorgesehenen Fläche bewertet der Bericht als mittel, den Eingriff in Natur und Landschaft „ insgesamt als gering“.
Auch die übrigen Häuser entlang der Straße Baltimora würden sich in Waldnähe befinden: 30 bis 50 Meter vom Wald entfernt. Trotzdem habe sich „das Waldgebiet offensichtlich seine Bedeutung als wertvolles Biotop wahren und den Rang eines FFH-Gebietes erreichen“ können.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
