Der Wettergott hätte es am Karnevalssamstag nicht besser mit Selm meinen können: Bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein zogen die bunt geschmückten Wagen und Fußgruppen fast vier Stunden lang durch die Straßen. Dementsprechend viele Zuschauerinnen und Zuschauer hatten sich neben dem Umzug versammelt, um den Karnevalisten zuzujubeln - und natürlich, um die guten Kamellen zu fangen. Dafür hatte so manch einer ziemlich gute Techniken parat. Ein als Harry Potter gekleideter Jeck brachte einfach einen quietschpinken Regenschirm mit, um darin Popcorn und andere Leckereien zu sammeln.
Aber von vorn: Schon bevor sich der große Umzug um 13.11 Uhr an der Feuerwehrwache in Bewegung setzte, versammelte sich ein bunt gemischtes und gut gelauntes Publikum aus Familien mit ihren Kindern, Senioren und jungen Leuten an den Straßen. Alle warteten sehnsüchtig, dass die 37 Fußgruppen, Mottowagen und Wagen an ihnen vorbeizogen. Einige Anwohner hatten sich richtige Premiumplätze gesichert - mit Klappstühlen vor ihren Häusern und auf den Balkonen mit perfektem Blick auf die Karnevalisten.

Die Vorfreude lag förmlich in der Luft. Und auch das Selmer Prinzenpaar konnte es kaum erwarten, endlich loszulegen. „Als Selmerin hoffe ich, dass ich mehr als 1000 Leute am Rand erkenne und sie mit Bonbons und Plüschtieren bewerfen darf“, verriet Prinzessin Maja I. kurz vor Zugstart. Und auch Prinz Michael I. geriet schon vor 13.11 Uhr richtig ins Schwärmen: „Wir haben einen super schönen Wagen bekommen. Das kann hier in Selm nur eine super Party werden.“ Die Müdigkeit und die Strapazen der vergangenen Wochen und Tage waren plötzlich wie weggeflogen.

Als dann auch noch die Schlüsselübergabe auf der langen Drehleiter mit Bürgermeister Thomas Orlowski glattlief, durften die beiden auf einer riesigen Konfetti-Kanone ihre Position einnehmen und ihren Anhängern zujubeln. Und die hatten sich so richtig in Schale geworfen. Ob als Fliegenpilz, m&m, Spielkarte, Sonnenblume, Haribo-Tüte oder Meerjungfrau: „Bunt, bunter, Selm“ war dieses Jahr das Motto. Und wer Angst hatte, sich zu verlieren im Getümmel, entschied sich einfach für ein Gruppenkostüm - wie ein Sextett aus Selm, das dem „Papa Schlumpf“ auf Schritt und Tritt folgte. Besonders dann, wenn Gargamel hinter ihnen her war.

Kreative Kostüme im Getümmel
Einen besonderen Clou hatten sich drei Mädels überlegt, die sich als pinke Eistüten verkleidet hatten. Über ihren Köpfen schwebten nämlich den ganzen Tag drei große Eis-Luftballons, mit denen sie richtig aus der Menge herausstachen. Aber auch das Ahoi-Brause-Team in vier verschiedenen Sorten an der Breiten Straße war kaum zu übersehen. Mit ihm Gepäck hatte die Truppe nicht nur richtig gute Laune, sondern auch einen Bollerwagen gefüllt mit - wie sollte es anders sein - Brausebonbons und -pulver.
Die Menschenmengen an der gut fünf Kilometer langen Strecke wurden einfach nicht weniger. Zwischen den Helau-Rufen und der ohrenbetäubenden Musik der Zugteilnehmer mischte sich noch die Stimme von Alexander Irmer, der sich am Heinrich-Böll-Weg mit einem Stand positioniert hatte. Mit im Gepäck: einen ganzen Koffer voll CDs und ein Mikro, mit dem er den Besuchern so richtig einheizte. Neben der guten Laune gab es aber auch ein besonderes Zeichen der Trauer: Die Karnevalisten der KG-Rot Gold Werne hatten in Gedenken an den kürzlich verstorbenen Ex-Prinzen Marco Klaus (30) eine schwarze Binde am Oberarm.

Gegen 16.30 Uhr erreichten dann die ersten Wagen das große Festzelt am Campus. Und genau dort ging die Party dann weiter. Mit dem Elferrat, dem Kinderprinzenpaar Moritz I. und Maja I. und dem Prinzenpaar wurde gleich das Piratenlied angestimmt und die Zuschauer überlegten keine drei Sekunden, um in den Gesang einzustimmen. Auch am Gasthaus Suer versammelten sich unzählige Jecken und feierten gemeinsam in den Abend hinein.
Das Fazit von Karnevalspräsident Tobias Steinbrink nach dem Umzug könnte nicht positiver ausfallen: „Es lief alles wunderbar glatt. Die Gäste waren dieses Jahr einfach top und die Stimmung richtig gut.“ Und es seien deutlich mehr Zuschauer in Selm dabei gewesen als noch 2023. Auch die Polizei des Kreises Unna spricht von einem „völlig problemlosen Zug“.
Damit Selms Straßen nach dem Umzug schnell wieder hübsch aussehen, fuhren direkt nach dem letzten Wagen die Stadtwerke hinterher mit ihren Kehrmaschinen. Doch nicht jeder Jeck hatte sich an die Bitte der Stadt gehalten, keine kleinen Glasflaschen mit zum Zug zu bringen. Und so prägten gen Abend noch ein paar Klopfer auf den Bürgersteigen das Bild, während im ausverkauften Zelt am Campus 2000 Karnevalisten gemeinsam feierten.
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