Sein Leben lang hat Willi Strunk gerne und oft gearbeitet. „Ich war mehr auf Zeche als zu Hause“, erzählt er. Heute feiert er seinen 90. Geburtstag und lässt sich im Kreise seiner Familie verwöhnen. Willi Strunk wuchs in Ostpreußen, in Masuren, mit vier weiteren Geschwistern auf. Wie viele andere auch wurde er nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aus seiner Heimat vertrieben. Gerne denkt er an die weitläufige Seenlandschaft zurück. „Das war dort sehr schön“ schwärmt er. 1947 trafen er, seine Geschwister und die Mutter in Thüringen ein. Dort absolvierte er auch sein letztes Schuljahr. Als sein Vater aus der Gefangenschaft entlassen wurde, zog die Familie nach Selm zur Schwester seines Vaters: „Wir lebten dort ein halbes Jahr mit allen zusammen auf zwei Zimmern“.
Dann erhielt die sechsköpfige Familie eine Wohnung auf der Luisenstraße. An seinem 15. Geburtstag, dem 3. Februar 1950, begann Willi eine Lehre als Bergmann auf der Zeche Waltrop. Dort arbeitete er 27 Jahre lang unter Tage. Anschließend war er auf der Zeche Grünberg in Bergkamen tätig, bevor er nach 40 Jahren Tätigkeit für die Ruhrkohle in Rente ging.
Erste Hochzeit in Notkirche
1957 lernte er seine Frau Margot kennen. Am 24. Dezember 1958, Heiligabend, heiratete das junge Paar im Selmer Hof standesamtlich. Sie war 18 Jahre und er 23 Jahre alt. Drei Tage später erfolgte die kirchliche Hochzeit in der evangelischen Notkirche. „Wir waren das erste Brautpaar, das in der Kirche getraut wurde“, berichtet Willi Strunk. Die erste gemeinsame Wohnung bezogen sie in Netteberge. Er schwärmt noch heute von der besonders herzlichen und guten Nachbarschaft dort. An die Feiern und Feste in der Gaststätte Klär denkt er gerne zurück. Drei Kinder folgten in den Jahren. Mittlerweile sind drei Enkel und drei Urenkel dazu gekommen.
Für Hobbys oder Vereinsleben hatte Willi Strunk nicht viel Zeit. Er hat zwar kurz Billard im Verein gespielt, aber hauptsächlich hat er gearbeitet. Nicht nur auf der Zeche, sondern auch nach Feierabend beim Bauern. Dort hat er gepflügt, Heu abgefahren und alles erledigt, was anlag. „Die haben sich auf mich verlassen“. Er trug außerdem 32 Jahre lange die Ruhr Nachrichten aus. Heute wohnt Willi Strunk mit seiner Frau in der Seniorenwohnanlage in Selm. Er freut sich sehr, wenn an seinem Ehrentag seine Familie mit Kindern und Enkelkindern zu Besuch kommt und vielleicht auch ein bisschen auf sein bewegtes Leben zurückblickt.
