
© Matthias Stachelhaus
„SteverLandRoute“: Mit dem Rad von der Quelle bis zur Mündung
Freizeit
Große Fahrradtouren sind eigentlich nicht die klassische Beschäftigung im Winter. Die „SteverLandRoute“ war für unseren Reporter anstrengend, nass, kalt... Und trotz allem ein tolles Erlebnis.
Zugegeben: Eine klassische Freizeitbeschäftigung für den Winter ist Fahrradfahren für mich eigentlich nicht. Aber aus bekannten Gründen ist vieles anders. Deshalb sind wir immer auf der Suche nach Aktivitäten draußen. Möglichst ohne große Menschenansammlungen. Und so sitzen wir an diesem kalten und vernieselten Morgen im Dezember auf unseren Fahrradsätteln.
Genauer gesagt stehen wir am Startpunkt der „SteverLandRoute“ im historischen Ortskern in Nottuln. Rund 70 Kilometer von der Quelle bis zum Ziel an der Mündung bei Halten am See stehen auf dem Plan.
Los geht es von unserem Startpunkt aus aber erst einmal in Richtung der Steverquelle, die nördlich von Nottuln entspringt. Eine Routenführung über eine Routing-App ist möglich, die komplette Tour ist allerdings auch ausgeschildert. Wir folgen den roten Radwegweisern, an Kreuzungen weist ein grün / blaues Hinweisschild mit einem geschwungenen „S“ die richtige Richtung.
Quelle aus der Ferne bewundern
Direkt zugänglich ist die Steverquelle, gewissermaßen unser natürlicher Startpunkt, nicht. Wir begnügen uns mit einem Blick von der Straße aus. Eine ausführliche Infotafel zu den Quellen der Baumberge - einige hundert Meter entfernt - liefert weitere Erläuterung: Wir befinden uns im Naturschutzgebiet Baumberge.
Dem herbstlich / winterlichen Wetter zum Trotz ist es hier einfach schön. Die tief hängenden Wolken geben unserer Umgebung eine wunderbar verwunschene Stimmung. Und unsere wetterfeste Kleidung hält was sie verspricht.
Bei mir als eingefleischtem Stadtkind macht sich Urlaubsstimmung breit. Verkehr gibt es auch auf Teilstrecken entlang von Landstraßen nur wenig, andere Radfahrer oder Spaziergänger bleiben auf den ersten 10 Kilometern der Tour die Ausnahme. Sicher nicht zuletzt bedingt durch Jahreszeit und Wetter. In dieser ländlichen Idylle lässt es sich gut abschalten.
Einen kurzen Zwischenstopp machen wir an der Wassermühle Schulze Westerath in Stevern. Nebst Besuch eines Hofstands am Straßenrand. Die hier erstandene Marmelade wird zum Mitbringsel erkoren und kann nach Verköstigung am kommenden Tag nur weiterempfohlen werden.
Alternativer Startpunkt verkürzt Strecke um 10 Kilometer
Nachdem wir Nottuln-Appelhülsen und seinen Bahnhof passiert haben, folgt der Radweg direkter dem Lauf der Stever, die hier ein einige Meter breites Flüsschen ist. Die Bahnhaltestelle wäre ein alternativer Einstiegspunkt in die „SteverLandRoute“, verkürzt die Strecke um etwa 10 Kilometer. Dass das durchaus eine Option sein kann, wird uns aber erst später klar sein.
Zum eigentlichen Startpunkt der Route in Nottuln fährt man von hier aus mit der Buslinie C85 in Richtung Nottuln (stündlich um XX.47 Uhr).
Weiter führt uns der Weg in Richtung Senden. Der Ort wird durch einen Grünstreifen entlang der Stever durchbrochen. Die Fahrt führt durch eben diese Parkanlage mit vielen Bänken und mehreren Spielplätzen bis zum Schloss Senden. Eine einladende Kulisse für eine kleine Rast.
Eine von vielen Gelegenheiten. Das fällt auf, neben der auch für uns Ortsunkundigen guten Beschilderung: Nicht nur geben Infostationen Einblicke in das Ökosystem Fluss und in die Historie, auch für Kinder. Entlang der Route gibt es viele Möglichkeiten, eine Pause einzulegen. Oftmals inklusive Picknickbank und Mülleimer.
Mittagspause im schönen Lüdinghausen
Vorbei am Schloss Senden überqueren wir den Dortmund-Ems-Kanal und fahren entlang von Feldern und Wäldchen Richtung Lüdinghausen. Hier machen wir, nach etwas über der Hälfte der Strecke eine Mittagspause.
Die Kulisse, nebst den Burgen Vischering und Lüdinghausen, lädt eigentlich für einen längeren Besuch ein, aber dafür haben wir heute nicht genug Zeit. Gut 30 Kilometer liegen noch vor uns. Immerhin: Auch der Nieselregen hat eine längere Pause eingelegt und die Regenkleidung hält bis hierhin was sie verspricht. Radfahren im Winter macht uns bislang deutlich mehr Spaß, als wir gehofft hatten.

Hinter Senden in Richtung Olfen ist aus dem kleinen Bach schon ein Fluss geworden. Der Radweg entlang der Stever ist hier besonders idyllisch. © Matthias Stachelhaus
Die Route führt uns südlich von Lüdinghausen weiter direkt an der Stever entlang, bevor wir auf halber Streck in Richtung Olfen ein gutes Stück weit über Landstraßen fahren und ein zweites Mal den Dortmund-Ems-Kanal Kreuzen. Diesmal unterirdisch zusammen mit der Stever, die hier unter der Wasserstraße hindurchgeführt wird, bevor wir die Steverstadt erreichen.
Kampf ab Kilometer 60
Nördlich von Olfen durchradeln wir die Steveraue, folgen der SteverLandRoute durch einen Waldweg weiter nach Hullern und zum Hullerner Stausee. Und auch wenn die Tour malerisch bleibt, die Ausblicke auf den Stausee das Gesamtbild von der Quelle bis zur Mündung der Stever abrunden, gehen wir langsam in die Knie.
Wir hatten uns vorgenommen, zu Testzwecken auf den Einsatz unserer elektrischen Unterstützung in den Fahrrädern zu verzichten und dabei soll es auch bleiben. Besondere Steigungen, bei denen wir primär auf den Motor zählen, gibt es auf der gesamten Strecke keine. Auf diesen letzten etwa 10 Kilometern wird das für uns zur Willensprüfung. Der Regen ist zurück, das Tageslicht schwindet und die Beine werden schwer.

Viel Land, wenig Verkehr. Auf der "SteverLandRoute" kann man gut mal für ein paar Stunden die Seele baumeln lassen. Ab Kilometer 60 wurde die Tour für uns allerdings auch zu einer Frage des Willens. © privat
Die letzten Blicke über den abendlichen Halterner See fallen kürzer aus, aber das rettende Ziel rückt Meter für Meter näher. Im Dunkeln erreichen wir schließlich den Bahnhof in Haltern, von dem aus es zurück in Richtung Heimat geht. Müde sind wir, äußerlich gut durchnässt, aber auch glücklich.
Denn eins haben wir am jetzt zurückliegenden Tag geschafft: Corona einfach mal für ein paar Stunden (fast) zu vergessen. Wir kommen wieder. Auch die übrigen, kürzeren Rundtouren der „SteverLandRoute“ wollen wir noch entdecken.
ANFAHRT ZUR „STEVERLANDROUTE“ UND WEITERE ROUTEN
- Die Etappen der „SteverLandRoute“ sind als detaillierte Karten für das Navigations-Tool „komoot“ auf der Homepage www.steverlandroute.de, des Naturschutzzentrums Kreis Coesfeld zu finden.
- Die Anfahrt per ÖPNV zum Startpunkt der 70 Kilometer langen Distanzstrecke ist möglich. Der nächste Bahnhof ist in Nottuln Appelhülsen, von dort aus fährt die Buslinie C85 stündlich zum historischen Ortskern Nottuln.
- Wer sich mit dem Auto absetzen lässt, findet direkt am Startpunkt einen Parkplatz. Adresse für das Navi: Stiftstraße 8, 48301 Nottuln.
- Der Bahnhof Haltern ist Endpunkt der Route. Die Abreise per Zug ist also kein Problem. Ein großer Parkplatz ist direkt am Bahnhof zu finden. Adresse für das Navi: Annabergstraße 13, 45721 Haltern am See.
- Die Nutzung von komoot ist, je nach Art, mit einmaligen Kosten (ab 4 Euro für Navigation für lokales Kartenpaket) verbunden. Einmal installiert funktionierte die App als Navi auf der „SteverLandRoute“ einwandfrei.
- Wir haben die „SteverLandRoute“ Route zusätzlich Google-Maps nachgebaut.
Beruflicher Quereinsteiger und Liebhaber von tief schwarzem Humor. Manchmal mit sehr eigenem Blick auf das Geschehen. Großer Hang zu Zahlen, Statistiken und Datenbanken, wenn sie denn aussagekräftig sind. Ein Überbleibsel aus meinem Leben als Laborant und Techniker. Immer für ein gutes und/oder kritisches Gespräch zu haben.
