Nach Überfall auf Tankstelle in Waltrop Jugendhaft für Selmer Täter mit den „Hass-Augen“

Schwerer Raub: Jugendhaft für Tankstellenräuber mit den „Hass-Augen“
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Maskiert und bewaffnet stürmte ein Selmer (20) im Oktober 2024 in die Star-Tankstelle an der Borker Straße in Waltrop und erbeutete eine Kasse mit rund 550 Euro. Jetzt wurde der Räuber am Bochumer Landgericht verurteilt.

Die 8. Jugendkammer verhängte gegen den Tankstellenräuber drei Jahre und drei Monate Jugendhaft.

Der 20-Jährige hatte beim Prozessauftakt sofort ein volles Geständnis abgelegt und sogar eingeräumt: „Ich bin froh, dass ich verhaftet wurde.“ Sein exzessiver Drogenmissbrauch („Koks, Cannabis, Lachgas“) sei zuletzt immer schlimmer geworden.

Am Tattag, dem 21. Oktober 2024, will er spontan den Plan geschmiedet haben, sich in der Tankstelle in Waltrop frisches Geld für neues Kokain durch einen Raubüberfall zu besorgen.

Weil die an der Kasse stehende Auszubildende durch seinen bedrohlichen Auftritt „wie in Schockstarre“ verfallen sei, hatte der 20-Jährige nach eigenen Angaben „alles selbst gemacht“. Er durchtrennte das Kabel der Kasse mit einer Schere und verschwand mit der Kasse. Seine Beute: 550 Euro.

Im Prozess hatte sich der junge Räuber bei seinem Opfer persönlich entschuldigt. Die Auszubildende hatte vor Gericht erklärt, dass sie sich im Vorfeld des Prozesses genau das gewünscht habe, um das Trauma noch besser verarbeiten zu können.

Nur wenige Wochen vor dem verhängnisvollen 21. Oktober 2024 hatte die junge Frau in der Waltroper Tankstelle ihre Ausbildung zur Verkäuferin begonnen. Als der Täter plötzlich mit einer Waffe in der Hand vor ihr stand, sie bedrohte („Gib das Geld raus. Runter auf den Boden“), sei ihr buchstäblich das Herz in die Hose gerutscht, hatte die 18-Jährige erklärt. „Ich hatte in dem Moment panische Angst um mein Leben.“

Der Prozess fand vor der 8. Jugendkammer am Bochumer Landgericht statt.
Der Prozess fand vor der 8. Jugendkammer am Bochumer Landgericht statt. © Bernd Thissen/dpa

Für die 18-Jährige war es nach eigenen Angaben anfangs völlig unvorstellbar, wieder an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren.

Die „hasserfüllten Augen“ des Täters hätten sie immer wieder in Alpträumen verfolgt. Letztlich sei es ihr aber gelungen, gegen ihre Ängste anzukämpfen.

Der 20-Jährige hatte nach dem Überfall mit seinem Flucht-Pkw an der Polizeischule in Bork angehalten, die Nummernschilder gewechselt, wovon eines aber bei der Weiterfahrt dann schnell wieder abfiel.

Kurz danach wurde der Selmer von der Polizei gestoppt. Bei der Festnahme hatte er einen Joint im Mund, die Tatwaffe ragte aus seiner Jacke empor.

Räuber könnte eine Ausbildung beginnen

Bei der Höhe der verhängten Strafe gingen die Richter sogar leicht über die Forderung der Staatsanwaltschaft (zwei Jahre und neun Monate Haft) hinaus. Die Verteidiger hatten auf eine Bewährungschance gehofft.

Auch nach dem Urteil bleibt der Selmer weiter in Haft. Bestenfalls kann der 20-Jährige die Zeit im Jugendgefängnis jetzt für eine eigene Ausbildung nutzen.