
© Sylvia vom Hofe
Wie die Harfe auf die Bierflasche kam und warum das für Selm so passend ist
Musikschule
Durst ist schlimmer als Heimweh. Eine Brauerei weiß das. Deshalb hat Brinkhoffs zurzeit Bierflaschen mit Heimatmotiven auf dem Markt - und stellt Selm dabei vor ein Rätsel.
Dabei hat Verena Volkmer die grüne Flasche nicht. Wie würde das denn aussehen: Die Musikschulleiterin bringt Bier in die Musikschule? Volkmer schüttelt den Kopf und lacht. „Das geht doch gar nicht.“ Dabei hat die Flasche - weniger ihr Inhalt - eine Menge zu tun mit der Musikschule. Viel mehr als sich die Designer der Ruhrgebiet-Edition der Brauerei Brinkhoffs wohl gedacht haben und auch viele Selmerinnen und Selmer ahnen.
Auf den Flaschen von Brinkhoff´s No.1 sind seit Mai 37 verschiedene Stadtmotive aus dem Revier zu finden. Nummer 32 ist Selm auf der Schwelle zum Münsterland. Sowohl der Ternscher See als auch das Amtshaus Bork und das Freiherr-vom-Stein-Denkmal in Cappenberg sind auf dem Etikett zu finden. Und noch etwas: eine Harfe.
Musikschulleiterin Volkmer wollte es gar nicht glauben
Verena Volkmer mochte es erst gar nicht glauben, als Freunde ihr davon erzählten. Auch als sie ein Foto zugeschickt bekam, hatte sie noch an einen Scherz geglaubt. Erst als sie im Getränkeladen selbst eine Flasche in der Hand hielt, machte sich Freude breit.

Verena Volkmer ist nicht nur Leiterin der Musikschule, sie ist auch Harfenistin aus Leidenschaft. © Sylvia vom Hofe
Schon 2014, 2015 und 2017 habe es Sondereditionen von Bierflaschen mit Ruhrgebietsmotiven gegeben, sagt Sarah Schwefer vom Marketing der Radeberger Gruppe, zu der die Dortmunder Traditionsbrauerei seit 2004 gehört. Selm war immer dabei. „Wir denken uns dabei stets etwas Neues aus“, sagt Schwefer und meint damit das Design, das dieses Mal Motiven aus Tattoo-Studios nachempfunden ist. Neu ist aber auch, dass es die Selmer Musikschule im städtischen Fortbildungs-, Kultur- und Sportbetrieb (Fokus) auf die Flasche gebracht hat.
Selmer Musikschule feiert 25-Jähriges
Das Team der beauftragten Agentur recherchiere im Vorfeld, was sich anbiete, so Schwefer. Dabei seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohl auf die Information gestoßen, dass die Selmer Musikschule in diesem Jahr Jubiläum feiere: 25-Jähriges. „Sie ist eine der jüngsten in der Region und unterrichtet rund 700 Musikbegeisterte“, informiert das Bauchetikett der Flasche. Die Sache mit der Harfe bleibt aber unausgesprochen.
Sie verstehe die Harfe als Symbol für die Musik und damit für die Musikschule, sagt die Unternehmenssprecherin am Telefon. Viele andere werden sie ebenso deuten. Musikschulleiterin Verena Volkmer versteht das Motiv dagegen wörtlich. Sie kann gar nicht anders - als Harfenistin.
Es war Liebe auf den ersten Blick: „Als ich acht Jahre alt war, habe ich eine Harfe im Fernsehen gesehen“, sagt die Musikschulleitern. Ihre Mutter hatte ihr damals gesagt, sie dürfe sich ein Instrument aussuchen: vielleicht die Flöte oder die Gitarre. „Ich wollte aber die Harfe.“ Und die Harfe wollte sie.
Die Begeisterung für die Harfe zieht Bahnen
Verena Volkmer ist inzwischen studierte Orchestermusikerin und Instrumentalpädagogin und spielte das 47-saitige Instrument bereits in so renommierten Ensembles wie dem MDR-Rundfunkorchester Leipzig oder dem Deutschen Sinfonieorchester Berlin. Sie ist gefragte Solistin und gibt ihre Liebe zur Harfe gerne weiter - in der von ihr geleiteten Musikschule Selm, an der Musikschule Recklinghausen, aber auch an der Folkwang-Universität Essen und der Musikhochschule Münster.
Es ist nicht nur dieser kristallklare, plätschernde, volle Klang, sondern das besondere Gefühl, das es ihr angetan hat: „Die Schwingungen der Harfe übertragen sich auf den ganzen Körper.“ Das hat sich inzwischen in Selm herumgesprochen.
Unter den 700 Musikschülerinnen und -schülern sind 26, die Harfe spielen: im Alter zwischen 9 und 64 Jahren. Kinder können die Harfe im Jekits-Programm kennenlernen, wenn einmal die Woche eine Musikschulkraft die Grundschulen besucht. „Wir haben inzwischen zehn kleine Harfen dafür angeschafft“, sagt Volkmer. Eigentlich ein Grund anzustoßen - wenn sie denn die Flasche mitgebracht hätte.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
