Wer am neuen Auenpark wohnen will, wird tief in die Tasche greifen müssen - und wohl sehr dicht an seinen Nachbarn leben.

© Günther Goldstein

Wohnen am Auenpark wird teuer: Stadt steht für Verkauf in der Kritik

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Die Stadt Selm hat das Bauprojekt „Wohnen am Auenpark“ verkauft. Erschließung und Vermarktung liegen nun bei einem privaten Investor. Für diese Entscheidung erntet die Stadtspitze Kritik.

Selm

, 26.08.2020, 19:10 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Auenpark ist mehr als nur Erholungsgebiet und Spielplatz. Auf mehr als sieben Hektar Fläche soll hier auch ein Neubaugebiet entstehen. Und zwar ein ziemlich exklusives: Die Planer der „Wilma Bau- und Entwicklungsgesellschaft West“ gehen von Quadratmeterpreisen um die 320 Euro aus. Definitiv nicht das, was man allgemein unter „bezahlbarem Wohnraum“ versteht.

Nicht nur deshalb sorgte die Entscheidung der Stadt Selm - beziehungsweise ihrer Tochterfirma SES GmbH - für Kopfschütteln. Freilich nicht bei den Politikern - die ermächtigten Noch-Bürgermeister Mario Löhr in der Ratssitzung am 25. Juni, den Kaufvertrag mit der Wilma GmbH zu unterzeichnen. Wohnexperten sehen diese Entscheidung jedoch weitaus kritischer.

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Zum Beispiel Rainer Heubrock, Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) Lünen, die gleich nebenan auf dem Campus Selm mehrere öffentlich geförderte Wohnungen realisiert. „Klar, Politik und Verwaltung können für den Moment glänzen, da sie das Grundstück veräußert haben“, sagt Heubrock mit Blick auf die klamme Selmer Stadtkasse.

SES will nicht selber vermarkten

Wie sich der Deal finanziell tatsächlich auswirkt, verschweigt die Stadt Selm allerdings. Es dürfte jedoch klar sein, dass der Kaufpreis, den die Wilma GmbH zahlt, deutlich geringer ist als die Summe aller Kaufpreise, die Selm bei einer eigenen Vermarktung erzielt hätte. Diese Lösung sei ursprünglich auch geplant gewesen, wurde dann aber unter anderem mit Verweis auf die personelle Situation bei der Stadt und der SES verworfen.

Rainer Heubrock befürchtet jedoch, dass Selm bei dem Neubaugebiet noch weitere negative Konsequenzen drohen. Denn ein privater Investor sei nun einmal in der Regel auf Gewinn aus. Tatsächlich plant die Wilma GmbH nach eigenen Angaben auf dem Areal neben sechs Einfamilienhäusern auch 56 Doppelhaushälften, 66 Reihenhäuser und 82 Eigentumswohnungen - auch für mehr als sieben Hektar ist das viel Wohnraum.

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Heubrock fühlt sich an ein Wohngebiet am Triftenteich in Lünen erinnert: „Das sind am Ende eher Eigentumswohnungen statt Häuser geworden, und die wollte dann keiner haben.“ Entsprechend schwierig habe sich die Vermarktung gestaltet - genau dieses Szenario sieht der WBG-Vorstand nun auch auf Selm zukommen. Ein dicht bebautes und besiedeltes Wohngebiet sei alles andere als exklusiv und vor allem: nicht attraktiv. „Das mindeste, was man da tun müsste, wäre eine Gestaltungssatzung“, so Heubrock. Bisher hat die Stadt auch auf Nachfrage nicht erklärt, ob sich der Investor an Gestaltungsvorgaben halten oder eigenmächtig Änderungen vornehmen kann.

Denn auch wenn die Wilma GmbH am Ende das Vermarktungsproblem hat - ein verbautes und unbezahlbares Wohngebiet wird auch der Stadt Selm am Ende nicht wirklich gut zu Gesicht stehen.

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