Wie steht es um den Einzelhandel in Bork? In Geschäften liegt eine Unterschriftenliste aus

© Marie Rademacher

Wie steht es um den Einzelhandel in Bork? In Geschäften liegt eine Unterschriftenliste aus

rnBorker Einzelhandel

Mit einer Unterschriftenliste setzt sich eine Borkerin für mehr Einzelhandel in Bork ein. Die Chancen für einen neuen Frischemarkt im ehemaligen Edeka stehen allerdings eher schlecht.

Bork

, 15.01.2019, 11:11 Uhr / Lesedauer: 3 min

Christa Leckebusch wohnt - mit einer kleinen Unterbrechung - schon seit den 80er-Jahren in Bork und hat viele Einzelhandels-Geschäfte kommen und gehen sehen. Der Weggang des Edeka kurz nach der Eröffnung des großen neuen Lidls an der Umgehungsstraße jedoch stört sie besonders. So sehr, dass sie seit Dezember Unterschriften sammelt: für mehr Einzelhandel in Bork.

„Da nicht alle Lebensmittelprodukte im Discounter Lidl erhältlich und zum Teil auch nur in größeren Mengen zu kaufen sind, müssen Einkäufe in den umliegenden Ortsteilen und Städten getätigt werden“, schreibt sie zur Erläuterung auf der in mehreren Borker Geschäften ausliegenden Liste. Gerade für Menschen wie sie, die schon etwas älter sind und kein Auto haben, sei das aber schwierig - vor allem, wenn es um den Transport der schweren Einkäufe im Bus gehe. Im Gespräch mit der Redaktion erklärt die 70-Jährige weiter, dass sie sich ein Lebensmittelgeschäft wünscht, in dem es etwa auch eine Fleisch- oder Käsetheke gibt. Viele Borker, so ist ihr Empfinden, sehen das genauso. „Ich werde sehr oft angesprochen“, sagt sie. Die Anzahl der Unterschriften, die sie seit Dezember schon gesammelt hat, gebe ihr recht: Über 300 Unterschriften hat sie mindestens schon zusammen - nicht mitgezählt die auf den Listen, die in mehreren Geschäften in Bork ausliegen.

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„Wir Unterzeichnenden bitten Sie dringend, die Einkaufssituation in Bork, hier im Besonderen für Familien und ältere Anwohner zu verbessern“, formuliert Christa Leckebusch in der Petition, die seit Dezember in mehreren Geschäften, Restaurants und anderen Ladenlokalen in Bork ausliegt, konkret ihre Forderung, die sie - wenn genug Unterschriften zusammen sind - an den Bürgermeister der Stadt übergeben will.

Stadtverwaltung „nimmt solche Anliegen ernst“

Wie genau der dann mit der Petition weiter verfährt, muss sich noch zeigen. Stadtsprecher Malte Woesmann erklärt aber auf Anfrage: „Grundsätzlich nimmt der Bürgermeister beziehungsweise die Stadtverwaltung solche Anliegen ernst. Es müssen natürlich bei solchen Eingaben die Rahmenbedingungen geprüft werden, inwieweit die Verwaltung beziehungsweise der Bürgermeister tätig werden können.“ Aus Sicht der Stadtverwaltung, so Malte Woesmann weiter, sei es allerdings nicht nachvollziehbar, dass es Kritik an der Geschäftslage in Bork gibt. „Die Stadtverwaltung hält die Nahversorgung im Ortsteil Bork, abgesehen von einer Frischetheke, für gut aufgestellt. Der Wochenmarkt mit seinen Ständen trägt ebenfalls zur Nahversorgung bei“, so Malte Woesmann.

Stichwort Wochenmarkt: Dass es den gibt, begrüßt auch Christa Leckebusch. Jede Woche geht sie auf den Markt und versorgt sich mit frischen Lebensmitteln. Aber auch hier: Weil sie zu Fuß nicht so viel transportieren kann, würde sie am liebsten jeden Tag nach Bedarf für sich einkaufen - so wie das damals im Edeka möglich war.

Keiner will das Ladenlokal mieten

In dem Ladenlokal, der diesen Edeka bis Ende 2017 beherbergte, herrscht im Moment allerdings gähnende Leere. Klar: Hier gäbe die Räumlichkeiten für einen Frischemarkt, es gibt Parkplätze etc. Nur: Die WBG Lünen als Eigentümer der Immobile findet niemanden, der die Räumlichkeiten mieten möchte. „Wir haben alle Möglichen angeschrieben und versuchen es auch nach wie vor“, sagt WBG-Geschäftsführer Rainer Heubrock auf Anfrage der Redaktion. Aber: „Alle winken ab und sagen: Der Standort rechnet sich nicht“, erklärt er weiter.

Zur Erinnerung: Der Betreiber des Edeka-Marktes hatte das Geschäft im Dezember 2017 nach 18 Jahren geschlossen, weil die Konkurrenz durch die in Bork neu angesiedelten Filialen von Lidl und Rossmann zu groß war. „Das kann man auf Dauer nicht verkraften“, sagte Betreiber Uwe Tomaszik damals gegenüber der Redaktion.

WBG: Politik und Verwaltung in der Verantwortung

Dafür, dass sich der Standort für einen Frischemarkt offenbar nicht mehr rechnet, sieht die WBG auch Politik und Verwaltung der Stadt Selm in der Verantwortung: Durch den Bau der Umgehungsstraße führen weniger Autos dort vorbei, die Ansiedlung von Lidl und Rossmann am Kreisverkehr sei eine zu große Konkurrenz für den Standort an der Kreisstraße, so Rainer Heubrock von der WBG. Das will Stadtsprecher Malte Woesmann so nicht sehen lassen. „Die Umgehungsstraße ist schon weit vor dem Bau des Lidls fertiggestellt worden. Einen Zusammenhang zwischen der Umgehungsstraße und der Schließung des Marktes besteht daher aus Sicht der Stadtverwaltung nicht. Aus Gesprächen mit Interessenten ging zudem hervor, dass die Marktgröße und das Gebäude des ehemaligen Edeka nicht mehr den heute erforderlichen Ansprüchen genügen“, erklärt er. Und weiter: „Von Investoren ist dazu klar geäußert worden, dass eine Ansiedlung nur neben dem bestehenden Komplex Lidl/Roßmann unternehmerisch sinnvoll ist. Dies ist jedoch nicht möglich.“ Wie berichtet, wird dort nämlich ein Wohngebiet entstehen.

Die WBG, so erklärt Rainer Heubrock, ist jedenfalls wegen der Schwierigkeiten, einen Neumieter zu finden, langsam so weit, andere Wege zu gehen. Heißt: „Wir werden in alle Richtungen gehen“, so Rainer Heubrock. Eine Kita, eine Tagespflegeeinrichtung oder Wohnungen - das könnte eine Alternative für eine Nutzung der Räumlichkeiten sein. „Das kostet natürlich auch jede Menge Geld - zwei Millionen bestimmt“, so Heubrock. Er verweist aber darauf, dass der WBG so langsam die Zeit und die Optionen ausgehen. Wie berichtet, läuft der Mietvertrag mit Edeka noch bis Ende Mai 2020. Bis dahin sollte eine Lösung gefunden sein.

Die Borkerin Christa Leckebusch gibt die Hoffnung auf einen Frischemarkt derweil nicht auf und setzt sich weiter dafür ein. Das Sammeln von 500 Unterschriften hat sie sich zum Ziel gesetzt, um ihrer Forderung an die Stadt mehr Nachdruck zu verleihen. Wer die Liste unterschreiben möchte, findet sie in fast allen Borker Geschäften, z.B. in der Bäckerei Langhammer, der Pizzeria Enzo oder im Deko- und Geschenkartikelgeschäft Winkler (Post).