Etwa 2000 Menschen leben von der „Tafel-Tüte“, jener Lebensmittelration, die dank der Spenden aus dem Einzelhandel zum Symbolpreis an den Mann oder die Frau gebracht werden kann. Über 19 Jahre hinweg ist die Unnaer Tafel ein unverzichtbarer Bestandteil der Versorgung geworden. Unverzichtbar in all diesen Jahren war aber auch Ulrike Trümper.
Hinter der Tafel in Unna steht ein erstaunlich kleiner Verein von etwa zehn Mitgliedern. Das macht die Chancen darauf, Nachfolger zu finden für den Vorsitz der Initiative, arg überschaubar. Ohne Trümper geht nichts in der Unnaer Tafel. Aber nun will Trümper selbst gehen.
Sie sei nun 67, fühle das Alter. „Die Tafel ist mein Herzensanliegen“, betont sie auch nach 19 Jahren. Und doch wolle sie in Ruhestand gehen, sich unter anderem einem „neuen Projekt“ widmen, nämlich ihrer Rolle als Oma. Gerne hätte sie die Tafel an jemanden übergeben, der ihr als Vorsitzende(r) des Vereins folgt. Aber dies sei nicht möglich.

Stattdessen übernimmt nun ein anderer langjähriger Vertrauter die Organisation der Lebensmittelverteilung. In Person wird es Herbert Dörmann sein, in vielen Alltagsfragen aber wohl hauptamtliches Personal der „Werkstatt im Kreis Unna“. Dörmanns Werkstatt übernimmt die Tafel und ihre Aufgaben, voraussichtlich im Spätsommer. Tafel und Werkstatt arbeiten seit Jahren zusammen, Trümper und Dörmann schätzen sich erkennbar.
Werkstatt im Kreis Unna ist Tafel-Betreiberin in Schwerte
Völlig neu ist das Aufgabenfeld der Tafeln nicht für den Bildungsträger aus der Kreisstadt: In Schwerte ist der Tafel-Träger „Signal“ bereits 2010 von der Werkstatt übernommen worden. Die Übernahme der „Schwerter Initiative nicht nur Arbeitsloser“ könnte zur Blaupause werden für die Tafel-Übernahme in Unna. Voraussichtlich wird sich die Tafel in eine gemeinnützige GmbH verwandeln, deren einzige Gesellschafterin die Werkstatt ist, den Verein damit aber auflösen.
Dies sei erforderlich, um eine Leitung einsetzen zu können, erklärt Werkstatt-Geschäftsführer Herbert Dörmann. „Wir können das nur hauptamtlich mit entsprechend eingestellten Kräften“, sagt er. Für ein Finanzierungsmodell gebe es einen Schulterschluss von Sparkassen, Jobcenter und Kreis.
Ehrenamtler bleiben unverzichtbar für die Tafel in Unna
Zugleich betont Dörmann, dass sich an der Bedeutung des Ehrenamtes in der Tafelarbeit nichts ändern solle und könne. Die Arbeit in der Tafel sei schlichtweg unmöglich ohne den Einsatz engagierter Helfer. Aktuell sind es laut Ulrike Trümper etwa 120 Ehrenamtler, die den Tafelbetrieb am Laufen halten. Sie bewegen täglich sieben Fahrzeuge, um in der Region 78 Einzelhandelsbetriebe anzufahren und Lebensmittelüberschüsse als Spenden einzusammeln; sie schlagen die Waren um, besetzen wöchentlich zehn Ausgabetermine an acht Ausgabestellen.
Wochenration für drei bis fünf Euro
Dort übergeben sie Lebensmittelpakete an Bedürftige, die einen entsprechenden Nachweis vorlegen müssen, um den Tafel-Ausweis zu erhalten. Kostenlos gibt es die Tafel-Tüte übrigens nicht. Je nach Warenmenge zahlen die Empfänger zwischen drei und fünf Euro, was gemessen am Inhalt eher als Schutzgebühr zu sehen ist. „Was nichts kostet, ist ja nicht wert“, erklärt Trümper die Symbolwirkung dieser Gebühr. Es solle schließlich nichts weggeworfen werden.
Reduzierte Warenmengen waren zuletzt ein begrenzender Faktor in der Tafelarbeit. Die Unnaer Tafel hat einen Aufnahmestopp, obwohl die Not nicht eben kleiner wird. An diesem Problem wird auch die Werkstatt nicht viel ändern können. Aber: „Es geht weiter, das ist wichtig“, so Trümper. Und ein paar Verbesserungen hat Werkstatt-Chef Dörmann dann doch in Planung. Schon bald solle es in der Tafelzentrale Frühstücks- und Mittagstisch für Bedürftige geben - ein Beitrag zur Ernährung, aber auch gegen die Vereinsamung.
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