Auf die Frage, warum es denn ausgerechnet der Heilige Abend hätte sein müssen, an dem sie vor 65 Jahren geheiratet haben, kommt die Antwort ganz selbstverständlich: „Das ist doch klar. Das war ein Tag, an dem wir Zeit hatten. An anderen Tagen mussten wir doch schließlich arbeiten.“ Die Welt vor 65 Jahren, als Margot und Willi Strunk aus Selm heirateten, war noch eine andere.
Margot, heute 83 Jahre alt, ist geborene Borkerin. Ihr Mann, der heute 88-jährige Willi Strunk, wurde geboren in Pomehlen in Ostpreußen, kam mit seiner Mutter im Jahr 1947 nach Thüringen, 1951 zog die Familie schließlich nach Selm. Kennengelernt haben die beiden sich allerdings aus purem Zufall in Cochem an der Mosel.
Es war Zufall, dass beide an einer Bus-Ausflugsfahrt an die Mosel teilnahmen. Sie lernten sich kennen, verlobten sich nach einem Jahr und heirateten ein weiteres Jahr später, eben an jenem 24. Dezember 1958. Sie erinnern sich, dass es für den evangelischen Pastor Lengemann die erste Trauung war, die in der Notkirche stattfand.
Viel Arbeit bis in hohe Alter
Das Leben der Strunks war von Arbeit geprägt. Willi Strunk begann seine Ausbildung an der Zeche Waltrop genau einen Tag nach seinem 15. Geburtstag. Bis zur Schließung der Zeche in Waltrop arbeitete er dort, und wechselte danach zur Zeche in Bergkamen. Insgesamt arbeitete er 38 Jahre unter Tage.
Ganz nebenbei erzählt Willi Strunk, dass er neben seiner Arbeit als Bergmann auch immer wieder auf Bauernhöfen mitarbeitete. „Manchmal hab ich bis Mitternacht gepflügt, und bin morgens um fünf Uhr dann zur Zeche gefahren“, berichtet er mit einer großen Selbstverständlichkeit.
300 Gläser Eingemachtes
Und als er dann mit 52 Jahren in Rente ging, verdingte er sich als Zeitungsausträger bei den Ruhr Nachrichten. Das machte er dreißig Jahre lang, also bis zum 82. Lebensjahr. „Netteberge, die Werner Straße – das waren so meine Bezirke“, erinnert er sich. Es habe ihm gefallen, frühmorgens durch die Außenbezirke zu fahren, und dort die Natur und Tiere zu sehen, die tagsüber nicht zu sehen seien.
Margot Strunk, die bei der Hochzeit 19 Jahre jung war, arbeitete noch einige Zeit als Kindermädchen, auch als Haushaltshilfe in Dortmund. „Aber später, als wir drei Kinder hatten, ich den Haushalt führen musste, hat mich das ausgelastet“, sagt sie. „Ich hab ja bis zu 300 Gläser Eingekochtes produziert.“ Und da Willi Strunk sehr viel arbeitete, war sie häufig auf sich alleine gestellt.
Feiern mit Kaffee oder Sekt
Gewohnt hat das Paar unter anderem in Netteberge, an der Birken- und an der Ludgeristraße. Nun leben sie seit acht Jahren im Betreuten Wohnen am Schulze-Weischer-Weg. „Das Wohnen hier ist unser Ein und Alles geworden“, sagen beide. Sie fühlen sich richtig wohl, haben guten Kontakt zu den Mitbewohnern. „Wenn es einen Grund zum Feiern gibt, treffen wir uns im Flur und feiern“, erzählen sie. „Entweder mit Sekt oder Kaffee.“
Auch die Eiserne Hochzeit wird gefeiert - allerdings nach Weihnachten. Dann feiert das Paar mit seinen drei Kindern, drei Enkel- und drei Urenkelkindern im Wittebrink’s Hof in Werne.