
© Sabine Geschwinder
Tuning-Messe: Kimberly Niemeyer aus Bork (25) unterstützt Hospiz mit aufgemotzten Autos
Auto-Tuning
Kimberly Niemeyer (25) mag getunte Autos. Deshalb veranstaltet sie im August die erste Tuning-Messe Selms. Doch der Grund für die Messe hat auch einen ernsten Hintergrund.
Kimberly Niemeyer, 25 Jahre alt, Spitzname Kiwii (das zweite i ist absichtlich), sagt über sich selbst, „ich bin eine Chaotin.“ Das merkt man allerdings nicht, wenn man sich anschaut, was die Auszubildende zur Altenpflegerin in den vergangenen Monaten auf die Beine gestellt hat.
Die Frau aus Bork hat eine Leidenschaft für Autos. „Ich habe mich nie für die typischen Frauensachen interessiert, shoppen oder auch Frisuren“, sagt sie, „ich mag Autos.“ Und so ist Kimberly Niemeyer sehr regelmäßig auf Tuning-Messen zu Besuch. Von April bis September gibt es fast jede Woche irgendwo in Deutschland eine Tuning-Messe
Tuning heißt lose übersetzt aufmotzen. Leute, die tunen, motzen ihre Autos auf und zeigen, wie man aus einem ganz gewöhnlichen Auto etwas machen kann, was erstens nicht jeder hat und das zweitens dafür sorgen soll, dass Menschen beeindruckt sind. Die besten Tuner zeigen ihre Werke auf Tuning-Messen und konkurrieren dabei um Preise. „Manche haben ihren Kofferraum so krass ausgebaut, dass er wie eine Landschaft aussieht“, gibt Kimberly Niemeyer ein Beispiel. Sie sagt: „Wenn man auf ein getuntes Auto zugeht, dann denkt man einfach wow.“
Und weil sie Tuning so mag, hat sie im Dezember 2018 bei Facebook eine Gruppe gegründet, die bis jetzt rund 600 Mitglieder aus ganz Deutschland hat. BrandsExctasy heißt die Gruppe. Es heißt übersetzt aber „auseinander geraten“, also „Marken auseinandergeraten“, weil sich die Gruppe auf keine bestimmte Automarke konzentriert.
Unterstützung für ein Hospiz
Nun möchte Kimberly Niemeyer selbst eine Tuning-Messe veranstalten – und das Ganze mit einem guten Zweck verbinden. Die Einnahmen sollen an das Hospiz Lebenshaus in Münster gehen. Dort ist 2014 die Tante von Kiwii gestorben, sie hatte Krebs und wurde nur 46 Jahre alt. „Aber sie ist mit einem Lächeln auf den Lippen gestorben“, erklärt Kimberly Niemeyer. Außerdem habe sie sich selbst davon überzeugen können, dass ihre Tante dort gut betreut wurde. Und da sie selbst aus der Pflege kommt, setzt sie sich mit Themen wie Tod und der Frage wo sterben („Bloß nicht im Krankenhaus“) auseinander.
Da Hospize sich durch Spenden finanzieren, aber viele Kosten, zum Beispiel für teure Medikamente, zu stemmen haben, sei es ihr wichtig, die Arbeit zu unterstützen. „Wir sind alle gesund, wir können alle arbeiten und wir geben viel Geld für unsere Autos aus“, sagt sie, „nun möchten wir mit unserem Hobby etwas Gutes tun.“ Mit wir meint sie ihren besten Freund Ronny Ickerodt und Nils Fieber, einen der Administratoren der Facebook-Gruppe, die sie bei der Organisation mit unterstützen.
Prominenter Gast soll verpflichtet werden
Stattfinden wird die Veranstaltung „Brands for Hospice“ am Sonntag, 4. August, auf dem Gelände des Zentrums für Ladungssicherheit (LaSiSe) in Bork. Dort erwarten die Besucher Aussteller verschiedener Automarken, Beratung zum Thema Autoversicherung und 30 VIP-Tuner, also die besten ihrer Zuft, die ihre getunten Wagen zeigen. Essen gibt es auch sowie eine Hüpfburg für Kinder.
Aktuell versucht Kiwii Niemeyer auch Jean-Pierre Kraemer, Tuner und bekannt aus der TV-Sendung die PS.Profis, für die Veranstaltung zu gewinnen. „Er hat natürlich viel zu tun, wir hoffen aber trotzdem, dass es klappt“, sagt sie. Auf der Veranstaltungsseite bei Facebook haben bereits 1300 Leute ihr Interesse bekundet.
Schriftliche Examensprüfung
Das Lasise stellt seinen Platz kostenlos zur Verfügung. „Wir stellen uns für eine Benefizveranstaltung gerne zur Verfügung“, sagt André Bubenzer, Geschäftsführer der Lasise GmbH. „Bei der Größe, mit der Frau Niemeyer derzeit rechnet, ist es auch nicht ganz einfach etwas zu finden“, sagt er und da helfe man gern. „Ich halte es für eine wichtige Sache“, sagt er zum Thema Spenden für das Hospiz.
Nervös ist Kiwii Niemeyer schon, über das Ausmaß, das ihre Messe angenommen hat. Denn sie hätte nicht mit so vielen Zusagen gerechnet und auch der Hilfe, die sie bekommen hat, zum Beispiel dadurch, dass die Veranstaltung am Lasise stattfinden kann. Und dann ist da auch noch ihre schriftliche Examensprüfung, die sie kurz vor der Veranstaltung im August hat. Aber alles Schritt für Schritt.
Ich bin neugierig. Auf Menschen und ihre Geschichten. Deshalb bin ich Journalistin geworden und habe zuvor Kulturwissenschaften, Journalistik und Soziologie studiert. Ich selbst bin Exil-Sauerländerin, Dortmund-Wohnerin und Münsterland-Kennenlernerin.
