Volles Wartezimmer, aber kein Aufnahmestopp: So sieht es aus in der Kinderarztpraxis Selm

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Volles Wartezimmer, aber kein Aufnahmestopp: So sieht es aus in der Kinderarztpraxis Selm

rnÄrzte in Selm

Viele Patienten, wenig Zeit: In manchen Praxen auf dem Land verhängen Ärzte Aufnahmestopps für neue Patienten - auch Kinderärzte. Wie ist die Situation in Selm?

Selm

, 12.12.2019, 15:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

An Gründen, zum Kinderarzt zu fahren, mangelt es Eltern, gerade in den ersten Lebensjahren ihres Kindes, kaum. Früherkennungsuntersuchungen, also die U1- bis U9-Termine wechseln sich ab mit plötzlichem Fieber, Mittelohrentzündungen, Magen-Darm-Erkrankungen und was sonst noch so in Kita- und Betreuungsgruppen schlummert.

Für Kinderarztpraxen bedeutet das in den Hoch-Zeiten volle Wartezimmer. Gerade in ländlichen Regionen, wo nicht nur Allgemeinmediziner fehlen, sondern auch Fachärzte, zu denen auch Kinder- und Jugendheilkunde zählen, haben manche Kinderarztpraxen bereits Aufnahmestopps für neue Patienten verhängt. Ausgenommen sind, wie das Online-Nachrichtenportal „Come On“ über einen Fall aus Neuenrade im Märkischen Kreis berichtet, beispielsweise Neugeborene aus dem Ort.

Aufnahmestopp auch bei Selmer Kinderarztpraxis?

Volle Wartezimmer kennt auch Ulrike Foertsch (54). Die Selmer Kinderärztin betreibt die Gemeinschaftspraxis „Foerst Kids“ mit ihrer Kollegin Dr. Dagmar Streng an der Ludgeristraße. „Ein Aufnahmestopp ist seit 2002 noch nie vorgekommen“, sagt Foertsch auf Anfrage dieser Redaktion. Seitdem betreibt sie die Praxis. Seit 2016 als Gemeinschaftspraxis.

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Im Gegenteil: Die Praxis hätte sogar noch Kapazitäten, um neue Patienten aufzunehmen, fügt sie hinzu. Wer zum Arzt geht, muss allerdings damit rechnen, auf die Behandlung warten zu müssen.

„Versuchen, die Wartezeit so kurz wie möglich zu halten“

„Wir versuchen aber die Wartezeiten so kurz wie möglich zu halten - je nach Kind und Bedarf“, erklärt Ulrike Foertsch.

Heißt: Bei länger vereinbarten Routine-Terminen, wie Impfungen oder U-Untersuchungen bemühen sich die Ärztinnen, die Wartezeit 15 Minuten nicht überschreiten zu lassen. Akute Erkrankungen und damit „spontane“ Arztbesuche könnten hingegen - je nach Uhrzeit - auch mit Wartezeiten von etwa einer Stunde einhergehen.

Kinder sind nicht automatisch die anstrengenderen Patienten

Im Schnitt versorge ihre Praxis zwischen 180 und 200 Patienten am Tag, sagt Foertsch. Das sei zu bewerkstelligen, „aber nur zu zweit“, fügt sie hinzu. Ob ein Arzt noch Kapazitäten für neue Patienten hat, hänge stark von seiner persönlichen Einschätzung ab. Als Arzt - und das gelte nicht nur für die Pädiatrie - müsse man sich selbst fragen: „Was ist man in der Lage zu leisten“, sagt Foertsch. Und das sei individuell unterschiedlich.

Erfahrungen hat Foertsch sowohl in der Kinder- und Jugendmedizin, als auch in der Erwachsenenmedizin gesammelt. Und diese Erfahrung habe ihr gezeigt: Kinder sind nicht automatisch die komplizierteren Patienten. Die Belastung für den Arzt sei bei 40 erwachsenen Patienten am Tag teilweise größer als bei 180 Kindern.

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