Auf 1900 Quadratmetern erstrecken sich die verlassenen Röhren unter dem Brauereiknapp in Cappenberg. Früher gärte hier Bier unter der Erdoberfläche: Graf Ludwig von Kielmannsegg ließ die Gewölbe ab 1840 als Eiskeller für seine Brauerei errichten. So konnte die Hefe auch ohne Kühltechnik zu den warmen Jahreszeiten ihre Arbeit verrichten. Nachdem die Brauerei den Betrieb eingestellt hatte, standen die elf Keller die meiste Zeit leer. Vor wenigen Jahren gab es dann die Idee für eine neue Nutzung.
Das Weingut Graf von Kanitz baut seit 2017 am Schlossberg wieder Wein an, nachdem an dieser Stelle bereits im späten Mittelalter Trauben gewachsen waren. Wenige Jahre darauf bereits sollte eine der Kellerröhren auf dem Gelände zur Produktionsstätte und Probierraum für den Wein umgebaut werden. Bisher ist allerdings nichts passiert.
Guido Vortmann von der gräflichen Verwaltung berichtet, warum die Pläne vorerst verworfen wurden: „Die Priorität wurde auf die Vinothek gesetzt.“ Am Verwaltungssitz des Schlosses soll im Herbst nicht nur Wein gekauft, sondern auch verkostet werden können. Für die Einrichtung sucht das Weingut noch eine Leitung – Winzerin Carola Raffel arbeitet nicht mehr für den Grafen von Kanitz.
Aus diesem Grund wird der Wein weiterhin in Cappenberg geerntet und am Sitz in Lorch am Rhein verarbeitet und abschließend abgefüllt, ehe er zurück nach Cappenberg kehrt. „Keine Weinverarbeitung ohne Winzerin“, ist das Argument, in dessen Konsequenz aktuell keine Nachnutzung der Kellerräume unter dem Brauereiknapp stattfindet.
Begrenzte Möglichkeiten
„Die Möglichkeit zur Nachnutzung ist sehr begrenzt“, weiß Vortmann. Neun der elf Keller seien nur fußläufig erreichbar, was die Logistik erschwere. Zudem gebe es strenge Vorgaben, was Fluchtwege und die zulässige Personenzahl in den Räumlichkeiten betrifft.
Zwar seien die Gewölbe auch dank des robusten Cappenberger Sandsteins in einem allgemein guten Zustand, aber: „Das Wasser findet seinen Weg. Da hätte man mit vielen Problemen gekämpft.“ Die einfachste, wenn auch „uncharmante“ Art der Nutzung als Weinkeller wäre die Aufstellung eines oder mehrerer Container gewesen, um Schutz vor Feuchtigkeit zu bieten.

Die klimatischen Bedingungen unter dem ehemaligen Brauereigelände machten sich vor mehreren Jahrzehnten zuletzt Züchter von Champignons zunutze. Nachdem die Pilze massenweise günstig aus dem Ausland importiert werden konnten, habe sich die Zucht nicht mehr wirtschaftlich betreiben lassen, weiß Guido Vortmann. Seitdem werden die Keller nur noch zu den jährlich anstehenden Kontrollgängen betreten. Dabei bleibt es auch vorerst.