Thomas Orlowski (SPD) will Bürgermeister werden: Er tritt bei der Wahl im September als einer von sechs Kandidaten in Selm an. © Marie Rademacher
Kommunalwahl 2020
Thomas Orlowski (SPD): Verwaltungsprofi will Selms Bürgermeister werden
Der Diplom-Verwaltungswirt Thomas Orlowski tritt für die SPD als Bürgermeisterkandidat an. Er setzt auf Themen wie Klimaschutz, Sicherheit und Verkehr. Und bleibt bei seinem Gesamtschul-Vorschlag.
Mit einer kleinen, etwas entschuldigenden Geste bittet Thomas Orlowski an den Tisch in seinem Wohnzimmer. Eigentlich kommt hier die Familie des Bürgermeisterkandidaten zum Essen zusammen, erzählt der Selmer, der sich selbst als „absoluten Familienmenschen“ beschreibt. Im Moment allerdings liegen viele Unterlagen auf dem großen Holztisch. „So ist das halt im Wahlkampf“, sagt Thomas Orlowski und lacht.
Es ist etwas mehr als ein Jahr her, als er erklärt hat, dass er in Selm für die SPD als Bürgermeisterkandidat antreten wird. Er war damit der erste von insgesamt sechs Kandidaten, die sich zum Ziel gesetzt haben, bei der Kommunalwahl im September 2020 Nachfolger von Mario Löhr zu werden.
Bereut, so sagt es Thomas Orlowski, habe er seine Kandidatur nicht. „Im Gegenteil.“ Für ihn sei das eine Herzenssache. „Natürlich wird die Corona-Krise das Amt nicht leichter machen. Aber das sehe ich eher als Herausforderung“, sagt er.
Corona und der Wahlkampf
Schon die Pläne für den Wahlkampf hat Corona ziemlich durcheinandergewirbelt. Er ist sogar ziemlich in den Hintergrund getreten, als sich die Ausmaße der Krise deutlicher abzeichneten, sagt Orlowski. Er habe in dieser Zeit viele Gespräche geführt mit Unternehmern oder Arbeitnehmern, die Existenzängste hatten, von Kurzarbeit oder sogar Arbeitslosigkeit bedroht waren. „Das hat mich schon sehr beschäftigt“, sagt Thomas Orlowski. Es sei ihm in dieser Zeit auch wichtig gewesen, sich gesellschaftlich in der Nachbarschaftshilfe zu engagieren.
Dieses Soziale, so sagt er später im Gespräch, sei auch das, was an ihm „typisch SPD“ sei. Außerdem: „Dass ich mich gerne für andere einsetze. Dass ich mit den Menschen im Gespräch bin. Dass ich ganz, ganz strikt gegen Rassismus bin und für unsere Demokratie kämpfe. Da habe ich einen Eid drauf geschworen“, sagt er. Typisch SPD, das war auch ein Thema, das er schon bei seiner Antrittsrede ins Spiel gebracht hat: eine mögliche Gesamtschule in Selm.
„Da stehe ich auch weiterhin zu“, sagt Orlowski heute - auch wenn es damals viel Gegenwind für seinen Vorschlag gab. Im Gespräch mit den Menschen in Selm habe er erkannt, dass viele sich für ihre Stadt diese Schulform wünschen. „Wir haben schon eine kleine Gesamtschule - warum sollten wir nicht über eine große nachdenken?“, fragt er.
Bildung ist das Schwerpunktthema in seinem Wahlkampf. Das, so sagt er, hat vielleicht auch etwas mit seiner eigenen Geschichte zu tun. Thomas Orlowski - Jahrgang 1969 - hat einen Realschulabschluss gemacht und danach eine Ausbildung in der öffentlichen Verwaltung begonnen. Das Abi hat er nachgeholt - neben seinem Beruf, drei Jahre lang jeden Abend. Dann hat er noch ein Studium angeschlossen und arbeitet nun als Diplomverwaltungswirt am LAFP: Er ist also ein Verwaltungsprofi. Ein Vorteil im Amt des Bürgermeisters? Ja, meint Thomas Orlowski. „Ich glaube, dass meine Verwaltungserfahrung vor allem jetzt im Moment in dem Amt sehr wichtig ist.“
Wie gestalten angesichts der finanziellen Belastungen?
Das sagt er vor allem mit Blick auf die Folgen der Corona-Krise - auch für den kommunalen Haushalt. Die Belastungen gehen in die Millionenhöhe, hinzu kommt der Wegfall der Gelder des Stärkungspaktes. Als Bürgermeister angesichts solcher Probleme zu gestalten, könnte relativ schwierig werden. „Wir sehen, dass die finanziellen Belastungen enorm sein werden. Da müssen wir genau hinschauen. Gleichwohl dürfen wir nicht alle Investitionen in den Wind schlagen. Wir müssen jetzt erst mal Ruhe bewahren und abwarten, wie sich alles entwickelt. Und dann müssen wir reagieren“, sagt Thomas Orlowski.
Seit 2014 sitzt Thomas Orlowski im Rat der Stadt, seit 2016 ist er Fraktionsvorsitzender für die SPD. Für die Partei also, zu der auch Bürgermeister Mario Löhr gehört. „Es ist immer gut, wenn der Vorgänger aus der eigenen Partei ist. Selbstverständlich stärkt mich das“, sagt Orlowski.
Neben dem Fokus auf Bildung hat er sich noch drei weitere Schwerpunkte für seinen Wahlkampf gesetzt: Klimaschutz, Verkehr und Sicherheit. Die letzten beiden Themen, so sagt er, sind durch viele Gespräche in Selm auf seine Agenda gekommen. Über seine sogenannten Haustürbesuche. Er geht dabei von Haus zu Haus, klingelt, sucht das Gespräch mit den Menschen. Er wisse aus diesen Gesprächen, dass der Verkehr vielen Menschen in Selm zu viel ist - dass er zu viel Lärm verursacht. Orlowski möchte das „anpacken“.
Polizeipräsenz in Selm
Außerdem, so erzählt er, habe er sehr oft mitbekommen, dass Sicherheit ein Thema für viele Selmer ist. „Ich arbeite bei einer Polizeibehörde, insofern kann ich das immer ganz gut beurteilen. Die gefühlte Sicherheit, die ist auch ein Stück weit Lebensqualität, wichtig für eine Stadt“, sagt Orlowski. „Da bin ich auch ehrlich und sage: Eine feste Wache werden wir hier vor Ort nicht hinbekommen. Aber ich werde dafür kämpfen, dass wir zumindest am Wochenende einen festen Wagen hierhin bekommen.“
Thomas Orlowski ist außerdem Langstreckenläufer, war schon bei mehreren Marathons dabei. Etwas, das sich vielleicht auch auf ihn als Menschen und Politiker übertragen lässt. Er sagt: „Man muss einen Plan haben und an diesem Plan ständig arbeiten. Wenn man einen Marathon läuft, hat man dauernde Belastungen, muss kontinuierlich den Weg gehen, ansonsten schafft man das Ziel nicht. Ich glaube, so ein Mensch bin ich auch: Ich habe einen Plan und den möchte ich gehen. Und da bin ich sehr ausdauernd.“
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