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Wertstoffhof in Selm: Nutzer wundert sich über „willkürliche“ Gebühren
Abfallentsorgung
Die Nutzung des Selmer Wertstoffhofes ist kostenlos. Eigentlich. Denn es gibt natürlich Ausnahmen. Allerdings scheinen diese Ausnahmen nicht immer einheitlich geregelt zu sein.
Über zwei Jahre lang hat Patrick Reher (35) aus Selm ein Haus gebaut. In dieser Zeit war der Selmer oft Gast auf dem Wertstoffhof, um Abfälle unterschiedlichster Art zu entsorgen. Oft musste er dafür zusätzliche Gebühren entrichten, weil die Mengen der zu entsorgenden Stoffe das Höchstmaß, das in der Betriebs- und Benutzerordnung festgelegt ist, überschritten haben.
So weit, so unstrittig, schließlich ist das klar geregelt: Alles, was über die normalen Mengen hinausgeht - bis zu ein Kubikmeter Gartenabfälle sowie 0,1 Kubikmeter Bauschutt oder Altholz (in der Regel ein Kofferraum voll) - kostet zusätzlich. Werden also zum Beispiel 0,2 Kubikmeter Bauschutt angeliefert, muss der Anlieferer zwei Euro bezahlen.
Was Patrick Reher jedoch wunderte: „Ich habe unterschiedliche Summen genannt bekommen, die ich zu bezahlen hätte. An manchen Tagen musste ich wiederum überhaupt nichts zahlen, obwohl ich mehr als einen Kofferraum voll zu entsorgen hatte.“ Zwischen zwei und 15 Euro liegt die Spanne, die ihm vom Personal des Wertstoffhofes genannt wurde. Gespräche hätten sich als schwierig erwiesen, so Patrick Reher: „Als ich nach einer Quittung gefragt habe, hieß es lediglich, dass das allen schon so stimmen würde.“
Jeder Kunde hat das Recht auf einen Beleg
Zumindest dieser Punkt ist eindeutig: „Das Personal ist angehalten, allen Besucherinnen und Besuchern des Wertstoffhofes, sofern diese eine Zahlung leisten, eine Quittung auszustellen“, sagt Stadtsprecher Malte Woesmann auf Anfrage. Hier hätte also Patrick Reher wie jeder andere Kunde auch das Recht gehabt, einen Beleg zu bekommen.
Was die Frage nach den tatsächlichen Mengen und den dafür zu entrichtenden Gebühren angeht, hängt es tatsächlich von der Einstellung des Personals ab: „Das Stammpersonal vor Ort ist bereits seit einigen Jahren auf dem Wertstoffhof tätig und verfügt somit über eine fachliche Expertise für die Einschätzung und Bewertung von angelieferten Mengen“, so Woesmann. Kofferraum- und Anhängergröße seien dabei wichtige Anhaltspunkte. „Darüber hinaus findet mindestens einmal jährlich eine interne Veranstaltung zum Erfahrungsaustausch und zur fachlichen Schulung in diesem Bereich statt. “
Ob es mehrere Fälle dieser Art gibt, lässt Woesmann offen. Er betont aber: „Bürgerinnen und Bürger können sich bei konkreten Fragen zu erlaubten Anlieferungsmengen und anfallenden Kosten gerne im Vorfeld der geplanten Anlieferung telefonisch an die Fachabteilung der Stadtwerke wenden, die dann selbstverständlich entsprechend informiert und berät.“
Patrick Reher hat sich in dieser Sache bereits an die Stadtwerke gewandt. Er wartet nach eigener Aussage seit zwei Wochen auf eine Antwort.
Journalist, Vater, Ehemann. Möglicherweise sogar in dieser Reihenfolge. Eigentlich Chefreporter für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen. Trotzdem behält er auch gerne das Geschehen hinter den jeweiligen Ortsausgangsschildern im Blick - falls der Wahnsinn doch mal um sich greifen sollte.
