Der rote Punkt signalisiert: Diese Buche wird bald nicht mehr stehen. © Sylvia vom Hofe
Klimawandel
Trockenheit und Bauvorhaben: 20 Bäume vor ehemaliger Pestalozzischule nicht mehr zu retten
Drei rote Punkte auf dem Stamm bedeuten nichts Gutes. So hat Förster Marco Adamek die Bäume im Wäldchen vor der ehemaligen Pestalozzischule gekennzeichnet, die bald gefällt werden.
Vögel zwitschern irgendwo in den Baumkronen. Die Sonne lässt die Stämme lange Schatten werfen. Und die ersten Knospen treiben grün aus: eine Idylle, die aber trügt. Denn zwischen Buchenwaldstraße und Pädagogenweg spielt sich gerade ein Drama ab, wie Marco Adamek sagt. Und das habe nichts mit der bevorstehenden Baumaßnahme zu tun.
„So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt der Revierförster, der seit mehr als 30 Jahren den Selmer Stadtforst betreut - und mit ihm auch den Zechenbusch und das davor gelagerte Wäldchen zwischen Buchenwaldstraße und ehemaliger Pestalozzischule. „Der Boden ist tiefgründig ausgetrocknet“ - so tief, dass es für viele der Buchen, die einst der Straße ihren Namen gaben keine Rettung mehr gebe. Der Regen der zurückliegenden Wochen könne daran nichts ändern.
Trotz des Regens sind Böden weiter zu trocken
Das Wasser steht auf der fast zwei Hektar großen Freifläche zwischen Wäldchen und Zechenbusch: dem Grundstück, wo bis Augst 2019 noch die einstige Selmer Förderschule - die Pestalozzischule - stand. Jetzt ist es ein leer geräumtes Baufeld, auf dem ein Kindergarten und drei Mehrfamilienhäuser entstehen sollen. In den Pfützen spiegeln sich die Baumkronen. Manchen, sagt Adamek, sei schon anzusehen, dass sie sterbenskrank seien, manchmal seien sie sogar schon tot. Adamek hat sie gekennzeichnet.
Drei rote Punkte am Stamm zeigen, bei welchen Bäumen die Waldarbeiter in den nächsten Tagen die Motorsäge ansetzen werden. Rund 20 sind es, zumeist Buchen, oft stolze, große Bäume. Sie kränkelten schon seit zwei Jahren wegen der chronischen Trockenheit. Denn gerade für diese Baumart, die tief wurzele, sei Feuchtigkeit in tieferen Schichten überlebenswichtig, erklärt Adamek.
Das Schicksal der Buchen ist noch offen
Bis Ende September sei so gut wie kein Niederschlag gefallen, sagt Adamek. Der Regen, der seit Oktober fiel, habe die Dürre zuvor noch nicht wettmachen können. Höchstens 80 Zentimeter bis einen Meter tief habe er den Boden durchnässt - nicht tief genug. Wie es mit den Buchen weitergeht und ob überhaupt: Das muss sich in diesem Jahr zeigen. Die Fichten sind bereits verschwunden.
Nur etwa jeder fünfte Baum hat dem NRW-Umweltministerium zufolge keine Schäden. Neben der Trockenheit schädigen Stürme und Borkenkäfer die Wälder zusätzlich, wie der Leiter des Landesbetriebs Wald und Holz NRW, Andreas Wiebe, erst vor einem Monat sagte. „Grundsätzlich werden es alle Baumarten schwer haben, weil wir noch immer zu wenig Wasser in den tieferen Schichten des Bodens haben.“
Drei Häuser mit jeweils fünf bis acht Wohnungen
So bedauerlich es ist, dass die Selmer Buchen zwischen Buchenwaldstraße und Pädagogenweg abgestorben sind: Dem Bauvorhaben kommt das entgegen. Entlang der Erschließungsstraße zur künftigen Kita und den drei dreigeschossigen Häusern mit jeweils fünf bis acht Wohnungen müssen Bäume Platz machen unter anderem für Parkstreifen und Regenwassermulden.
Die betroffenen Buchen sind teilweise schon gezeichnet von Dürre und Krankheit. © Sylvia vom Hofe
Haben die zur Fällung vorgesehenen Bäume Höhlen, in denen Spechte oder Fledermäuse leben? Sind andere geschützte Arten betroffen? Adamek verneint. In den vergangenen Wochen hätten Experten entsprechende Untersuchungen durchgeführt. Mit Hubsteigern seien sie aufgestiegen, um genau nachzugucken - ohne Ergebnis.
Wann genau die Fällarbeiten stattfinden, weiß Adamek noch nicht. „Auf jeden Fall im Februar.“ Am Mittwoch, 5. Januar, haben Mitarbeiter der Stadtwerke bereits Vorbereitungen getroffen und den Bauzaun weggeräumt: freie Bahn für die Waldarbeiter. Ob sie auch noch in weiteren Teilen des Stadtforstes vertrocknete Bäume fällen werden, ist noch offen.
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